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BVB gegen FC Bayern: So unterschiedlich sind Aubameyang und Lewandowski

Johannes Mittermeier

Update 13/03/2016 um 22:47 GMT+1 Uhr

Vorhang auf fürs Giganten-Duell: Borussia Dortmund empfängt den FC Bayern München zu einem Top-Spiel, das seinen Namen nicht grundlos trägt. BVB und FCB sind die dominierenden Teams der Bundesliga, ihre Nummer-eins-Torjäger stehen für Rekorde pur: Pierre-Emerick Aubameyang und Robert Lewandowski treffen historisch gut. Viele Gemeinsamkeiten gibt es aber nur auf den ersten Blick.

Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang (l.) und Bayerns Robert Lewandowski

Fotocredit: AFP

Am 4. April 2015 war Robert Lewandowski endlich ein Bayern-Stürmer. Ausgerechnet in Dortmund entfaltete der polnische Angreifer vor einem Jahr seine volle Pracht, bei Bayern war damals die halbe Offensive malade, und angesichts der Personalnot verbarrikadierte sich Trainer Pep Guardiola in selten erlebter Manier.
Der Meister setzte auf Defensive, weite Hiebe und einen Zentrumsangreifer Lewandowski, der so auftrat wie einst beim BVB: Er fesselte Gegner, verteilte Bälle, das entscheidende 1:0 ging auf ihn. Seit diesem Tag ist der Pole ein Guardiola-Spieler.
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Im April 2015 war Lewandowski (hier gegen den Ex-Dortmunder Kuba) bester Mann auf dem Platz

Fotocredit: AFP

Wenn sich Borussia Dortmund und der FC Bayern München am Samstag erneut im Signal Iduna Park begegnen (18:30 Uhr im Liveticker), ist er die wahrscheinlich beste Nummer neun der Welt.

Aubameyang schwärmt von Lewandowski

"Ich glaube nicht, dass Lewy etwas fehlt, er ist einfach komplett. Er ist Wahnsinn", schwärmte Pierre-Emerick Aubameyang in der "Sport Bild". Und:
Er ist insgesamt kompletter als ich.
Erstaunlich ehrlich. Dabei steht auch Dortmunds Star kurz vor dem Klimax, 22 Saisontore hat Aubameyang bisher erzielt, eines weniger als Lewandowski. Die ehemaligen Teamkollegen balgen sich um die Torjägerkanone, "natürlich pusht mich das", sagt der BVB-Angreifer, der eine Saison an der Seite von Lewandowski lernte (2013/14).

Lewandowski hat Respekt vor Aubameyang

Auch andersherum ist der Respekt groß. "Er ist ein super Spieler, man muss immer auf ihn aufpassen", sagte Lewandowski am Mittwochabend.
Bei Dortmund ist viel auf ihn zugeschnitten, unsere ganze Mannschaft muss gegen ihn gut verteidigen. Aber der BVB ist nicht nur Aubameyang, und ich hoffe, dass wir so spielen, dass Pierre nichts zu jubeln hat.
Lewandowski meint aber auch: "Wir sind komplett verschiedene Typen."
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BVB-Kollegen in der Saison 2013/14: Aubameyang und Lewandowski

Fotocredit: AFP

Zum Beispiel in punkto Charakter: Der extrovertierte Aubameyang zeigt nach Toren manchmal den Salto, Lewandowski schwingt klassisch die Jubelfaust. Style: Aubameyang kultiviert sein Image des bunten Vogels, Lewandowski mag es leger. Familie: Aubameyang (26) hat bereits einen vierjährigen Sohn, Lewandowski (27) heiratete 2013 seine Anna nach lange währender Beziehung.
Der Dortmunder ist ein Mann für Heimspiele (Tore in all seinen elf Einsätzen), der Bayer für die zweite Hälfte, 19 seiner 23 Treffer entfallen auf diesen Abschnitt. Darunter zwei beim 5:1 gegen Dortmund im vergangenen Oktober. Aubameyang hat dafür in der Schlussphase die Nase vorne, schon acht Tore gelangen ihm nach der 80. Spielminute (Lewandowski: 2).
Die Gemeinsamkeiten: Beide markierten ein Gros ihrer Treffer mit dem rechten Fuß (Aubameyang 15, Lewandowski 17) und sind mit dem Kopf nicht allzu oft erfolgreich (je zweimal). Dazu halten sich ihre Vorbereiter-Dienste in etwa die Waage (5:4 für Aubameyang, wenn man herausgeholte Elfmeter mitrechnet).
Auch ähnlich effizient sind sie beide. Lewandowski trifft diese Saison alle 84 Bundesliga-Minuten, Aubameyang alle 91. Beide schossen 22 Tore innerhalb des Strafraums (inklusive eines Lewandowski-Elfmeters), der Münchner reüssierte einmal von außerhalb.
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Lewandowski traf im Hinspiel gegen Dortmund doppelt, Bayern siegte 5:1

Fotocredit: Imago

Ihr Stil birgt wieder viel Unterschiedliches. Lewandowski ist deutlich öfter am Ball, er verbucht mehr Pässe, mehr Zweikämpfe und umfangreichere Laufstrecken. "Er kann dribbeln, ist schnell und kopfballstark", sagt Aubameyang, der wendiger daherkommt und sich auch auf der Außenbahn wohlfühlt, aber kein "Wandspieler" ist.

Auf einem Niveau mit Usain Bolt

Aubameyangs Antritt sucht seinesgleichen in der Bundesliga. 30 Meter bestreitet er auf einem Niveau mit Sprintkönig Usain Bolt, sein Top-Speed beträgt 35,4 km/h. Lewandowski ist ebenfalls flink, 34,2 km/h wurden diese Saison bei ihm gemessen.
"Auba hat seine Stärken vor allem im Umschaltspiel, Lewy ist auch dann stark, wenn er mit dem Rücken zum Tor steht", erklärt der Borusse Lukasz Piszczek. Trotzdem hat es eine Weile gedauert, bis sich der 27-Jährige in München anpasste, dort sind die Räume enger und die Wege vertrackter. Ein Bayern-Profi muss gedanken- wie handlungsschnell sein und mit den Füßen umsetzen können, was das Gehirn aufträgt.
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Robert Lewandowski spielt seit 2014 beim FC Bayern - und trifft wie nie

Fotocredit: AFP

Beim 1:0 vom April 2015 hat Guardiola erkannt, wie Lewandowski idealerweise zu positionieren ist, und vor allem: Wer ihm wie zur Seite gestellt werden muss. Zuletzt adelte Pep seinen Mittelstürmer als "professionellsten Spieler", den er je gesehen habe.

Als Lewandowski ein Chancenvernichter war

Was sonst noch auffällt: Lewandowski schießt häufiger aufs Tor (127) als Aubameyang (87). Doch obwohl sich Bayern mehr Chancen kreiert, werden Aubameyang von den Kollegen die klareren Torchancen serviert (40:37). "Er soll Torschützenkönig werden", hofft Top-Vorbereiter Henrich Mchitarjan.
Kurioserweise war ihre Co-Produktion gegen Hoffenheim eine Premiere, "in ein paar Spielen habe ich ihn angespielt, aber er machte nichts draus", lächelt der Armenier.
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Aubameyang jubelt vor der Südtribüne

Fotocredit: AFP

Aubameyangs größtes Problem: Er hat mehr Tage, an denen nichts zusammenläuft. Am Mittwoch in Darmstadt etwa, als er zig Gelegenheiten ausließ. Das erinnert an Lewandowski, der in seinem Dortmunder Debütjahr als veritabler Chancenvernichter auffiel, sich anschließend aber steigerte und nun im zweiten Bayern-Jahr seinen eigenen Saisonrekord von 24 Toren (2012/13 mit dem BVB) überbieten will. Aubameyang hat seine Marke aus demselben Jahr (19 für AS St. Étienne) bereits getoppt.
Und jetzt? "Ich weiß, dass wir viel, viel besser und effektiver spielen werden", kündigte Lewandowski nach der Mainz-Niederlage an. Im Giganten-Duell möchte auch Aubameyang seine Worte mit Taten unterfüttern. "Bayern wird nicht Meister", tönte er im Winter. Am Samstag gilt's.
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