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Nach Schweinsteigers Abschied: Rückt David Alaba beim FC Bayern ins Mittelfeld?

Johannes Mittermeier

Update 17/07/2015 um 08:07 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern schaut in die Zukunft. Die wichtigste kurzfristige Aufgabe: Bastian Schweinsteiger ersetzen - nicht nur neben, sondern auch auf dem Fußballplatz. Unter allen Kandidaten erscheint David Alaba prädestiniert, in die vakante Rolle zu wachsen. Trainer Pep Guardiola gilt als Fan des Österreichers, der in der kommenden Saison endlich dort spielen könnte, wo er schon lange will.

David Alaba könnte beim FC Bayern auf den Platz von Bastian Schweinsteiger rücken

Fotocredit: Imago

Für einen Verein, der sich über erste Plätze definiert, hätte das Resultat eine veritable Sinnkrise auslösen können. Vierter von vier Teams wurde der FC Bayern beim Telekom-Cup, Letzter also, doch der Punkt war ja, dass es so viele andere Themen gab. Zuallererst natürlich den Schweinsteiger-Erdrutsch, in dessen Windschatten aber die eigentliche Story des Wochenendes: David Alaba, im Vorjahr lange vermisst, meldete sich zurück zum Dienst. Beide 45-Minuten-Partien des Turniers bestritt der Österreicher über die volle Distanz. Ein schöner Tag, für ihn und für Bayern.
Alaba hat quälende Monate hinter sich. Ende März riss ihm das Innenband im linken Knie, zuvor, im November 2014, hatte er sich einen Teilabriss des Innenbandes im anderen Knie zugezogen. Gesundheitliche Bedenken wischt Hasan Salihamidzic beiseite. "Der Junge hat einen Riesenvorteil: sein Geburtsdatum. In diesem Alter steckt man Verletzungen viel besser weg", erklärt die Bayern-Legende der "SportWoche".
Alaba ist 23 Jahre jung. Er könnte ein elementarer Faktor werden, um das Vakuum zu füllen, das Bastian Schweinsteiger hinterlassen hat. Zunächst auf dem Platz.
Alaba, Peps Lieblingsschüler
In den vergangenen beiden Spielzeiten war der "Fußballgott" an 26 Treffern beteiligt, diese Torgefahr wird fehlen. Die Kernkompetenz als strategischer Lenker könnten mehrere Akteure ausfüllen, Xabi Alonso etwa, oder Philipp Lahm. Der Freigeist Thiago steht für das Künstlerische, Javi Martinez eher für das Rustikale, die Jungen um Sebastian Rode, Pierre-Emile Hojbjerg und Joshua Kimmich müssen ihre Schweinsteiger-Tauglichkeit erst beweisen.
Der Favorit von Bayerns Trainer Pep Guardiola dürfte indes ein anderer sein.
David Alaba gilt als Lieblingsschüler des Katalanen. Im Winter, beim Trainingslager in Katar, adelte ihn Pep als "einen meiner wichtigsten Spieler". Verbale Wertschätzung ist bei Guardiola nichts Ungewöhnliches, der tatsächliche Status aber drückt sich bei ihm dadurch aus, dass er gewisse Spieler zu Stützpfeilern seines Systems macht. Es ist die alte Wechselwirkung vom Fordern und Fördern.
Der fehlende "Roberto-Carlos-Fuß"
Unter Guardiola wurde der Münchner Spielentwurf komplexer. Alaba ist eine Schlüsselfigur, weil es wohl keinen anderen in der Bayern-Belegschaft gibt, der so vielseitig verwendbar ist wie Österreichs Sportler des Jahres. Der klassische Außenverteidiger aus Heynckes-Tagen wurde zum Inbegriff der Polyvalenz, mal in der Kette, mal als linkes Glied einer Dreierabwehr, zuletzt immer öfter als zentraler Mittelfeldspieler.
Alaba vereint alle Attribute des Pep-Profi(l)s: taktische Reife, hervorragende Technik, Schnelligkeit, Zweikampfstärke, Spielintelligenz, vor allem jedoch Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Im Zentrum muss man das ganze Feld im Blick haben, nicht nur einen Korridor auf der Außenbahn. Alaba kann das, er antizipiert klug und unterstützt die Kollegen durch proaktive Handlungen. Der "Spiegel" schrieb ihm einst die "Rolle des Irrläufers" zu. Es sollte ein Kompliment sein.
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Lehrer und Schüler: Pep Guardiola zählt auf David Alaba

Fotocredit: Imago

Schwächen? Logisch. Anfang 2013 berichtete Alaba dem "Kurier" von seinem rechten Fuß, "der muss noch viel besser werden. Ich kann passen und hohe Bälle spielen, aber einen Roberto Carlos hab ich rechts noch nicht..."
Guardiola: Viele Varianten, ein Fixpunkt
In seiner Amtsperiode schickte sich Guardiola an, Alabas Einfluss stetig zu erhöhen. Bevorzugt geschah das über Positionswechsel, die inzwischen während einer Partie vonstattengehen. Gegen Manchester City, im September 2014, begann Alaba als linker Halbverteidiger, rückte dann ins defensive Mittelfeld und später auf die "Zehn". Das Kalkül: Wenn Pep seine Mannen wie ein Hütchenspieler umherschiebt, sorgt das für Überraschungsmomente.
Alles steht und fällt mit der Kompatibilität. Ein gesunder Alaba könnte die Schweinsteiger-Planstelle auf der "Acht" einnehmen, flankiert von Alonso und Thiago. In dieser Anordnung wäre Juan Bernat der linke Außenverteidiger, wie häufig nach Alabas Ausfällen in der Vorsaison.
Erhält Alonso seine Pausen, wäre Alaba auch als "Sechser" vorstellbar, dann mit Philipp Lahm auf der rechten Halbposition.
Oder aber: ein Dreieck mit Martinez (zentral defensiv), Alaba sowie Lahm oder Rode/Hojbjerg/Kimmich. Der Variantenreichtum ist riesig. Und Alaba ein Fixpunkt.
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David Alaba will bei Bayern ins Mittelfeld

Fotocredit: AFP

Dass er gerne in die Mitte wechseln würde, also dorthin, wo ein Fußballspiel am meisten geprägt wird - dieser Wunsch ist seit Jahren bekannt. Im "Roberto-Carlos-Interview" von 2013 meinte er: "Ich versuche, ruhig zu bleiben, aber es ist mein Ziel, bei Bayern im zentralen Mittelfeld Stammspieler zu werden!"
Sammers interessante Annahme
Und wer weiß: Vielleicht fängt David Alaba den Abschied von Vereinsikone Schweinsteiger ja auch abseits des Rasens auf. Gegenüber "Sky" unkte FCB-Sportvorstand Matthias Sammer im vergangenen Jahr: "Er ist ein fantastischer Junge, noch ein wenig introvertiert. Ich bin selbst sehr gespannt, ob er einmal die Rolle von Lahm, Neuer oder Schweinsteiger übernehmen kann."
Sammers Tipp: "Ich traue es ihm zu."
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