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Der FC Bayern München und die Meisterschaft: Vorprogrammierte Langeweile

Michael Wollny

Update 03/07/2015 um 16:16 GMT+2 Uhr

Es war nicht anders zu erwarten. Der FC Bayern München greift auch in der kommenden Saison mit traditioneller Selbstverständlichkeit nach der Schale und selbstverständlich gibt es niemanden, der ihnen dabei endlich mal wieder auf die Finger klopfen will.

Einsam am Ziel: Bastian Schweinsteiger mit Schale

Fotocredit: Imago

Soeben erst haben die "Wölfe" brav den Schwanz eingezogen und kuschen vor dem bajuwarischen Titel-Monster. "Dass wir der große Bayern-Verfolger sind, ist falsch", meint Manager Klaus Allofs.
Aber warum soll es denn nicht richtig sein, den Bayern endlich mal wieder den Kampf anzusagen?
Es scheint, als reichten für dieses mutige Unterfangen eben nicht nur Säcke voller VW-Taler, man benötigt auch Kahnsche Cojones. Doch da greift man von Elbe bis Isar leider völlig ins Leere.
Im Schatten der Bayern hat sich über die Jahre hinweg eine Kultur der bequemen Ausrede etabliert: Man hat in München ja nichts zu verlieren. Und mit dieser Einstellung verliert man dann alles: Das Spiel. Die Punkte. Sein Gesicht.
In der Bundesliga gab es mit der Dortmunder Borussia in den letzten Jahren gerade einmal einen Verein, der noch über jenes Quantum Selbstachtung verfügte, aus dem sich so etwas wie ein eigener Anspruch formulieren ließ. Einer, der sogar als Kampfansage an die Bayern taugte - wenn auch nur unter Garantieausschluss.
Selbsterfüllende Prophezeiung
Für den Rest gibt es hingegen auch weiterhin nur ein probates Mittel, um gegen das vermeintlich Übermächtige anzustinken: gestrichen volle Hosen.
Gegen Bayern kann man mal verlieren. Wer sich diese Einstellung vor Anpfiff als Ausrede zurechtlegt, muss sich über die selbsterfüllende Prophezeiung nach Abpfiff nicht wundern. Ebenso nicht über die schockierende Erkenntnis, dass man dann zuhause gegen Darmstadt oder Mainz ja auch mal plötzlich verlieren kann.
Wird der FC Bayern wieder Deutscher Meister
Niederlagen gehören zur Logik des Sports, die Selbstaufgabe indes nicht. Sie führt auf direktem Weg ins Desaster. Mal verlieren können dürfen. Mit dieser Aussage bekommt man in München als Spieler bundesweites Stadionverbot.
Und genau hier krankt die Liga. An einer Anspruchslosigkeit, die man beim FC Bayern nicht kennt.
Die Sache mit der Langeweile
Seit Jahrzehnten scheinen die Machtverhältnisse im deutschen Fußball geklärt. Den FC Bayern vor Saisonbeginn zu fragen, ob er Meister werden will, ist so provokativ, wie den Papst zu fragen, ob er an Gott glaubt.
Für den FC Bayern gehört dieser Anspruch zum Selbstverständnis. Doch die Bundesliga akzeptiert ihn leider widerspruchslos. "Langeweile ist nicht Mangel an Ereignis", hatte der deutsche Philosoph Elmar Kupke einmal festgestellt, "sondern ein Mangel an Interesse."
Bayerns traditioneller Kampf um die deutsche Meisterschaft wird immer ein Ereignis bleiben. Doch viel zu selten formuliert jemand sein Interesse, den Bayern diesen Kampf so schwer wie möglich machen zu wollen. Diese Kapitulation der Langweiler nimmt der Bundesliga die Dramaturgie.
Nur der BVB hielt noch ehrlich dagegen
Zuletzt diente das Dortmunder Selbstbewusstsein den Anderen als bequemes Feigenblatt, hinter dem es sich ganz toll verstecken ließ, um dann en passant und ohne Erfolgsaussichten in die Königsklasse zu schlendern oder eben ein bisschen durch die Europa League zu dilettieren.
Nun, da sich der BVB erst mal neu aufstellen muss, bevor er die Bayern erneut stellen kann, gucken sie von Wolfsburg bis Leverkusen scheu zu Boden und murmeln: "Mach du doch!" – "Nee, du!" Dabei geht es nicht darum, vor Saisonbeginn die Meisterschaft als Ziel auszurufen. Es geht darum, sich diesem Ziel per se nicht zu verweigern. "Yes I can!“ oder wenigstens "Ich probier's halt mal..."
Stattdessen motzt bald wieder ganz Deutschland genervt über das Münchner Mantra "Mia san Mia", anstatt sich über die kampflose Kapitulation der Konkurrenz zu ärgern, die in achselzuckender Entschuldigung mit dem Finger gen München zeigt: "Die sind halt die".
Lernt endlich von den Bayern!
Die Meisterschaft leidet nicht allein unter der sportlichen Stärke der Bayern. Sie leidet eben auch unter der Ego-Schwäche dahinter. Langeweile, um auf Elmar Kupke zurückzukommen, ist eben kein Mangel an Ereignis, sondern ein Mangel an Interesse.
Vor allem, wenn Platz zwei bis vier als Zielsetzung die Genügsamkeit unterstreicht und schlichtweg der Mut fehlt, um mal aus der dritten Reihe nach vorne zu treten und den Bayern bei ihrem Triumphzug zum Titel auf den zurechtgeschnittenen Lorbeer zu pinkeln.
Man muss den Münchner Weg nicht kopieren, aber man darf durchaus etwas von ihm lernen:
Wer den Willen verliert besser zu werden, der hört auf, gut zu sein.
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