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BVB - Schalke: Patrick Owomoyela im Derby-Interview - "Tuchel muss die Zügel in der Hand behalten"

Tobias Hlusiak

Update 28/10/2016 um 15:37 GMT+2 Uhr

Patrick Owomoyela kennt sich mit dem Derby bestens aus. Fünf Jahre lang spielte der elfmalige Nationalspieler für Borussia Dortmund, wurde zwei Mal Deutscher Meister. Am Rande der Talksendung "kicker.tv - Der Talk" sprach er exklusiv mit Eurosport.de über die Bedeutung des Duells BVB gegen Schalke und was ein Verkauf von Pierre-Emerick Aubameyang für die Borussia bedeuten würde.

Patrick Owomoyela (Borussia Dortmund)

Fotocredit: Imago

Das Interview führte Tobias Hlusiak
Herr Owomoyela, wie hoch ist der Stellenwert des Derbys zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 im Ruhrgebiet?
Patrick Owomoyela: Es dreht sich einfach alles darum! Eigentlich schon Wochen bevor das Spiel ansteht, wird nur noch davon gesprochen. Und zwar nicht nur beim Friseur oder beim Bäcker, das ist überall so.
Die Stimmung kann während des Spiels sehr hitzig werden. Wie wird die junge und ersatzgeschwächte BVB-Mannschaft damit umgehen?
Owomoyela: Das wird eine Feuerprobe für den einen oder anderen. Zum Teil sind das Novizen, die so etwas noch nie erlebt haben. Da gilt es, sich zu beweisen. Wir hatten eine ähnliche Situation in der Saison 2008/2009 mit Neven Subotic und Mats Hummels. Beide standen in der Innenverteidigung und waren gerade einmal 19 Jahre alt. Das ging im ersten Jahr noch schief, wir haben damals ein Unentschieden und eine Niederlage kassiert. Aber daraus lernt und wächst man.
Worauf wird es besonders ankommen?
Owomoyela: Mentalität und auch Derby-Erfahrung sind sehr, sehr wichtig. Es bringt schon etwas, wenn du genau weißt, wie du mit gewissen Situationen umgehen musst. Es wird von beiden Seiten gefeuert, Hitze und Intensität im Spiel sein. Da überdrehst du schnell, wenn du das vorher noch nicht erlebt hast.
Vor vier Wochen wäre die Favoritenrolle nach dem tollen Saisonstart schnell an den BVB vergeben gewesen. Im Moment sind die Tendenzen beider Klubs wieder ein bisschen gegensätzlich. Kommt das Derby für Dortmund zum falschen Zeitpunkt?
Owomoyela: So ein Spiel ist ja auch immer eine Möglichkeit, etwas zu korrigieren, da so viele Emotionen daran haften. Man bekommt eine gute Möglichkeit, sich ein bisschen freizuschwimmen. Das hätte genauso für Schalke gegolten. Jetzt ist es halt Dortmund, das so ein bisschen in der falschen Richtung unterwegs ist. Wenn die Negativserie des BVB genau im Derby endet, dann ist das extrem positiv für die Borussia.
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Patrick Owomoyela

Fotocredit: Imago

Woraus können die BVB-Fans Hoffnung ziehen?
Owomoyela: Die zweite Halbzeit gegen Ingolstadt am letzten Bundesligaspieltag (3:3 nach 1:3, Anm. d. Red.) hat die Möglichkeiten der Borussia aufgezeigt. Dass die erste Halbzeit genau das Gegenteil war, nämlich zum Haare raufen, zeigt das Gesicht dieser jungen Mannschaft, die mitten im Umbruch steckt. Die zweite Halbzeit hat gezeigt, dass es funktioniert, wenn man sich auf das besinnt, was man kann. Das macht Hoffnung fürs Derby.
Welche Rolle kommt dabei Thomas Tuchel zu?
Owomoyela: Die schwierige Aufgabe für Thomas Tuchel wird sein, die Zügel in der Hand zu behalten. Man hat ja schon gesehen, dass Felix Passlack zum Beispiel durchaus Hitze in sich trägt und es mit Franck Ribéry aufnimmt. Auch Ousmane Dembélé ist immer kurz davor, sich mit den Schiedsrichtern anzulegen. Das wird im Derby auch unter den Spielern so gehen. Du musst den Jungs im richtigen Moment die Zügel anlegen und sie genauso im richtigen Moment loslassen.
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke hat die "Bayern-Jagd" nach dem Remis in Ingolstadt offiziell abgeblasen. Ist das nicht ein falsches Signal?
Owomoyela: Man muss sich nicht darüber definieren, ob man die Bayern jagt oder nicht. Der BVB hat ambitionierte Ziele. Aber der Verein weiß auch, dass man in einem großen Umbruch steckt. Man hat viele junge Spieler, musste Leistungsträger mit Mats Hummel, Henrich Mchitarjan und Ilkay Gündogan abgeben und jetzt kommt auch noch Verletzungspech dazu. All das macht die Situation schwieriger, als sie sein müsste.
Besteht die Gefahr, dass im kommenden Jahr gleich der nächste Umbruch ansteht, sollte Pierre-Emerick Aubameyang den Verein verlassen?
Owomoyela: Ich glaube nicht, dass es einen ähnlich großen Umbruch geben wird. Ich denke, man hat rechtzeitig Dinge vorbereitet und Verträge verlängert. Dass das nicht in Stein gemeißelt ist, weiß man im Fußballgeschäft auch. Aber man wird nicht erneut drei oder vier Stammspieler mit solch hoher Qualität gehen lassen. Wenn es Aubameyang trifft, wäre das natürlich ein extremer Qualitätsverlust im Sturm. Diesen müsste man dann ersetzen. Vielleicht nicht mit einem, sondern mit zwei oder drei Spielern - das Geld dafür sollte dann aber da sein.
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kicker.tv - Der Talk: Die ganze Sendung zum Revierderby

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