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FC Bayern - Werder Bremen: Claudio Pizarro beim DFB-Pokal-Halbfinale im Fokus

Johannes Mittermeier

Update 19/04/2016 um 15:16 GMT+2 Uhr

Claudio Pizarro hat ein Gemüt, das es Menschen schwer macht, ihn nicht zu mögen. Alle Augen sind auf ihn gerichtet, wenn es im Pokal-Halbfinale zum Duell zwischen der alten Liebe FC Bayern und seinem SV Werder Bremen kommt. Der brillante Fußballer, der auch im Alter von 37 Jahren noch trifft, will nach Berlin, er glaubt an Werders Chance. Alles andere wäre diesem Optimisten auch nicht abzukaufen.

Claudio Pizarro hat beim FC Bayern nicht an Beliebtheit eingebüßt

Fotocredit: Imago

Claudio Pizarro zog die Augenbrauen hoch, und sein schelmisches Claudio-Pizarro-Grinsen entlarvte den Schlawiner. "Wusste ich nicht, aber schön", meinte er, als ihm zugesteckt wurde, dass ihn sein Tor gegen den VfL Wolfsburg zum historisch besten Schützen von Werder Bremen katapultiert hat. Insgesamt erzielte Pizarro nun 142 Treffer für Grün-Weiß (bei 247 Partien), ein gewisser Frank Neubarth, sagten sie ihm, sei derjenige, den er überholt habe. "Oh ja, den kenne ich!"
102 Bremer Bundesligatore sind es seit Samstag, was Marco Bode distanziert, dazu 29 im Europacup und elf im DFB-Pokal. Das ist ohnehin Pizarros Wettbewerb, sechsmal räumte er den Pott ab, einmal mit Bremen, fünfmal mit Bayern, 30 Treffer werden nur von Hannes Löhr (32) und Gerd Müller (64) getoppt.

Pizarro: Ich kenne Bayerns Schwächen

Wenn Werder am Dienstag in München zum Halbfinale gastiert (ab 20:30 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de), schauen viele auf den "Weltklasse-Stürmer", wie ihn Bremens Zlatko Junuzovic glorifiziert. Bei aller hymnischen Verehrung vor diesem Fußballer, dessen lebensbejahende Attitüde es Menschen schwer macht, ihn nicht zu mögen, erscheint das als steile These. Pizarro ist 37.
Allerdings bringt dieser 37-Jährige seine Füße nach wie vor so clever in Stellung, dass sie Bälle als Bande dienen, um Tornetze auszubeulen. Elf Treffer markierte er in der Rückrunde, Höchstwert, dabei musste er dreimal verletzt pausieren. "Bester 37-Jähriger der Welt", trällerte die "Süddeutsche Zeitung", ein Kompliment.
"Ich glaube schon, dass sie Respekt vor mir haben", sagt Pizarro über seine bajuwarischen Ex-Kollegen, bis Sommer 2015 war er dort in zweiter Amtsperiode aktiv. Ergo: "Ich kenne ihre Schwächen." Und sie kennen ihn, aus neun Jahren mit 327 Pflichtspielen, 125 Toren, 53 Vorlagen, zig Trophäen, Charme, Witz und Laissez-faire.

Alle lieben Pizarro

Launig wird's in jedem Fall, wenn er in die Allianz Arena einläuft. Wer schon einmal einen Chor für einen gegnerischen Spieler erleben wollte, hört heute besser genau hin. Ihren "Piza" feiert die Münchner Anhängerschaft ausdauernd, viele sähen ihn gern noch im Team. Das Alter? Ja mei. Schnöde Zahl.
Es ist doch so: Spielt Pizarro mit Bremen in München, beharrt das Bayern-Volk darauf, dass er "nach Hause" komme; trat er mit dem Rekordmeister früher in Bremen an, beanspruchten die Werder-Fans selbiges für sich. Die (Fußball-)Städte könnten kaum weiter auseinanderklaffen, geographisch, tabellarisch, atmosphärisch, und ihr Verbindungsstück ist der Mann aus den Anden, der ewige Sympathikus, der auch mit 37 unverschämt blendend aussieht und unverschämt blendende Dinge anstellt. Alle lieben Pizarro.
Im März verhinderte eine Adduktorenzerrung seinen Einsatz im Bundesligaduell, das Bayern 5:0 gewann. Bremen krebst auf dem Relegationsplatz umher, der Nord-Süd-Gipfel ist längst zu einem Nord-Süd-Gefälle geworden. Berufsoptimist Pizarro aber trommelt: "Ein Pokalfinale ist geil! Das wollen wir erreichen."
Für Werder wär's die elfte Fahrt nach Berlin (bisher sechs Titel) und die erste seit 2010 - einem 0:4 gegen Bayern, mit Pizarro als wirkungslosem Bremer Faktor. Ein paar Monate später, beim vorerst letzten Pokalspiel der Klubs, traf er vor der Südkurve ins Tor, verkniff sich überschäumende Freude und musste ein 1:2 erdulden.

Pep-Lob mit Nährwert

Andere Zeiten, andere Voraussetzungen. Hat Werder tatsächlich eine Chance? "Natürlich, im Pokal kann immer etwas passieren. Wir haben schon überrascht", sagt Pizarro dem "kicker". Im Achtelfinale gewann Bremen bei Borussia Mönchengladbach (4:3, ein Pizarro-Tor), im Viertelfinale bei Bayer Leverkusen (3:1, ein Pizarro-Tor), das hätten die wenigsten gedacht.
Folglich etikettiert Bayern-Trainer Pep Guardiola die Errungenschaften als "Wahnsinn", dieselbe Bezeichnung wählt er dann für Strafraum-Spezialist Pizarro, einen "der besten Mittelstürmer, die ich kennengelernt habe". Und das mag trotz seines ermüdenden Supersuper-Mantras durchaus etwas heißen.
Fünf Spiele am Stück war Pizarro jetzt erfolgreich, so eine Serie schaffte er zuvor erst einmal, im März und April 2001. Danach wechselte er von der Weser an die Isar. Egal, wie es am Abend ausgeht: Immerhin dieses Schicksal bleibt Bremen diesmal erspart.
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