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Thomas Tuchel baut bei Borussia Dortmund auf der Arbeit von Jürgen Klopp auf

Johannes Mittermeier

Update 17/08/2015 um 11:05 GMT+2 Uhr

Vier Siege aus vier Pflichtspielen, kein Gegentor: Borussia Dortmund hat unter Thomas Tuchel einen Traumstart hingelegt. Der neue Trainer baut auf der Erfolgsstrategie von Jürgen Klopp auf, bringt jedoch Elemente ein, die an Pep Guardiola erinnern. Gegen Gladbach spielte Dortmund wie in den Meisterjahren - nur ruhiger und reifer.

Hat gut lachen: Der neue BVB-Coach Thomas Tuchel

Fotocredit: Imago

Das Strahlen hatte sich ins Gesicht gefräst. Bei allen im Stadion, die sich am 4:0-Sieg von Borussia Dortmund über Mönchengladbach labten, und bei Thomas Tuchel noch ein wenig mehr. Nie startete einer der 35 Dortmunder Bundesliga-Trainer besser, insgesamt hält der BVB nun bei vier Siegen aus vier Pflichtspielen mit 12:0 Toren.
Der erfolgreiche Auftakt hat viel mit der Person Tuchel zu tun, auch wenn die Hymnen mit Bedacht angestimmt werden sollten. Die Zeit der Bestätigung steht noch aus.
Eine Mannschaft mit "herausragenden Manieren"
Und dennoch hat Tuchel die Borussia in die Spur gebracht. Der 41-Jährige präsentiert sich demütig und kooperativ, das gilt für sämtliche Bereiche. Verhaltensnormen sind ebenso wichtig wie Gegenpressing.
"Wir müssen uns als Menschen weiterentwickeln, uns benehmen und gemeinsam ordentlich auftreten", sagte er bei "Sky" und schwärmte von einer "sehr höflichen, zuvorkommenden, offenen Mannschaft mit herausragenden Manieren - gerade auch gegenüber Koch und Zeugwart."
Dass Tuchel solche Aussagen unmittelbar nach der Gladbach-Gala tätigte, zeigt seine Haltung auf: Es geht ihm ums große Ganze, wie bei einem Mosaik, das sich aus tausend Einzelteilen zu einem Gesamtgebilde zusammensetzt.
Tuchel löst Mchitarjans Blockade
Der sportliche Part wird mit "hochtalentierten Spielern" bedient, wie Tuchel erklärte. "Ihre Gabe verpflichtet uns, alles auszuschöpfen, weil wir das große Geschenk haben, Fußball auf diesem Niveau erleben zu dürfen."
Das Interessante daran ist, dass Dortmunds neues Team hauptsächlich aus alten Spielern besteht - beim Auftakt waren nur die Einkäufe Roman Bürki und Julian Weigl dabei. Torwart Bürki bestimmte Tuchel zur Nummer eins, ohne es zu versäumen, den degradierten Roman Weidenfeller für dessen Sportsgeist zu loben. Weigl, 19-jähriger Mittelfeldrenner, begeisterte gegen Gladbach mit bemerkenswerter Abgebrühtheit.
Daneben hat es Tuchel geschafft, die Klasse des vorhandenen Personals wieder stärker zu entfalten. Henrich Mchitarjan, der so viel kann, aber es zuletzt so selten auf den Platz brachte, wirkt plötzlich wie von einer Blockade befreit. Etwas "Melancholisches" stellte Tuchel beim Armenier fest, Mchitarjan ist ein Kopf-Fußballer, der sich zuweilen im Gedankengestrüpp verheddert. Momentan läuft es prächtig. An neun der zwölf Pflichtspiel-Tore war er beteiligt, sechsmal traf er selbst und damit bereits häufiger als in der kompletten Vorsaison.
Ein Hauch von Guardiola beim BVB
Sie alle, von Bürki bis Mchitarjan, angereichert mit Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang, formieren sich zu einer blendend aufgeigenden Truppe. Tuchel hat an spieltaktische Charakteristika von Jürgen Klopp angeknüpft, und er legt Wert darauf, Klopps Anteil zu berücksichtigen: "Wir arbeiten auf der Basis, die Jürgen hier hingestellt hat - und die ist herausragend!"
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Tooooooor: Viermal durften die BVB-Fans gegen Gladbach jubeln

Fotocredit: AFP

Es ist vage, nach einem einzigen Bundesligaspiel zur Bestandsaufnahme zu schreiten, trotzdem sind Auffälligkeiten zu erkennen. Gegen Gladbach erschien vieles so wie in den Meisterjahren 2011 und 2012, Intensität, Bereitschaft, Tempo, doch neu war eine gewisse Balance. Der BVB-Vortrag kam austarierter daher, ruhiger, reifer, erwachsener.
Dortmund preschte durchaus im Überfallkommando nach vorne, aber eben nicht ausschließlich. Das Team streute längere Passstafetten ein (wie vor den ersten beiden Toren), Ballbesitz wird unter Tuchel elementarer. Das erinnert an Pep Guardiolas Dominanz-Dogma in München. Eine hochspannende Konstellation.
Es steckt ein Plan hinter der Kunst bei Borussia Dortmund. Das ist die Botschaft.
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