Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

9 Lehren vom 31. Spieltag der Bundesliga: Bester Mchitarjan, defensivstarke Bayern, Chaos-Schalke

Johannes Mittermeier

Update 25/04/2016 um 08:10 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern gewinnt seine Spiele über die Defensive, beim HSV und Werder Bremen entscheiden die Torjäger, während Schalke 04 seinem Ruf mal wieder alle Ehre macht. In Wolfsburg wird der anstehende Umbruch mutmaßlich größer als gedacht. Hannover 96 wacht zu spät auf, Frankfurt lebt, und der BVB stellt mit Henrich Mchitarjan den besten Mann der Saison. 9 Lehren vom 31. Spieltag der Bundesliga.

Überragend: Henrich Mchitarjan von Borussia Dortmund

Fotocredit: AFP

1. Lasogga sticht Pizarro aus

"Ich bin zurück!" Der Impera-Tor des Hamburger SV baute sich auf, es gab allen Grund zur Erleichterung. Pierre-Michel Lasogga wurde gegen Werder Bremen zum Matchwinner, indem er beide Tore zum 2:1 erzielte - das erste nach 666 Minuten persönlicher Flaute. Punktlandung.
Durch Lasoggas Doppelpack ist der HSV faktisch gerettet, während Werder das Schreckgespenst der Relegation blüht. Auch deshalb, weil Lasoggas Pendant Claudio Pizarro das Stürmer-Duell klar verlor: erst ein kläglich vergebener Strafstoß, in der Nachspielzeit die versemmelte Ausgleichschance.

2. Hannover wacht (zu spät) auf

Als Thomas Schaaf bei Hannover 96 gegangen wurde, lagen die Niedersachsen nicht nur am Boden, sie waren schon platt getrampelt. Den Abstieg konnte Nachfolger Daniel Stendel nicht verhindern, das wäre auch eine utopische Anforderung gewesen.
Nach zehn Pleiten aus elf Schaaf-Partien ist Stendel noch immer ungeschlagen, ans 2:2 bei Hertha BSC und das 2:0 über Borussia Mönchengladbach knüpfte sich ein 2:2 beim FC Ingolstadt - obwohl 96 bereits 0:2 hinten lag. Die Moral stimmt wieder, aber zu spät.

3. Defense Wins Championships

Joshua Kimmich, Serdar Tasci, Medhi Benatia, Rafinha: Die Viererkette, die der FC Bayern München in Berlin aufbot, wird nach menschlichem Ermessen eine einmalige Sache sein. Der Ertrag war maximal, und weil Bayern vorne zwei Weitschüsse unterbrachte, stand am Ende ein 2:0.
Von den letzten sieben Bundesligaspielen gewann der Meister sechs ohne Gegentreffer, der Allzeit-Rekord ist realistisch. Schon nächste Woche kann der vierte Titel in Folge zementiert werden, was mal wieder die These stützt, dass die Offensive Spiele gewinnt und die Defensive Meisterschaften.

4. Chaos + Klub = Schalke

Eine enervierende Diskussion um André Breitenreiter, der Ober-Boss in der Bredouille, und nun einen 2:0-Vorsprung binnen sechs Minuten verschenkt, was die vierte Niederlagen aus sechs Spielen besiegelte: hach, FC Schalke 04.
Aufsichtsratschef Clemens Tönnies muss auf der Mitgliederversammlung (26. Juni) mit Dissonanzen rechnen, unter den Fans scheint sich eine Opposition formiert zu haben. Gegen Leverkusen wurde ein Transparent präsentiert, Aufschrift: "Höchste Zeit für Veränderungen!“ Die Buchstaben "C" und "T" waren dabei rot eingefärbt. CT, wie Clemens Tönnies!?

5. Mchitarjan, der beste Spieler der Saison

Borussia Dortmunds Ergebnisse seit dem 3:4-Trauma beim FC Liverpool: 3:0 (HSV, Liga), 3:0 (Hertha, Pokal), 3:0 (VfB Stuttgart, Liga). In einem Wort: makellos. Beim Sieg im Schwabenland überragte Henrich Mchitarjan mit einem Tor und zwei Vorlagen, es war die Fortsetzung seiner grandiosen Saison.
23 Treffer und 30 Assists in 49 Pflichtspielen, davon 11/18 in der Liga, exzellent. "Micki macht den Unterschied", lobte BVB-Sportdirektor Michael Zorc. Nicht nur angesichts einer homogenen Bayern-Mannschaft ohne hervorstechenden Ausreißer ist Mchitarjan der beste Spieler dieser Saison.

6. Umbruch vielleicht größer als gedacht

Bas Dost sah ziemlich bedröppelt aus, und er sprach ziemlich bedröppelte Sätze. "Du kannst nicht 0:2 gegen Augsburg verlieren. Das geht nicht." Die Unmutsbekundungen der Fans aber wollte der Angreifer des VfL Wolfsburg nicht kommentarlos hinnehmen: "Dafür habe ich kein Verständnis, wir haben hier schon schlimmeren Fußball gezeigt..."
Die VfL-Saison wird immer miserabler, Köln und Aufsteiger FC Ingolstadt sind vorbeigezogen. In Wolfsburg könnte der sommerliche Umbruch größer ausfallen als bisher erwägt.

7. Xhaka fordert ein und liefert ab

Das Gladbacher Schema war zuletzt arg vorhersehbar: Ein meist mitreißender Heimsieg wechselte sich mit einem meist desolaten Auswärtsaufritt ab. So droht Europa zur leeren Hülse zu verkommen, also trompete Granit Xhaka: "Man muss nicht immer lieb sein, sondern aggressiver, cleverer, abgezockter."
Nach Gelbsperre beim 0:2 in Hannover ging Xhaka gegen 1899 Hoffenheim (3:1) als Mittelfeld-Souverän voran, er strukturierte, dirigierte, leitete. Stark! Und die Auswärtsschwäche? Beweisführung am 32. Spieltag, wenn es nach München geht.

8. In Köln stört keine Mannschaft

Der unvergessene Udo Lattek hat sich einst die Auszeichnung für den "Fußballspruch des Jahres" abgeholt. Sein Bonmot: "Im Kölner Stadion ist immer so eine super Stimmung, da stört eigentlich nur die Mannschaft."
Latteks Volksweisheit stammt aus 2010, an der Einschätzung hat sich seitdem wenig geändert. Allein in der jüngsten Vergangenheit verlor Köln vier Heimspiele hintereinander. Jetzt fieselte der "Effzeh" das notorisch unbequeme Darmstadt 98 mal eben 4:1 ab - und ließ noch mehrere Hochkaräter liegen. Gäste-Keeper Christian Mathenia: "Wahnsinn, was hier abgegangen ist." Er meinte übrigens die Stimmung.

9. Frankfurt lebt!

Explosionen der Gefühle auch in Frankfurt. Der 2:1-Siegtreffer von Änis Ben-Hatira über den FSV Mainz 05 machte aus Coach Niko Kovac einen kindlichen Springinsfeld. "Endlich", schnaufte der Kroate, "haben wir mal das Glück zur Seite gehabt".
Das mag stimmen, ist aber bloß die halbe Wahrheit. Mainz führte und musste einsehen, dass die Eintracht noch nicht aufgesteckt hat im Überlebenskampf. Frankfurt zwang Fortuna förmlich, ihren Beitrag zu leisten, der Ausgleich war dann besserer Sitzfußball, Ben-Hatiras Glücksmoment eine Bogenlampe. Next stop: das Derby in Darmstadt…
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Ähnliche Themen
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung