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Relegation: Der HSV muss nach dem Hinspiel gegen den KSC um die Bundesliga zittern

Frederik Büll

Update 28/05/2015 um 23:40 GMT+2 Uhr

Der Bundesliga-Dino taumelt der Zweiten Liga entgegen: Nach einem schmeichelhaften 1:1 (0:1) im Relegations-Hinspiel gegen den Karlsruher SC steht der Hamburger SV vor dem ersten Abstieg seiner 128-jährigen Vereinsgeschichte. Die Badener hingegen haben nun die Chance, am Montag (19:00 Uhr im Liveticker) mit einem Heimsieg den überraschenden Wiederaufstieg nach sechs Jahren perfekt zu machen.

Ivica Olic leidet mit dem HSV in der Relegation gegen den KSC

Fotocredit: Imago

Die Lehren:
Der Hamburger SV wankt, fällt aber doch (noch?) nicht.
Die Partie begann mit einer Großchance für den HSV, doch Sekunden später jubelte der Gegner. In der Folge wirkte der HSV verunsichert, leistete sich haarsträubende Fehlpässe und wirkte wie benommen. Offensiv wollte den Rothosen gegen einen sehr kompakt agierenden Gegner nichts gelingen. Es wurde mit vielen langen Bällen agiert, die an längst vergessene englische "Kick & Rush"-Zeiten erinnerten.
Ein Faustpfand waren wieder einmal die starken Fans, die ihrem Team in der zweiten Halbzeit Leben einhauchten. Spielerisch blieb es weiter maximal medium, aber Hamburg hatte mehr Power und Leidenschaft. Mit dem nötigen Quäntchen Glück kassierten die Gastgeber kein Gegentor mehr und erkämpften sich ein Unentschieden. Wie schon im Vorjahr wird es ein Zitterspiel um den Klassenerhalt.
Die Ausgangslage ist solide. Bei einem Boxkampf würde man wohl von Wirkungstreffern sprechen. Aber angeschlagene Boxer gelten nach wie vor als gefährlich.
Karlsruhe zeigte von Beginn an, warum das Team zu den eher unangenehm zu bespielenden Gegnern zählt. Taktisch ist die Mannschaft bestens geschult. In den ersten Minuten verteidigte der KSC hoch und presste. In der Defensive machten sie dann nach der Blitzführung die Räume mit enormer Laufarbeit dicht und spielten nach Ballgewinnen munter nach vorne. Der ungefährlich agierende HSV sollte sich erst einmal austoben. Besser kann ein Zweitligist in der Relegation nicht auftreten.
Zu kritisieren wäre allenfalls die Chancenverwertung und Phasen in der zweiten Halbzeit, in denen den Karlsruhern die Spielkontrolle entglitt. Ein weiterer Treffer der Gäste hätte die Hamburger wohl endgültig demoralisiert. Keine Frage: Der Hamburger SV hatte viel mehr Ballbesitz, weitaus gefährlicher wirkte jedoch häufig der vermeintliche Außenseiter. Die Chance war da, für das Rückspiel am Montag um 19 Uhr noch besser dazustehen.
Die Stimmen:
Bruno Labbadia (Trainer Hamburger SV): "Der Schock saß tief, das ist klar, wenn du so ein Tor aus dem Nichts kassierst. Der KSC hat tief gestanden. Und wir sind nicht der FC Bayern, der gegen eine so engmaschige Mannschaft offen spielen kann. Trotzdem hat die Mannschaft nicht aufgegeben. Wir liegen immer am Boden, stehen immer auf, deshalb sollte man uns nicht abschreiben."
Markus Kauczinski (Trainer Karlsruher SC): "Wir haben eine gute Leistung abgeliefert. Wir haben aber auch Möglichkeiten liegen lassen. Insgesamt können wir vor allem mit dem Auswärtstor klasse leben. Es war stark, vor 50.000 Zuschauern so eine Leistung zu zeigen. Es hilft natürlich, wenn man mit dem ersten Angriff so ein Ding macht."
Peter Knäbel (Sportdirektor Hamburger SV): "Nach dem frühen Tor ist Fehler an Fehler gekommen. Wir haben zunächst nicht den Rhythmus gefunden, waren froh, dass Pause war. Das Trainerteam hat in der Halbzeit die richtigen Worte gefunden. Wir haben nun eine hohe Hürde vor uns und einen guten Gegner uns, aber wir werden auch in Karlsruhe unser Bestes geben."
Jens Todt (Sportdirektor Karlsruher SC): "Unsere Mannschaft hat ein sehr, sehr gutes Spiel gezeigt und sah lange Zeit wie der Sieger aus. Der HSV hatte nur diese eine klare Chance aus dem Spiel heraus."
Ivo Ilicevic (Torschütze Hamburger SV): "Jetzt heißt es alles oder nix, gerade mit dem neuen Trainer, der uns den Schwung gegeben hat, überhaupt die Relegation zu erreichen. Wir werden nochmal alles reinhauen für den Verein und ich bin sehr optimistisch, dass es klappen wird. Es war natürlich schön, dass ich mal wieder ein Tor geschossen habe und dann auch noch ein so wichtiges."
Dirk Orlishausen (Torhüter Karlsruher SC): "Wir können sicherlich mit dem 1:1 leben. Es ist ein bisschen bitter, gerade wegen der beiden Lattentreffer. Das ist aber ein gutes Ergebnis für uns. Jetzt bereiten wir uns auf Heimspiel vor und werden da alles reinhauen. Der HSV muss gewinnen und hat deswegen ein bisschen mehr Druck. Die Stimmung war grandios, der Wildpark wird brennen."
Die Höhepunkte:
3. Holtby darf den Eckball von rechts treten. Sechs Meter vor dem Kasten rauscht Olic heran und köpft die Kugel mit einer Mischung aus Kopf und Schulter knapp über den Querbalken. Das wäre ein Auftakt nach Maß gewesen.
4. TOOOR für den Karslruher SC! Hennings bekommt das Leder herrlich von Nazarov links an den Strafraum gelegt. Der Angreifer zieht ohne mit der Wimper zu zucken stramm mit links ab. Das Leder schlägt unten rechts ein! Adler streckt sich umsonst. Es steht 0:1!
43. Schöner Schuss von Lasogga! Der bullige Stürmer zieht von halbrechts in die Mitte und haut den Ball mit links mit Schmackes aufs kurze Eck. Einen guten halben Meter geht der Versuch daneben. Den musste Orlishausen um den Pfosten gucken!
52. Die Latte hält den HSV im Spiel. Nazarov legt die Kugel genau im richtigen Moment links raus zu Meyer. Torres bekommt das Leder in der Mitte und hält mit links aus sechs Metern rauf. Das Aluminium zittert!
53. Direkt danach hilft die Glücksgottin Fortuna wieder dem HSV! Nazarov knallt das Leder aus halblinker Position mit Schmackes auf den Kasten. Adler verschätzt sich leicht und denkt wohl, dass dieser Versuch rüber geht. Wieder wackelt die Latte!
73. TOOOR für den Hamburger SV! Ilicevic erzielt das 1:1! Ein KSC-Abwehrspieler bekommt bei einem Klärungsversuch den Ball nicht weit genug weg. Die Kugel kommt zu Ilicevic, der das Leder rechts raus zu Diekmeier legt. Der Verteidiger spielt ihn zurück in die Mitte, wo der Kroate die Kugel links unten ins Tor bugsiert!
90.+2 Toller Schuss von Diaz. Der Chilene nimmt den Ball mit der Brust an und zieht dann volley aus der Distanz ab. Der wäre wohl links im Tor eingeschlagen, aber Orlishausen fliegt nicht minder schön. Die Eke bringt nichts ein.
Der Kracher: Spannung in der Relegation
Genau so soll ein Relegationsspiel sein. Der Zweitligist zeigte keinen Respekt, setzte den vermeintlich stärkeren Gegner unter Druck und führte früh. Dann schlug der Bundesligist zurück. Das war leidenschaftlicher Fußball, auch wenn – vor allem auf Hamburger Seite – häufig wenig gelang. Es wurde auf beiden Seiten stark gekämpft. Spannend war es schon jetzt. Und das Rückspiel wird sicher noch sehr viel intensiver.
Im Abseits: Karlsruher Killer-Instinkt
Zweimal stand den Karlsruhern die Latte im Weg. Dazu hätten wohl die meisten Spieler das etwas plump weit ausgestreckte Bein des HSV-Verteidigers Johann Djourou zum Hinfallen genutzt. Reinhold Yabo wurde berührt, geriet ins Straucheln und wählte dennoch die Schuss-Option. Das war verdammt fair. Der KSC versäumte ein noch besseres Ergebnis.
Die Statistik: 5+ 5 = 10
Gleich drei Spieler holten sich eine Verwarnung ab, die sie im Rückspiel zu Zuschauern macht. Beim HSV fehlen zwei zentrale Akteure, nachdem Westermann und Kacar je ihre 5. Gelbe sahen. "Übertrumpft" wurden sie noch vom Karlsruher Peitz, er kassierte bereits die 10. Gelbe dieser Saison.
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