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Kein Geschenk für Rückkehrer Schaaf

Petra Philippsen

Update 02/05/2015 um 19:13 GMT+2 Uhr

Erst freundlicher Applaus, dann aber eine verdiente Niederlage: Bei seiner Rückkehr ins Weserstadion hat Werder Bremen an seinen Ex-Trainer Thomas Schaaf keine Geschenke verteilt. Nach einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit setzten sich die Grün-Weißen mit 1:0 (0:0) durch. Für das Tor des Tages sorgte Torjäger Davie Selke (66.) mit einem etwas glücklichen Schulter-Treffer.

Thomas Schaaf

Fotocredit: SID

Die Lehren:
Zuerst wurde die Meistermannschaft von 1965 im Bremer Weserstadion geehrt, danach ihre Trainer-Legende Thomas Schaaf in der alten Heimat frenetisch begrüßt - doch nach dem Anpfiff war die Elf von Viktor Skripnik wieder im Hier und Jetzt und das bedeutet: Kampf um die Europa League. Und mit dem ersten Dreier gegen die Hessen im zehnten Spiel lebt der Bremer Traum von den internationalen Rängen mit einem Punkt Rückstand auf Platz sechs munter weiter.
Für die Eintracht ist die Saison nach dem erneuten Rückschlag so gut wie gelaufen. Auf Rang zwölf dümpeln die Frankfurter im Niemandsland der Liga herum und müssen bei nur sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz nun aufpassen, dass sie nicht in den Abstiegsstrudel hineingezogen werden.
Die Stimmen:
Thomas Schaaf (Trainer Frankfurt): "Das war aus meiner Sicht eine sehr unterhaltsame Partie. Werder hat eine seiner Chancen zum Sieg genutzt, wir haben das leider nicht getan. In den entscheidenden Situationen konnten wir keinen Stich setzen. Ich bin über die Niederlage natürlich enttäuscht, aber der warme Empfang im Weserstadion hat mich gefreut."
Viktor Skripnik (Trainer Bremen): "Ein Sieg und dann noch zu Null gespielt - da sind alle in Bremen glücklich. In der Tabelle stehen wir jetzt an einem Punkt, von dem aus wir aus noch mehr erreichen können. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass die Standardsituationen eines unserer besten Mittel sind."
Die Höhepunkte:
7. Dicker Patzer von Casteels! Was macht der Bremer Keeper denn da? Er rennt weit aus seinem Strafraum raus und einem langen Ball entgegen, doch Kittel spitzelt den Ball an ihm vorbei und bräuchte nur noch ins leere Tor einzuschieben! Aber Casteels wirft sich dazwischen und verhindert das 1:0 für Frankfurt! Durchatmen bei Werder...
22. Dicke Chance für Werder! Tolle Flanke von Sternberg von der halblinke Seite weit an den langen Pfosten - dort lässt Oczipka Selke frei zum Kopfball kommen! Doch der Winkel ist sehr spitz, Selke kann den Ball nicht mehr drücken und er geht knapp über die Latte!
24. Und nochmal Werder! Und eine klasse Parade von Trapp! Fritz verlängert den langen Ball auf Lukimya in der Strafraummitte - und der lässt den Ball zu Gebre Selassie abprallen. Der Bremer setzt aus 15 Metern zum Seitfallzieher an, doch Trapp wehrt den Schuss zur Seite ab!
34. Der nächste Patzer von Keeper Casteels! Fahrlässig spielt er einen Abstoß genau vor die Füße von Valdez - der bedient Seferovic in der Mitte, Prödl kann gerade noch zur Seite abblocken. Doch es gibt Ecke für die Frankfurter.
50. Dicke Chance für Werder! Hajrovic setzt sich etwas rüde gegen Oczipka durch und bringt vom rechts die Flanke in die Mitte - Di Santo hechtet zum Kopfball rein, aber Anderson geht dazwischen und köpft den Ball knapp rechts vorbei! Und Aufschrei bei den Bremern, Di Santo war von Anderson umgestoßen worden. Doch Hartmanns Pfiff bleibt aus, kein Elfmeter.
52. Und wieder eine Glanzparade von Trapp! Erst hämmert Hajrovic den Ball aus 16 Metern von halbrechts aufs Tor - Trapp wehrt den Schuss ab, Gebre Selassie kann noch nachsetzen aus kurzer Distanz, doch auch den Versuch klärt Trapp grandios!
55. Riesenchance für Werder! Junuzovic bringt den Eckball vom links hoch an den langen Pfosten - und dort steht Prödl mutterseelenallein! Der Österreicher köpft aufs Tor, doch Trapp atmet den Ball noch Millimeter über die Latte! Die nächste Super-Parade von Trapp!
66. TOOOR für Werder Bremen! Die erlösende Führung für die Hausherren: Junuzovic bringt den Freistoß aus dem rechten Halbfeld in die Mitte - dort verlängert Lukimya per Kopf und schießt Selke an, von dessen Schulter der Ball unhaltbar für Keeper Trapp zur 1:0-Führung im Netz landet. Ein kurioser, aber regulärer Treffer für die Bremer.
74. Riesenchance für Werder! Und sie nutzen sie nicht - Di Santo marschiert mit dem Ball auf den Sechzehner zu, passt dann geschickt nach links auf den mitgelaufenen Selke! Der will Doppelpass auf Di Santo spielen, doch Keeper Trapp fälscht den Schuss ab - Latte! Vom Querbalken springt der Ball zurück vor die Füße von Di Santo - er braucht den Aufsetzer nur ins leere Tor zu knallen, aber haut ihn am rechten Pfosten vorbei! Unfassbar.
78. Und beinahe der Ausgleich! Inui bringt die Flanke von rechts auf Russ - der verlängert den Ball vom kurzen Pfosten im hohen Bogen über Keeper Casteels hinweg, doch der geht knapp daneben!
Der Knaller: Alte Liebe rostet nicht
Wir kennen Thomas Schaaf. Nüchtern. Stoisch. Wortkarg. Etwas dröge. Die Rückkehr nach Bremen? Kein Grund für Gefühlsausbrüche. Ein Schaaf doch nicht! Sagt er zumindest. Doch beim Einlaufen in seinen geliebten "Schaafstall" wird ihm dann doch warm ums Herz: Standing Ovations und tosender Applaus für den Trainer, den sie an der Weser immer lieben werden. "Danke Thomas"-Plakate in der Fankurve. Und per Handschlag begrüßte Schaaf dann jeden, der auf der Bremer Bank saß - das hatte Stil. Werder und Schaaf - das wird immer eine ganz besondere Beziehung sein. Auch wenn er es nicht immer zeigen mag. Nach dem Abpfiff musste Schaaf aber eingestehen: "Das war ein außergewöhnlicher Empfang hier."
Im Abseits: Schlotter-Schlussmänner
Bei Werder läuft es besser, nur hinten wackelt es weiter. Vor allem ganz hinten, im Kasten. Nach Jahrzehnten mit starken Keepern fielen die letzten Kandidaten bei Werder eher mittelmäßig aus. Zuletzt wurde Raphael Wolf nach stetigen Patzern auf die Bank verfrachtet, doch sein Nachfolger Koen Casteels ist momentan auch mehr Zitteraal als Fels in der Bremer Brandung. Zwei dicke Klopse leistete sich der Belgier gegen Frankfurt, sie hätten den knappen Sieg kosten können. Freudig wird Felix Wiedwald die Schlotter-Schlussmänner im Bremer Tor beobachtet haben. Der Frankfurter Ersatz-Keeper kehrt im Sommer an die Weser zurück - und angesichts der mäßigen Konkurrenz darf er sich große Hoffnung auf den Stammplatz zwischen den Pfosten machen.
Die Statistik: 50
Dieses Jubiläum feierten die Bremer schon vor dem Anpfiff - 50 Jahre nach der Werder-Meisterschaft von 1965. Lange her: Da waren die Bälle noch aus Leder, die Schuhe nicht quietschbunt und die Spielergehälter eher überschaubar - doch an diese Erfolgszeiten wollen sie in Bremen nur allzu gerne anknüpfen.
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