Taktik-Check: Darum macht Serdar Tasci beim FC Bayern München Sinn

Etwas überraschend hat der FC Bayern zum Ende der Transferperiode Serdar Tasci verpflichtet. Eurosport.de analysiert die personellen und taktischen Möglichkeiten, die Pep Guardiola durch den Last-Minute-Transfer bekommt.

Taktik-Check: Serdar Tasci beim FC Bayern München

Fotocredit: AFP

"Er war unglaublich heiß und hat vermittelt, dass er das unbedingt möchte", sagte Matthias Sammer am Mittwoch auf der Pressekonferenz zu den Vertragsgesprächen mit Serdar Tasci. Der Neue war in seiner ersten Trainingseinheit mit der Mannschaft offenbar so heiß, dass es gleich einmal gekracht hat – eine leichte Kopfverletzung könnte das Debüt des ehemaligen Stuttgarters beim FCB nun verschieben.
Doch welche Optionen ergeben sich eigentlich durch die Verpflichtung?

Aufrückender Innenverteidiger

Eines der zahlreichen neuen Elemente, die Guardiola ins Spiel der Bayern gebracht hat, ist der aufrückende Innenverteidiger. Mit Jérôme Boateng und Javi Martinez hat der Katalane gleich zwei Spieler auf der halbrechten Seite der Viererkette zur Verfügung, die diese Aufgabe hervorragend beherrschen – wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise.
Während Boateng als verkappter Quarterback Pässe zwischen die Linien des Gegners oder lange, hohe Diagonalbälle spielt, schaltet sich Martinez oftmals ohne Ball am Fuß in die Offensive ein. Dass beide nun verletzt fehlen, können auch der gute Passspieler Badstuber und der mit viel Dynamik vorrückende Alaba nicht kompensieren – denn sie sind Linksfüßer.
Dementsprechend verständlich ist es, dass sich die Münchener nach einem Spieler umgesehen haben, der im Aufbau mehr zu bieten hat als Medhi Benatia. Tasci, der technisch gut geschult ist und auf seinen bisherigen Stationen als guter Aufbauspieler zu überzeugen wusste, wird zwar nicht so überragende Bälle wie Boateng spielen, dennoch hat er die Qualität, das Aufbauspiel zu entlasten.

Flexibel bleiben: Tasci in der Dreierkette

Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Verpflichtung Tascis ist die taktische Flexibilität. Diese wohl stärkste Eigenschaft der Bayern im Vergleich der internationalen Topteams ist für Guardiola – aus gutem Grund – ein unantastbares Gut. Der Wechsel zwischen Dreier- und Viererkette gehört schon lange zum Repertoire des Rekordmeisters.
Weil zuletzt jedoch ein Verteidiger nach dem anderen ausfiel, wurde die Personaldecke hier dünn, denn für eine Dreierkette braucht man natürlich genug fitte Innenverteidiger. Zwar überzeugte Alleskönner Kimmich im Spiel gegen Hoffenheim als Nebenmann von Badstuber, gegen Teams mit athletischen und/oder kopfballstarken Stürmern ist das Risiko jedoch zu hoch.

Für mehrere Rollen geeignet

Tasci kann in einer Dreierkette sowohl den absichernden Part im Zentrum als auch die halbrechte Seite übernehmen. Für die Position in der Mitte qualifizieren ihn sein Kopfballspiel und die Ruhe am Ball. Gut vorstellbar, dass er im Aufbau als eine Art Libero die Bälle auf die aufrückenden Nebenmänner (Alaba, Badstuber, aber auch Kimmich, Lahm und Vidal eignen sich für diese Rollen) verteilt.
Als halbrechter Part der Dreierkette könnte der ehemalige deutsche Nationalspieler selbst mit ins Mittelfeld rücken und vor allem als Zulieferer für die Flügelstürmer dienen. Dank seiner Erfahrung als "Aushilfs-Rechtsverteidiger" sollte er zudem problemlos für Lahm absichern können, wenn dieser ins Zentrum gerückt ist.

Rotationsspieler à la Rafinha

Wenn man auf die Ära Guardiola beim FC Bayern blickt, war Rafinha ein überraschender Gewinner im Münchener Starensemble. Der Brasilianer gehört individuell klar zu den schwächsten Akteuren beim Rekordmeister – und dennoch ist er als taktisch intelligenter und disziplinierter Spieler extrem wertvoll.
Eine ähnliche Rolle könnte Tasci einnehmen, wenn sich die personelle Situation an der Säbener Straße in einigen Wochen entspannt. Niemand erwartet Wunderdinge vom 28-Jährigen. Verinnerlicht Tasci die Spielweise seines neuen Vereins schnell, kann er ein wichtiger Rotationsspieler wie Rafinha werden. Zweikämpfe gewinnen, die Fehler auf ein Minimum reduzieren, die richtigen Räume besetzen und den Ball in den eigenen Reihen halten.
Bevor er in dieser Rolle gefragt ist, soll Tasci jedoch eine Soforthilfe sein - auch wenn sich sein Debüt wohl bis zum DFB-Pokal verschiebt.
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