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FC Bayern-Coach Pep Guardiola soll sich mit Mannschaftsarzt Volker Braun gezofft haben

Sven Busch

Update 17/12/2015 um 23:59 GMT+1 Uhr

Der monatelange Ausfall von Franck Ribéry und die Verletzung von Philipp Lahm haben laut "kicker" für einen Streit zwischen Pep Guardiola und Teamarzt Volker Braun gesorgt. Der Bayern-Coach soll den Mediziner für die Verletztenmisere verantwortlich gemacht haben. Aktuell fallen neun Leistungsträger aus. Braun warf Guardiola Ungeduld vor. Langsam dreht sich die Stimmung gegen den Katalanen.

Schwieriges Verhältnis: Teamarzt Braun (li.) und Trainer Guardiola (re.)

Fotocredit: Imago

Pep Guardiola hat eine tiefe Abneigung gegen Kontrollverlust - und das beschränkt sich nicht nur auf die Umsetzung seiner taktischen Ausrichtung auf dem Platz. Das war bei seinem geliebten FC Barcelona so und ist bei den Bayern nicht anders.
Bei der Einsatzfähigkeit verletzter Spieler muss der katalanische Optimierungsfanatiker die Kontrolle an die Ärzte abgeben. Das fällt ihm schwer und hat jetzt nach "kicker"-Informationen bereits zum zweiten Mal innerhalb von nur acht Monaten zu massiven Reibereien mit der medizinischen Abteilung des Rekordmeisters geführt. Und das mit zwei verschiedenen Teamärzten! Im April mit Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und nach der Trennung von der Münchner Legende und der Neuordnung des medizinischen Teams unlängst mit dessen Nachfolger Volker Braun.
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Der langjährige Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und Coach Pep Guardiola konnten nicht miteinande

Fotocredit: Eurosport

Erneuter Ärzte-Zoff

Der Bayern-Coach habe Braun sogar für die aktuelle Verletzungsmisere des Herbstmeisters verantwortlich gemacht, berichtet das Fachblatt. Neun Leistungsträger fehlen inzwischen verletzt. Braun soll sich mit der Aussage gewehrt haben, Guardiola trage die Schuld, weil er die Spieler zu früh eingesetzt habe. Daraufhin habe ihn der Bayern-Trainer aus dem Büro geworfen und gepoltert, hier könne er nicht vernünftig arbeiten.
Guardiola hat aus seiner Maxime nie ein Geheimnis gemacht: Verletzte Spieler sollen so schnell wie möglich auf den Platz zurück. Im April sagte er überraschend offen:
Ich möchte nur, dass meine Spieler möglichst schnell wieder zurückkehren. Wenn sie acht Wochen verletzt sind, am liebsten schon nach sieben Wochen. Bei vier Wochen Pause vielleicht nach drei. Das ist alles, was ich will."
Bei allem Verständnis für Leistungs- und Kaderoptimierung wirft diese Ungeduld und Menschenführung Fragen auf und sorgt nach Eurosport-Informationen im Kreis der Bayern-Familie mehr und mehr für Unverständnis.
Nicht die Werterhaltung scheint bei Guardiola Priorität zu haben, sondern die Verfügbarkeit der Spieler. Kurzfristiger Erfolg ist ihm offensichtlich wichtiger als langfristige Gesundheit.

Kritik an Guardiola wächst

Die Stimmung dreht sich langsam. Im Netz wird Guardiola indirekt sogar Doppelzüngigkeit vorgeworfen. Er würde bei jeder Gelegenheit betonen, wie sehr er seine Spieler liebe, sich aber in Wirklichkeit wenig um ihren Gesundheitszustand scheren.
Die Personalie Franck Ribéry ist ein aktuelles Beispiel. Der Franzose zog sich am 11. März eine dubiose Sprunggelenksverletzung zu, wurde nach zahlreichen Rückschlägen behutsam wieder aufgebaut und gehörte - entgegen der Warnungen der Ärzte - nach nur zwei Trainingseinheiten zum Kader für das Spiel in Gladbach und wurde sogar eingesetzt.
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Die Leidenszeit von Franck Ribéry (r.) geht weiter

Fotocredit: SID

Vier Tage später stand er bei der Champions-League-Partie in Zagreb in der Startformation und verletzte sich erneut. Diesmal zwingt ein Müskelbündelriss im linken Oberschenkel den 32-Jährigen zu einer zweimonatigen Pause.
Bei Arjen Robben war es ähnlich. Der Niederländer fiel Ende März mit einem Bauchmuskelriss aus. Fünfeinhalb Wochen später - und ebenfalls nach nur zwei Übungseinheiten - wurde der Superstar im Pokal-Halbfinale gegen Dortmund eingesetzt. Die Folge: Muskelbündelriss in der Wade.
Sowohl Robben als auch Ribéry stehen übrigens weiter zu Müller-Wohlfahrt und werden von ihm auch behandelt. Der Doc der Nationalmannschaft galt als ausgleichender Gegenpol zum drängenden Guardiola - und war genau deshalb ein Problem.

Verschleißerscheinungen

Guardiolas Grandezza hat den Bayern ein neues Gesicht gegeben. Die Systemvielfalt, Pass-Kaskaden, spielerische Brillanz und offensive Durchschlagskraft haben den internationalen Ruf des Traditionsklubs noch einmal verbessert, aber es gibt auch Defizite - und zwar nicht nur das Defensivverhalten der Bayern in entscheidenden K.o.-Spielen in der Champions League.
Die Madrider Sportzeitung "Marca", die Guardiolas Abschied im Sommer ohne Quellenangabe publik machte, nannte fundamentale Unterschiede zwischen seiner Fußball-Philosophie und der Philosophie des Vereins als Hauptgrund für diesen Schritt. Eine Verlängerung des Arbeitsverhältnisses könne dem Klub und auch dem 44-Jährigen selbst mehr schaden als nützen. Das Blatt schreibt zudem vom "Verschleiß", den Guardiolas Mannschaftsführung mit sich bringe.
Noch haben sich die Bayern zur Causa Guardiola offiziell nicht geäußert, aber trotz der Unterstützung für den Coach innerhalb der Mannschaft war das Verhalten von Klub-Boss Karl-Heinz Rummenigge in den vergangenen Wochen ein klares Signal: Das Bayern-Gen ist größer als Guardiolas Machtanspruch.
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