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Hamanns Attacke auf Bayern-Trainer Guardiola: Van Gaal und Heynckes wären schon weg

Johannes Mittermeier

Update 15/09/2015 um 08:24 GMT+2 Uhr

Zwei Meisterschaften in zwei Jahren, dazu der Pokal und ein Punkteschnitt, der seinesgleichen sucht: Unter Pep Guardiola erklomm der FC Bayern die nächste Stufe. Dennoch hat Ex-Profi Dietmar Hamann den Katalanen mit markigen Worten angezählt - und dabei den Vergleich zu van Gaal und Heynckes bemüht. Die Aussagen sind nicht ganz zutreffend, doch Guardiola weiß, was ihm fehlt: der größte Wurf.

Pep Guardiola ist ständig unter Strom

Fotocredit: Imago

Expertenrunden sind nicht selten von einem gewissen Nachrichtenwert geprägt. Neben der Phrasendrescherei, die in keinem Fußball-Stammtisch zu kurz kommen darf, hält in der Regel mindestens ein Gesprächsteilnehmer mindestens ein zünftiges Statement bereit. Im Studio von "Sky90" erbarmte sich diesmal Dietmar Hamann.
Tags zuvor hatte der FC Bayern gegen Augsburg erste 45 Minuten hingelegt, "die auch nicht für die 2. Liga gereicht hätten", wie es Jérôme Boateng dramatisierte. Trainer Pep Guardiola bemängelte die schlaffe Körpersprache der Seinen, "ich hoffe, dass das eine Lehre ist“, greinte er.
Immerhin gewann Bayern 2:1, die vierte Meisterschaft am Stück steuern sie weiterhin verlustpunktfrei an, zwölf Zähler nach vier Partien, da gibt es nichts zu meckern.
Wobei: Gibt es doch. Fand Hamann.

"Bayern wäre mit einem neuen Trainer gut beraten"

Der Ex-Profi thematisierte Guardiola, der in seinem dritten und womöglich letzten Bayern-Jahr den persönlichen Titel-Hattrick schaffen könnte. Für Hamann offenbar nicht genug.
Ich glaube, dass es dem Verein nicht schlecht tun würde, wenn sie einen anderen Trainer holen. Wenn ich ihn bewerten müsste von null bis zehn, dann würde ich ihm eine glatte fünf geben.
Die Bundesliga habe Bayern ja dominiert, sagte Hamann, aber im Pokal seien sie "gegen zehn Dortmunder" und in der Champions League "zweimal sang- und klanglos gescheitert".
Ich weiß nicht, ob ein van Gaal oder Heynckes nach solchen Ergebnissen noch im Amt wären. Du kannst gegen Real Madrid oder den FC Barcelona verlieren, aber die Art und Weise und die Naivität, das war für mich schon sehr erschütternd!

Van Gaal bereitete die Basis

Zu den Fakten: Louis van Gaal coachte Bayern von 2009 bis April 2011, er holte das Double und erreichte das Champions-League-Finale. Der knorrige Niederländer bestritt 96 Pflichtspiele mit Bayern, von denen er 59 gewann und 19 verlor, sein Punkteschnitt beträgt 2,03.
Nach dem gescheiterten Intermezzo mit Jürgen Klinsmann bereitete van Gaal die Basis. "Er war ein sehr Guter. Es fiel nicht so leicht, den Klub nach Klinsmann in die Spur zu bringen. Van Gaal hat es geschafft", lobte selbst Uli Hoeneß im "kicker".
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Abgeräumt: Unter Jupp Heynckes gewann Bayern 2013 alles

Fotocredit: Eurosport

Der "Tulpengeneral" initiierte das (starre) Positionsspiel und gab Bayern damit eine Leitschnur an die Hand, nach der dieser Weltklub lange gesucht hatte. Jupp Heynckes, der 2011 zum dritten Mal an der Säbener Straße anheuerte, verfeinerte diese Idee, das Team wurde unberechenbarer - und besser. Heynckes' Statistik: 109 Pflichtspiele, 85 Siege, 14 Niederlagen, ein Punkteschnitt von 2,43. Unsterblich machte sich "Don Jupp" mit dem Triple 2013.
Dann kam Pep. An der denkbar schwierigsten Schwelle.

Es geht nicht nur ums Gewinnen - es geht um noch mehr

Guardiola gilt als verbissener, zuweilen manisch motivierter Detailarbeiter, der Zufälle eliminieren will. Im Herbst 2013 gelang das nahezu in Perfektion, die Münchner spielten bei Manchester City brillant wie nie unter seiner Ägide. Zwei Meisterschaften und ein Pokalsieg sprangen heraus, und oft wurden Bayern-Partien zu einem Amüsierbetrieb. 9:2, 8:0, 7:0 - kein Vergleich zum Anfang des Jahrtausends, als die Trainer-Pragmatiker Hitzfeld und Magath mit kühlem Ergebnisfußball operierten. Und damit reüssierten. Geht es wirklich nur ums Gewinnen?
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Pep Guardiola trainiert den FC Bayern seit Sommer 2013

Fotocredit: AFP

Natürlich nicht. Spätestens, seit Franz Beckenbauer in tristen Olympiastadion-Zeiten "einfach mal ein gutes Spiel" sehen wollte, wird weitaus mehr von den leitenden Angestellten gefordert. Bei Guardiolas Verpflichtung erklärte es der damalige Präsident Hoeneß so:
Es ist wichtig, Titel zu gewinnen. Aber mindestens genauso wichtig ist es, jemanden mit einer Philosophie zu finden.
Gemeinsam mit van Gaal, erklärte Arjen Robben im "kicker", sei Guardiola "der beste Trainer meiner Karriere. Was er taktisch macht, wie er die Systeme ändert, das ist beeindruckend". Tatsächlich beherrschen die Pep-Bayern die Kunst verschiedener taktischer Varianten innerhalb eines Spiels, sie treten wie eine Heimmannschaft auf, auch im Old Trafford und Bernabéu. Als sie im Frühjahr 2015 nach Barcelona reisten, wählte Guardiola die Karte Risiko: Mann gegen Mann in der Verteidigung. Das Experiment scheiterte grandios.

Peps schlimmste Niederlage

Trotzdem - oder gerade deswegen - schwärmte Abwehrmann Boateng in der "FAZ", dass ihm Guardiola "taktische Dinge beigebracht hat, die ich vorher nicht kannte". Pep hat Bayern fortentwickelt, seine Zahlen sind herausragend. In bisher 114 Pflichtspielen verbuchte er 87 Siege, 10 Remis und 17 Niederlagen, bei 303:98 Toren und 2,38 Zählern im Schnitt.
Allein: Der größte Wurf fehlt. Der internationale Durchbruch, der Pott mit den "Ohren". Da hat Hamann nicht Unrecht.
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Vergangenheit und Zukunft? Louis van Gaal brachte Bayern auf den Weg, Jürgen Klopp wird gehandelt

Fotocredit: AFP

Von 24 Champions-League-Aufgaben verlor Guardiola mit Bayern sechs, davon drei von vier Halbfinals, unter anderem in Barcelona. Die 0:4-Demontage gegen Real Madrid 2014 war seine schlimmste Niederlage, "einen Riesenfehler vom Trainer" gestand er sich ein: "Wir haben nicht mit den Spielern auf den Positionen gespielt, wo wir sie brauchen."
Dietmar Hamann glaubt, dass Bayern keine neuen Spieler, sondern einen neuen Trainer braucht. Jürgen Klopp?
Viele Leute sagen ja, er taucht am 1. Juli in München auf. Wobei ich nicht weiß, ob er hinpassen würde.
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