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Borussia Dortmund spricht nach dem Remis gegen Aufsteiger Darmstadt von "verlorenen Punkten"
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Publiziert 28/09/2015 um 00:42 GMT+2 Uhr
Die Siegesserie endete bereits in Hoffenheim, gegen Aufsteiger Darmstadt 98 musste Borussia Dortmund nun den nächsten Punktverlust hinnehmen: 2:2 in letzter Minute. Der Abstand auf Tabellenführer Bayern München wuchs auf vier Punkte, aber das war nicht der Grund, warum Mats Hummels in seltener Deutlichkeit haderte. Dortmund hat noch kein Spiel verloren, aber seine alte Angriffslust wiederentdeckt.
Mats Hummels und Borussia Dortmund verpassten gegen Darmstadt 98 den Sieg
Fotocredit: Imago
Mats Hummels ist ein Profi vor der Fernsehkamera, seine Eigenschaften befähigen ihn zum öffentlichen Diskurs: rhetorisch sicher, smart, gewinnbringendes Lächeln, so etwas lässt sich verkaufen.
Aber Hummels kann auch anders, als Mannschaftskapitän von Borussia Dortmund sind die Blitzlichter auf ihn gerichtet, wenn die Frisur verschoben ist und die Laune verhagelt. Also im Anschluss an Fußballspiele. Was er dann mitunter zu sagen hat, geht nicht immer konform mit der PR-Fibel, die Sportler mit sich herumschleppen sollen.
Nach dem 2:2 (0:1) zwischen Dortmund und Darmstadt war das wieder zu beobachten. Hummels sprach nicht druckreif, dafür ausdrucksstark:
"Das ist doch keine Verteidigung!"
Für Dortmunds Abwehrchef war der Abend gelaufen. Der Ausgleich durch Aytac Sulu in der Schlussminute entriss dem BVB den Sieg in einem "Spiel, das du normalerweise klar gewinnst", wie Hummels murrte. Das Remis werteten sie beim BVB unisono als "zwei verlorene Punkte", Ilkay Gündogan bemühte diese Formulierung ebenso wie Trainer Thomas Tuchel.
Kategorie: unnötig. So richtig.
"Darmstadt hat mit zwei Schüssen einen Punkt geholt", sagte Hummels, er konnte sich gar nicht mehr einkriegen: "Glück pur!" Beim Aufsteiger wurde die Gemengelage naturgemäß anders interpretiert, Marcel Heller fand, dass es "für uns spricht, dass wir in Dortmund zurückgekommen sind".
Zunächst einmal war Borussia zurückgekommen, nachdem ebenjener Heller in der 17. Minute bildschön getroffen hatte. Ein Doppelschlag von Pierre-Emerick Aubameyang (63./71.) kippte die Partie, der Goalgetter verewigte sich weiter in den Rekordbüchern. Doch das interessierte hinterher niemanden. "Die schießen aus 13 Metern einen ungedeckten Volley", rekapitulierte Hummels, "bei uns stehen fünf, sechs Spieler 20 Meter vor dem Tor - das ist doch keine Verteidigung!"
Ventil für den Frust
Der Abstand auf Tabellenführer Bayern München wuchs auf vier Zähler. Für den ehrgeizigen BVB, personifiziert vom extrem ehrgeizigen Hummels, ist das unbefriedigend - so hoch sind die Ansprüche nach dem Katastrophenjahr 2014/15 wieder.
"Wenn solche Spiele zu oft vorkommen, gewinnen wir nichts. Es ist mir zu wenig, so die Punkte herzuschenken", hatte Hummels schon nach dem 1:1 in Hoffenheim geklagt. Die TSG stoppte Dortmunds eindrucksvolle Siegesserie von elf Pflichtspielerfolgen, Darmstadt wurde zum (kleinen) Wirkungstreffer. Nach der Dortmunder Denkweise sind es nun schon vier verlorene Punkte.
Das Positive für Tuchel: Es lag nicht daran, dass sich seinem Team keine Chancen ergeben hätten. Einschussmöglichkeiten waren vorhanden, zur Genüge und in beiden Partien, "wir finden also Lösungen", registrierte der Trainer. Es mangelte an der Veredelung der eigenen Vorarbeit, und Hummels wurmte das so sehr, dass er in Hoffenheim seine Kapitänsbinde zu Boden pfefferte. Als Ventil für den Frust.
Tuchel ermahnt sich selbst
Schon zur Halbzeit hatte der 26-Jährige seine Kollegen lautstark zu mehr Konzentration animiert; er will verhindern, dass Borussia erneut einen zu geringen Ertrag aus den Mitteln schöpft - wenn auch auf anderem Niveau als vor Jahresfrist. "Mit dieser Mannschaft müssen wir mindestens Platz drei belegen, das muss gnadenlos unser Ziel sein", untermauerte Hummels im "Bild"-Interview. "Ich möchte nicht das Gefühl haben, dass wir kein Konkurrent sind."
Ärgerliche Unentschieden hemmen diesen Vorwärtsdrang, wobei sich Tuchel zur Besonnenheit ermahnte: "Ich muss aufpassen, dass ein Tor in der letzten Minute die Bewertung nicht ins Gegenteil verkehrt." Bei der Frage zum nächsten Spiel, das ja sonntags bei Bayern anstehe, der Gipfel schlechthin, da grätschte er jedoch dazwischen.
Sonntag? Bayern? "Unser nächstes Spiel ist am Donnerstag." Dann tritt Borussia Dortmund in der Europa League bei PAOK Saloniki an.
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