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9 Dinge, die am 20. Bundesliga-Spieltag auffielen: Nulldiäten, Reizklima, Schockstarre und ein Erlös

Sven Busch

Update 14/02/2016 um 14:42 GMT+1 Uhr

Ausgerechnet Bayern und der BVB leisten sich Nulldiäten. Der VfB beginnt zu träumen, Gladbach freut sich über einen dänischen Erlöser, und Hannover 96 versinkt in einer Schockstarre. Und dann gab's die inzwischen fast schon obligatorische Schiedsrichter-Debatte. 9 Dinge, die am 20. Bundesliga-Spieltag auffielen.

Andreas Christensen, Pierre-Emerick Aubameyang und Thomas Schaaf gehörten zu den Protagonisten am 20. Spieltag

Fotocredit: Eurosport

1. Bayerns Nulldiät nur eine Rarität - oder mehr?

Der Rekordmeister hat beim 0:0 in Leverkusen einen "big point" verpasst - so bewertete es zumindest Thomas Müller. Es war die zweite Nullnummer des Tabellenführers in dieser Saison nach dem torlosen Auftritt im Oktober bei Eintracht Frankfurt. Übrigens: Auch damals saß Müller zunächst nur auf der Bank. Ein Remis in Leverkusen ist alles andere als eine Schande, aber es ist bemerkenswert, dass die Münchner in den vergangenen sechs Spielen "nur" acht Treffer und damit weniger Tore erzielt haben als Werder (10) oder der VfB (13). Bis zur Einwechslung von Müller (60.) schafften die Bayern sogar nur zwei Torschüsse.
Und noch was fiel auf: Arturo Vidal, in den Medien zuletzt massiv kritisiert, blieb bei seinem Startelf-Comeback erneut hinter den hohen Erwartungen zurück. Dafür überzeugte Guardiolas Ziehsohn Joshua Kimmich als Aushilfs-Innenverteidiger.
Und sonst? Guardiola beantwortete wie erwartet keine Fragen zu seinem neuen Arbeitgeber Manchester City, aber nach dem ganzen Theater in der vergangenen Woche bestand sein Team souverän den Stimmungstest. Probleme? Unruhe? Woher denn! "Bei uns ist die Stimmung super", behauptete Müller. Na dann: Das Pokal-Viertelfinale am Mittwoch beim VfL Bochum (ab 20:30 Uhr im Liveticker) ist das erste von sieben Pflichtspielen in 25 Tagen.

2. BVB-Nulldiät nur eine Rarität - oder mehr?

Der beste Liga-Sturm (bisher 52 Tore) ging beim 0:0 im Verfolger-Duell in Berlin erstmals in dieser Saison leer aus. O.k. - kann passieren. BVB-Toptorjäger Pierre-Emerick Aubameyang war dabei ein Totalausfall. Auch das ist immer drin. Afrikas Fußballer des Jahres hatte bis zu seiner Auswechslung (72.) nur elf Ballkontakte, hatte keinen einzigen Torschuss und verlor fünf seiner sechs Zweikämpfe. "Ich wechsele ihn ungern aus", kommentierte Trainer Thomas Tuchel. "Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass er im Spiel drin war." Bleibt die Frage nach Alternativen. Wer oder was kommt hinter Aubameyang? Vertreter Adrian Ramos wirkte auch in seinem 23. Pflichtspiel dieser Spielzeit wie ein Fremdkörper. Die BVB-Macher beten, dass sich Aubameyang nicht verletzt.
Einziger Trost: Bei Start-Trainer José Mourinho, der auf Einladung von BVB-Boss Hans-Joachim Watzke auf der Tribüne saß, konnte der Gabuner mit diesem Auftritt nicht punkten. Der Portugiese ist bei ManUnited im Gespräch - und beim englischen Rekordmeister ist seit vielen Monaten auch Aubameyang ein Thema...
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José Mourinho war im Berliner Olympiastadion zu Gast

Fotocredit: SID

3. Gladbach hat einen dänischen Erlöser

Nur keine Panik! Nur nicht verrückt machen lassen! Gladbachs Coach André Schubert sagte es vor dem 5:1 gegen Werder immer wieder. Wie gut, dass er einen dänischen Erlöser im Team hat. Innenverteidiger - pardon Aushilfstorjäger - Andreas Christensen hatte mit seinem Doppelpack erheblichen Anteil daran, dass die nervige Ergebniskrise der Borussia zuende ging. "Unglaublich", stammelte das 19 Jahre junge Abwehr-Juwel nach dem ersten Rückrundensieg auf Deutsch - und wechselte sofort wieder ins vertrautere Englisch.
Bis 2017 darf die Leihgabe vom FC Chelsea in Gladbach noch vorspielen. So lange will Max Eberl aber nicht warten. Der Gladbacher Sportdirektor will den Jung-Nationalspieler am liebsten sofort freikaufen. Bisher holte er sich vom englischen Spitzenklub einen Korb, und der Abwehrspieler bleibt einer von derzeit 34 Leihspielern der "Blues", die sich auf der gesamten Welt verteilen.
Und was sagt eigentlich Christensen?
Ich kann mir alles vorstellen. Im Moment genieße ich die Zeit in der Bundesliga, ich spüre großes Vertrauen. Es nützt nichts zu Chelsea zurückzugehen, wenn ich dann nicht spiele. Alles ist völlig offen.
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Chelsea-Leihgabe Andreas Christensen freut sich über seine ersten beiden Liga-Treffer für Gladbach

Fotocredit: Imago

4. Reizklima beim VfL Wolfsburg

Beim VfL Wolfsburg herrscht schon vor dem Aschermittwoch Katerstimmung. Die unterirdische Leistung beim 0:3 auf Schalke wollte die sportliche Leitung einfach nicht mehr akzeptieren. "Ein Tag zum Vergessen", konstatierte Wolfsburgs Weltmeister Julian Draxler, der bei der Rückkehr zu seinem Ausbildungsverein unterging. Die Schalker Fans sangen hämisch: "Draxler hat die Hosen voll." Dies galt aber nicht nur für den 22-Jährigen. Coach Dieter Hecking ließ sein Team nach dem siebten Liga-Spiel in Folge ohne Sieg am Sonntagmorgen prompt zu einer intensiven 100-Minuten-Einheit antreten. Seine Diagnose: "Die Mannschaft spielt nicht wie eine Mannschaft. Das ist das Grundübel." Aha. Das bedeutet allerdings auch, dass es Hecking und Sportdirektor Klaus Allofs bisher noch nicht geschafft haben, den Pokalsieger zu einem harmonischen oder zumindest funktionierenden Kollektiv zu formen.
Inzwischen fehlen schon sechs Punkte zum vierten Tabellenplatz, der wenigstens zur Qualifikation für die Champions League reichen würde.
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Klaus Allofs (l.) und Dieter Hecking haben Sorgen

Fotocredit: Imago

5. Schockstarre bei Hannover 96

96-Coach Thomas Schaaf schaute ratlos zu Boden. 0:1 zuhause gegen Mainz, wieder nix mit seinem ersten Punktgewinn. Sogar dem vermeintlichen Hoffnungsträger fiel nach der dritten Pleite im dritten Spiel unter seiner Regie nicht mehr viel ein - außer den erbärmlichen Zustand seiner Mannschaft schonungslos zu thematisieren: "Das war brutal heute. Totale Verunsicherung und totale Angst. Es gab kein bisschen Überzeugung und kein Selbstvertrauen." Der Tabellenletzte befindet sich im freien Fall, die Anhänger sind sauer, und Besserung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Sechs Niederlagen in Serie haben die Niedersachsen jetzt schon kassiert. am kommenden Spieltag müssen sie nach Dortmund.
Langsam gehen der Mannschaft die Spiele aus. Ob Präsident Martin Kind bereits über den nächsten Trainerwehsel nachdenkt?
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Thomas Schaaf kommt mit Hannover 96 nicht vom Fleck

Fotocredit: SID

6. Eichhörnchen-Prinzip und Schiedsrichter-Debatte

Das Eichhörnchen bleibt das Lieblingstier von Aufsteiger Ingolstadt. "Wir sind gut beraten, weiter nach dem Eichhörnchen-Prinzip zu agieren", analysierte Kapitän Marvin Matip, aber das niedliche Tier war nicht das Thema nach dem 2:1-Zittersieg gegen Augsburg. Im Brennpunkt standen wieder einmal die Schiedsrichter. Diesmal Michael Weiner, der den Gastgebern beim Stand von 1:1 in der 86. Minute einen mehr als fragwürdigen Foulelfmeter - und damit das Siegtor durch Moritz Hartmann - schenkte. Augsburgs Coach Markus Weinzierl wetterte über den Unparteiischen: "Das war insgesamt eine katastrophale Leistung. Mir fehlt dafür jedes Verständnis, mehr sage ich dazu besser nicht." FCA-Manager Stefan Reuter echauffierte sich über Weiners "arrogantes" Auftreten. Der Referee habe ihm entgegnet, er sei seit 18 Jahren dabei, ihm brauche keiner etwas vormachen. "Das ist die Krönung. Es gibt in jedem Fall noch Gesprächsbedarf", schimpfte Reuter kopfschüttelnd.
In der Loge zofften sich sogar die Klub-Bosse.
Das Problem an der Sache: Der spielentscheidende Fehler war wieder einmal nicht der einzige an diesem Bundesliga-Wochenende. Neben dem Foulfelfmeter, der keiner war, kassierte Bayerns Xabi Alonso eine Gelb-Rote Karte, die keine war, und Stuttgarts Christian Gentner durfte sich ein Handspiel im Strafraum leisten, das nicht gesehen wurde. Die Diskussion um den Videobeweis geht in die nächste Runde.

7. Die Stuttgarter Debatte um verbotene Träume

Der VfB Stuttgart ist Spitzenreiter - der Rückrundentabelle. Neun Punkte aus drei Spielen, 9:5-Tore - Coach Jürgen Kramny macht's möglich. Das 4:2 bei Eintracht Frankfurt war ein weiterer Beweis des schwäbischen Spaß-Fußballs. Trotzdem wollte Robin Dutt von Kampfansagen nichts hören. "Wir wissen, wo wir herkommen", sagte der Sportvorstand des VfB: "Klar, dass der ein oder andere jetzt anfängt zu träumen - aber wir sind sicherlich nicht in der Position, irgendwelche Ansagen zu machen." Nur blöd, dass ausgerechnet sein Coach das Träumen erlaubte. "Für uns ist es nicht unmöglich, ins Halbfinale einziehen", sagte der Erfolgscoach mit Blick auf das Viertelfinale im DFB-Pokal am Dienstag gegen Borussia Dortmund (ab 20:30 Uhr im Liveticker).
Besser solche Probleme als die von Hannover 96.
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Daniel Didavi trifft für den VfB Stuttgart bei Eintracht Frankfurt

Fotocredit: Imago

8. Jetzt geht die Kölner Karnevalsparty erst so richtig los

Auf einem Party-Bus wollen die Kölner beim Rosenmontagszug feiern. Das gehöre zur Tradition des Klubs, erklärte Manager Jörg Schmadtke. Wie gut, dass das 1:1 beim HSV nicht die Stimmung verhagelte. Dabei war mehr drin. Mit jetzt 26 Punkten bleibt das Team von Peter Stöger im gesicherten Mittelfeld, die Hanseaten dümplen dagegen weiter gefährlich nahe an der Abstiegszone herum. Auch wenn die Hanseaten der vierten Heimpleite in Serie entgingen, sind es nur vier Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz 16. "Das Unentschieden ist okay. Wir nehmen das mit, wissen aber, dass wir intensive intensive Arbeit vor uns haben", meinte HSV-Coach Bruno Labbadia, der am Montag 50 wird. Auch er will feiern - im engen Freundeskreis.
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Peter Stöger, 1. FC Köln

Fotocredit: SID

9. In Hoffenheim geht die Hoffnung langsam flöten

Völlig verunsichert präsentierte sich die TSG Hoffenheim im eigenen Stadion gegen Aufsteiger Darmstadt. In zehn Spielen vor eigenem Publikum verpassten die Kraichgauer zum neunten Mal einen Heimsieg. Nur ein "Dreier" steht fünf Unentschieden und vier Niederlagen gegenüber. Eine miserable Serie, die selbst "Feuerwehrmann" Huub Stevens anscheinend nicht mehr stoppen kann. Dementsprechend angefressen präsentierter sich der "Knurrer von Kerkrade" nach dem Spiel. "Das war ein Schlag um die Ohren", meinte Stevens nach dem bitteren 0:2 gegen die "Lilien". Auf Nachfrage von "sky" wurde er immer einsilbiger.
Wir müssen hart arbeiten, manchmal reicht das.
Und wie geht es mit Stevens weiter? "Ich weiß es nicht, was meinen Sie damit? Ich denke, dass ich morgen wieder ein Frühstück nehme und dann hoffe ich, wieder einen guten Tag zu haben. Ich habe die Frage nicht verstanden. Wie kommen Sie darauf? Ich bin zwei Monate hier. Wir wissen alle, dass die Situation angespannt ist", knurrte Stevens. Selbst er scheint kein Anti-Abstiegs-Rezept mehr zu haben, seine Mannschaft ist vollkommen von der Rolle. Exemplarisch ist die Situation bei Nationalspieler Kevin Volland, der im allgemeinen Abwärtsstrudel mit nach unten gerissen wird. Die Hoffnung in Hoffenheim geht langsam flöten. Die Angst vorm Abstieg steigt.
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