Darum wird der BVB Meister

Nach schwachem Saisonstart drehte Borussia Dortmund ab dem 7. Spieltag richtig auf. Inzwischen hat der Deutsche Meister seine Höchstgeschwindigkeit erreicht: seit 18 Spielen ist der BVB ungeschlagen, zuletzt gab es acht Siege in Folge - Serien, wie es sie selbst im fulminanten Vorjahr nicht gab.

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Von Felix Mattis
Im Jahr 1992 gelang es den Borussen unter Ottmar Hitzfeld zuletzt, länger ohne Niederlage zu bleiben (19 Spiele).
Man könnte kurz zusammenfassen: Es läuft in Dortmund. Doch die Erfolge einzig durch ein positives Momentum zu begründen, wäre zu einfach. Im direkten Vergleich zum schärfsten Verfolger und großen Kontrahenten aus München werden die Stärken der Borussia deutlich - und der aktuelle Vorsprung lässt sich erklären.
Was hat der BVB, was der FC Bayern nicht hat?
Demut
Eines der immerwährenden Probleme des FC Bayern sind drohende Unruhen, wenn der Erfolg für ein paar Wochen ausbleibt. Der Druck in München ist ungleich größer als in Dortmund, wo man selbst in der aktuellen Situation noch vom kleinlauten Ziel "Platz 1-3" spricht.
"Wir haben jetzt elf Punkte auf Schalke, was hervorragend ist, um vielleicht noch etwas früher mit der Champions League planen zu können", erklärte etwa Mats Hummels nach dem Spieltag, der dem amtierenden Meister zehn Spiele vor Saisonende einen 7-Punkte-Vorsprung im Titelkampf bescherte.
Und sein Trainer Jürgen Klopp betont: "In den entscheidenden Momenten musst du total demütig bleiben." Dem FC Bayern fehle momentan zwar das Glück, aber das könne sich auch ändern. In der Hinrunde hatten die Münchener ihrerseits schließlich bereits einmal acht Punkte Vorsprung.
"Vielleicht würde Christian Nerlinger auch ein bisschen Understatement guttun. Wir wissen, dass wir gut sind. Und wenn wir auf die Bayern treffen, wollen wir sie schlagen. Aber es geht hier nicht um eine Wachablösung. Wir wollen keinen Wettstreit daraus machen", sagt Klopp.
Ruhe
Im Gegensatz zu den zumindest nach außen bescheiden bleibenden Dortmundern, brennt in München, wo stets der Titel gefordert ist, auch auf Tabellenplatz zwei häufig schon die Luft. Dass das an den Spielern nicht spurlos vorbeigeht, stellten Thomas Müller und Jerome Boateng mit ihrem Streit in Leverkusen eindrucksvoll zur Schau. "Es lag viel Druck auf allen Beteiligten, da kommt es manchmal zu solchen Szenen", erklärte Müller anschließend. In Dortmund scheint das unmöglich.
Hinzu kommen in München Probleme mit unzufriedenen Stars wie Arjen Robben, der während seiner erfolgreichen Länderspiel-Woche öffentlich gegen Bayern-Trainer Jupp Heynckes stichelte: "Der große Unterschied ist, dass ich hier (beim Nationalteam) viele Freiheiten im Spiel bekomme und Selbstvertrauen durch den Coach. Es ist herrlich, mit einem Trainer zu arbeiten, der einem Vertrauen schenkt und die Spieler in Ruhe ihre Arbeit machen lässt."
Kontinuität
Dass Robben seinen Trainer kritisiert, bringt das nächste Münchener Problem hervor. In München hatte nach Hitzfeld niemand die Chance, langsam und kontinuierlich etwas aufzubauen. Fehlt der Erfolg, so wird der Trainer hinterfragt.
Seit Klopp beim BVB im Jahr 2008 das Ruder übernahm, und nun die Früchte seiner Arbeit ernten darf, sah er in München im selben Zeitraum sowohl Jürgen Klinsmann als auch Louis van Gaal und nun möglicherweise sogar Jupp Heynckes an den Ansprüchen des Rekordmeisters scheitern.
Ausgewogenheit
Den Ansprüchen (möglichst drei Titel in einem Jahr), ist der kleine Münchener Kader offenbar nicht gewachsen. Durch den abermaligen Ausfall von Bastian Schweinsteiger zeigt sich erneut, dass es den Bayern nicht an Qualität, aber in der Breite fehlt. Das Spiel ist abhängig von Schweinsteiger, während man beim BVB kaum merkt, wenn ein Überflieger wie Mario Götze ausfällt.
In Dortmund kann scheinbar jede Lücke adäquat geschlossen werden. Jakub Blaszczykowski, Shinji Kagawa, Kevin Großkreutz, Ivan Perisic, Mario Götze, Robert Lewandowski, Lucas Barrios, und auch dahinter Sebastian Kehl, Sven Bender, Ilkay Gündogan sowie Moritz Leitner - sie nehmen sich alle nicht viel. Darüber hinaus meckert bei den Schwarz-Gelben niemand, wenn er mal auf der Bank sitzt.
Bayern-Dusel
"Wir zaubern nicht immer, aber wir gewinnen." Mats Hummels bringt auf den Punkt, was die Effizienz des BVB momentan ausmacht. Zwar lässt die Chancenauswertung innerhalb der einzelnen Spiele oft zu wünschen übrig, doch weil die Dortmunder sehr viele Chancen kreieren, reicht es meist doch für den Sieg.
In den wichtigen Momenten sind die Borussen da, die Bayern momentan nicht. Während der Rekordmeister in Leverkusen beispielsweise nach starker erster Halbzeit ohne Torerfolg blieb, ging der BVB gegen Mainz in Führung, und wusste auch sofort die richtige Antwort auf den lediglich rund 30 Sekunden währenden Ausgleich.
Video: Die Stimmen der Trainer
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