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In der Schaltzentrale des FC Bayern kämpfen 17 Spieler um maximal sechs freie Plätze

Sven Busch

Update 28/06/2015 um 23:06 GMT+2 Uhr

Es wird verdammt eng in der Bayern-Schaltzentrale. Durch die Verpflichtung des Brasilianers Douglas Costa kämpfen gleich 17 Spieler um maximal sechs freie Positionen im Mittelfeld – und das nur, wenn Pep Guardiola mit einer Dreierkette spielt. Sonst sind es sogar nur fünf freie Plätze. Atmosphärische Störungen sind garantiert. eurosport.de analysiert die Einsatzchancen (Pep-Faktor) der 17.

Im Bayern-Mittelfeld droht Explosionsgefahr

Fotocredit: Imago

Pep Guardiola hat nie ein Geheimnis gemacht aus seiner großen Leidenschaft: Das Mittelfeld - das Kreativzentrum und die Schaltzentrale jeder Mannschaft. Seine ganze Erfolgsstrategie ist auf Mittelfeld-Dominanz ausgelegt, auf Ballbesitzfußball und Flexibilität.
"Um richtig gut zu sein, brauchst du Mittelfeldspieler", sagte der katalanische Starcoach kurz nach seinem Amtsantritt bei den Bayern. "Ich liebe Mittelfeldspieler. Am liebsten hätte ich Tausende davon."
Tausende hat er auch in seinem dritten Bayern-Jahr nicht, aber es sind immerhin schon 17 – vielleicht bald 18, sollte die Verpflichtung des Argentiniers Ángel Di María von Manchester United noch klappen.
Damit ist jetzt schon klar: Mit einer Kuscheloase hat der Bayern-Kader in der kommenden Saison absolut nichts zu tun. Das personelle Überangebot birgt Explosionsgefahr, das Mittelfeld wird zu einer Kampfzone – selbst wenn nicht alle Asse fit sind.
Sollte Guardiola hinten mit einer Viererkette antreten, wären es sogar nur fünf Plätze, die zu vergeben sind.
1.) Philipp Lahm:
Guardiola hat den einst besten Rechtsverteidiger der Welt zum Mittelfeldspieler umfunktioniert. Eine Lahm-Rückkehr in die Defensive hat der Coach bisher kategorisch ausgeschlossen. Der Bayern-Kapitän ist gesetzt, auch wenn er in der abgelaufenen Saison nach seinem Mittelfussbruch auf Formsuche war. Der ball- und passsichere Alleskönner belegte bei der Passquote nur Platz acht in der internen Klub-Rangliste. Kein Bayern-Profi wird branchenweit so vorbehaltslos respektiert wie Guardiolas heimlicher Co-Trainer.
Pep-Faktor: 100 Prozent
2.) Bastian Schweinsteiger:
Der Weltmeister ist unter Guardiola zur Verschiebemasse und damit austauschbar geworden. Auf seiner geliebten Sechserposition darf der 30-Jährige immer seltener ran, auf anderen Positionen ist er längst nicht so effektiv. Bleibt er, könnte er das prominenteste Opfer des Personalpuzzles werden. Vertrackte Situation für den Kapitän der Nationalmannschaft, der auf dem Weg zur EM 2016 DRINGEND Spielpraxis benötigt. Guardiola sieht ihn kritischer als er sich selber sieht.
Pep-Faktor: 50 Prozent
3.) Xabi Alonso:
Der Quarterback vor der Abwehr ist als Passgeber immer noch überzeugend. Der Spanier spielte in der vergangenen Saison mehr Pässe als jeder andere Bundesliga-Profi: 2593. Seine Übersicht und Spieleröffnung hat die Liga bereichert. Durch fehlende Schnelligkeit und Zweikampfschwächen ist er allerdings nicht nur in der Rückwärtsbewegung ein Sicherheitsrisiko. Schneller wird der 33-Jährige nicht mehr – höchstens schneller müde. Es droht ein Absturz in Raten.
Pep-Faktor: 50 Prozent
4.) Mario Götze:
Guardiola wollte den WM-Finalhelden nie haben – und lässt den Ex-Dortmunder dies auch immer wieder spüren. In wirklich wichtigen Spielen saß der Hochbegabte zunächst nur draußen. Super-Mario MUSS in seinem dritten Bayern-Jahr den Durchbruch schaffen, sonst ist der Hoffnungsträger der Bayern-Zukunft bald Vergangenheit. Sein Vorteil: Er ist im offensiven Mittelfeld auf jeder Position einsetzbar. Sein Nachteil: Unkonstante Auftritte, zu wenig Torgefahr, und Guardiola ist (noch) kein Götze-Fan.
Pep-Faktor: 50 Prozent
5.) Franck Ribéry:
Der Superstar kann nach wie vor Spiele allein entscheiden, aber dafür muss er gesund und fit sein – und beides ist er nicht. Seit dem 11. März hat der Franzose wegen einer rätselhaften Sprunggelenksverletzung nicht mehr gespielt. Ein Datum für sein Comeback gibt es nicht. Die "L'Equipe“ hat sogar über ein vorzeitiges Karriereende spekuliert. Die Bayern-Verantwortlichen sind unsicher, wie viel Dauerbelastung der malträtierte Körper des Flügelflitzers noch aushält und wann bzw. ob er noch einmal in Topform kommt.
Pep-Faktor: 30 Prozent
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https://twitter.com/MarioGoetze/status/602163076390060032

Fotocredit: Imago

6.) Arjen Robben:
Der Niederländer ist auf der rechten Außenbahn eine Bank und in der gesamten Bayern-Hierarchie längst eine Leitfigur. Guardiola hält ihn völlig zurecht für unverzichtbar. Robbens Quote von 17 Toren und acht Assists in nur 21 Ligaspielen in der vergangenen Saison war phänomenal. Seine Qualität in Eins-gegen-Eins-Situationen ist unbezahlbar. Nur sein Körper kann Robben stoppen. Wie wichtig er für die Bayern ist, zeigte sein Fehlen im Halbfinale er Champions League und im Pokal.
Pep-Faktor: 100 Prozent
7.) David Alaba:
Auch der Österreicher wurde vom Trainer umgeschult: Vom Linksverteidiger zum Mittelfeld-Allrounder. Bildet mit Lahm und Thiago Alcántara im Bayern-Maschinenraum das Wunschtrio von Guardiola. Mit seiner Leichtfüßigkeit, Spritzigkeit, Spielintelligenz und Technik verkörpert Alaba die Ideale seines Trainers, der ihn dann auch prompt adelt: "David kann überall spielen. Er ist einer der wichtigsten Spieler unserer Mannschaft." Und das könnte noch viele Jahre so bleiben.
Pep-Faktor: 100 Prozent
8.) Javí Martinez:
Im ersten Guardiola-Jahr war der Spanier Mitläufer, im zweiten die meiste Zeit verletzt. Nach überstandenem Totalschaden im linken Knie will es der Triple-Sieger von 2013 wieder wissen. Mit seiner Zweikampfstärke und Antizipationsgabe tut er den Bayern EXTREM gut. Bei defensiver Ausrichtung ist Martinez eine belastbare Größe auf der Sechs, aber vor allem ist er ein Innenverteidiger von internationaler Güte. Darf auf Stammplatz in der Dreier- oder Viererkette hoffen, im Mittelfeld hat er eher den Status als Ergänzungsspieler.
Pep-Faktor: 90 Prozent
9.) Thiago Alcántara:
Drei Worte von Guardiola sagten alles: Thiago oder nix. 2013 folgte er seinem Mentor für 25 Millionen Euro nach München. Der Bayern-Trainer liebt diesen furchtlosen Künstler. Der 24-Jährige ist technisch perfekt und kann das Bayern-Spiel der Zukunft prägen – wenn er gesund bleibt. Nach drei Innenbandverletzungen und 371 Tagen Pause feierte der spanische Gourmet-Fußballer in der Endphase der vergangenen Saison ein umjubeltes Comeback. Hat seinen Platz sicher.
Pep-Faktor: 100 Prozent
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Thiago Alcántara könnte über Jahre der Fixpunkt des Bayern-Spiels werden

Fotocredit: Imago

10.) Douglas Costa:
Für den 35-Millionen-Neuzugang wird das Abenteuer Bayern eine große Herausforderung. Der 24 Jahre alte Brasilianer ist als Alternative für Robben oder Ribéry gedacht, kann aber auch in der Defensive aushelfen. Ausgebildet beim brasilianischen Traditionsklub Gremio, spielte er seit Januar 2010 in der Ukraine und wurde mit Schachtjor fünfmal Meister. Die große Frage: Wie kommt der Jung-Nationalspieler mit den höheren Ansprüchen der Bayern und der Bundesliga zurecht? Immerhin hat er die Erfahrung von 34 Champions League-Spielen.
Pep-Faktor: 65 Prozent
11.) Thomas Müller:
Ein Müller wird nie ausgewechselt und muss immer spielen – das ist die Meinung vieler Bayern-Fans. Guardiola sieht dies nicht uneingeschränkt so. Sollten alle fit sein, könnte es für den Weltmeister mit dem Allerweltsnamen sogar richtig eng werden mit einem Stammplatz. Dabei ist die Bilanz des so unorthodoxen wie unberechenbaren Offensiv-Allrounders bemerkenswert. Der 25-Jährige kam 2014/2015 auf 13 Tore und 15 Assists in der Liga und isieben Tore und drei Vorlagen in der Champions League. Auch durch seine Einstellung und Engagement eigentlich unverzichtbar, aber eben nicht für seinen Trainer.
Pep-Faktor: 70 Prozent
12.) Juan Bernat:
Wer hätte das gedacht? Der Spanier fehlte in seiner ersten Bayern-Saison nur in drei Pflichtspielen. Absolute Stammkraft mit hoher Lauf- und Einsatzbereitschaft. Ist links auf allen Positionen einsetzbar. In der Offensive mangelt es noch an Effizienz. Bei nur einem Tor und drei Assists in 48 Pflichtspielen ist in diesem Bereich viel Luft nach oben. Könnte sich öfter auf der Bank wiederfinden, wenn sich Guardiola angesichts des Gedränge im Mittelfeld für Alaba als Linksverteidiger entscheidet.
Pep-Faktor: 60 Prozent
13.) Sebastian Rode:
Neben Bernat DIE Überraschung 2014/2015. Das laufstarke Kraftpaket brachte es in seiner Debütsaison auf immerhin 34 Pflichtspieleinsätze (24mal eingewechselt) - und begeisterte Matthias Sammer. "Er ist ein kleiner Giftzwerg“, lobte der Sport-Vorstand. Rodes aggressive Spielweise und robuste Zweikampfführung haben auch Guardiola überzeugt: "Ich weiß nicht, wie lange ich Trainer bei Bayern München sein werde, aber solange ich hier bin, wird Sebastian Rode auch hier sein." Im Ensemble der Künstler bleibt ihm wohl trotzdem nur die Rolle als wichtiger Ergänzungsspieler.
Pep-Faktor: 60 Prozent
14.) Pierre-Emile Höjbjerg:
Das halbe Jahr Lehrzeit beim FC Augsburg hat ihm gut getan. Die Spielpraxis auch. In 16 der 17 Rückrundenpartien kam der dänische Nationalspieler zum Einsatz, der FCA schaffte erstmals den Einzug in die Europa League. Und jetzt? Die Rückkehr wird zum Charaktertest. Der 19-Jährige muss versuchen, sich näher an die Startelf ranzukämpfen. Ist dank seiner Physis, Robustheit und Dynamik der ideale Gegenentwurf zu den geschmeidigen Strategen. Sein Verhältnis zu Guardiola scheint nicht unbelastet. Gut möglich, dass er in der Winterpause noch einmal verliehen wird.
Pep-Faktor: 30 Prozent
15.) Joshua Kimmich:
Acht Millionen Euro gaben die Bayern für das Mittelfeld-Juwel von RB Leipzig aus. Viel Geld für einen 20 Jahre jungen Zweitligaprofi, der am Anfang seiner Karriere steht. Bei der U21-EM überzeugte er durch bemerkenswertes Raumgefühl, geschicktes Zweikampfverhalten, souveräne Spieleröffnung und taktische Disziplin. Und selbstbewusst ist Kimmich auch, Er komme nicht, um auf der Bank zu sitzen. Guardiola schätzt seine Vielseitigkeit, aber mehr als ein Lehrjahr wird es wohl nicht werden.
Pep-Faktor: 30 Prozent
16.) Gianluca Gaudino:
Der schmächtige Edeltechniker hofft in seinem zweiten Profijahr auf den nächsten Karriereschritt, aber die Konkurrenz ist einfach zu groß. Gaudino jr. kann schon froh sein, wenn er auf ähnliche Einsatzzeiten wie in der Spielzeit 2014/2015 kommt. Der Sohn von Ex-Nationalspieler Maurizio Gaudino durfte achtmal in der Bundesliga ran, dazu je einmal im Pokal und in der Champions League. Das Talent muss körperlich zulegen. Ausleihen wäre eine Option.
Pep-Faktor: 15 Prozent
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Vor Bayern-Talent Gianluca Guadino liegt ein schweres Jahr

Fotocredit: Imago

17.) Julian Green:
Green sollte ein Jahre lang als Leihspieler beim HSV reifen und als kampferprobter Bundesligaprofi nach München zurückkehren. Denkste! Das Talent war dem kriselnden HSV nicht gut genug. Nur fünf mickrige Ligaeinsätze oder insgesamt 109 Minuten. Der 20-Jährige hat schon wesentlich bessere Zeiten erlebt. 2013/2014 setzte ihn Guardiola in der Champions-League ein, wenige Monate später spielte er für die USA bei der WM in Brasilien und wurde nach seinem Tor im Achtelfinale zum "German Wunderkind" hochgehypt. Ohne große Perspektive.
Pep-Faktor; 10 Prozent
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