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Der LIGAstheniker: Pierre-Emerick Aubameyang und seine kindische Maske beim BVB

Thilo Komma-Pöllath

Update 24/04/2017 um 11:30 GMT+2 Uhr

Für den LIGAstheniker ist der Masken-Jubel von BVB-Star Pierre-Emerick Aubameyang nichts anderes als ein schlechter Schulhofstreich mit einer entscheidenden Pointe. Er plädiert dafür, derartigen Sponsoren-Wildwuchs strikt zu untersagen.

Pierre-Emerick Aubameyang jubelt mit Maske im Derby

Fotocredit: SID

Man möchte ja zu gerne mal Mäuschen spielen, wenn die globalisierten Sportartikelkonzerne aus Beaverton, Oregon und Herzogenaurauch, Franken ihre abgewichstesten PR-Guerilleros zu Geheimtreffen einbestellen, nur um sich ein paar kindische Schulhofstreiche auszudenken.
Nichts anderes ist es, wenn sich Dortmunds Torjäger Pierre-Emerick Aubameyang eine Gesichtsmaske seines Privatsponsors überzieht, als wäre ER "Captain America". Tatsächlich hat er gerade mal ein Tor erzielt im Derby gegen Schalke. Nach der allgemeinen Aufregung kann man sich nur zu gut vorstellen, wie die teuer bezahlten PR-Strategen in der Deutschland-Zentrale in Frankfurt sich auf allen Vieren unter den Konferenztischen vor Begeisterung kringelten und nicht mehr einkriegten. Ja, ja, da wäre man doch gerne mal dabei gewesen.

"Auba, was hältst du davon?"

Man mag Aubameyang für einen großartigen Stürmer halten. Seinen flamboyanten Lebensstil, mit Gold-Porsche und regelmäßigen Coiffeurbesuchen in Paris, für das Statusmerkmal eines Weltstars und Sonderbegabten, den es zu akzeptieren gilt, will man im Gegenzug dafür 24, am Ende vielleicht sogar 30 Ligatore und mehr von ihm.
Also stellen wir uns nur mal kurz vor, wie dieser Schulhofstreich vor dem Schalke-Dortmund-Spiel eingetütet worden sein könnte, also total imaginär.
Sagen wir, es ist ein Dienstag, Aubas Smartphone klingelt nach dem Training, am anderen Ende der Leitung sein persönlicher Betreuer von NIKE. "Du, Auba", sagt der PR-Mann, "wir haben uns da was Schönes für das Schalke-Spiel ausgedacht."
Der PR-Mann erzählt ihm in heller Aufregung davon, dass man eigens für ihn, sagen wir in Bangladesch, eine Superhero-Maske habe nähen lassen, die jetzt auf ihren Einsatz wartet, bei einem besonderen Spiel, mit besonderer öffentlicher Aufmerksamkeit, dem Revierderby. "Was hältst du davon, Auba?", fragt der PR-Stratege hibbelig. "Hey! Cool, Mann", ist Auba sofort begeistert.
Er weiß natürlich, dass er sich damit Ärger einhandeln wird. Nicht nur, dass der BVB ein Puma-Klub ist, auch eine gelbe Karte wäre damit obligatorisch. Der PR-Betreuer hat aber keine große Mühe ihn zu überreden.
"Mach Dir keine Sorgen, Auba. Wir zahlen dir für die Aktion einen sechsstelligen Betrag plus die Geldstrafe, falls du eine bekommst." - "Und die Gelbe?", fragt Aubameyang fast schüchtern zurück. Ein Räuspern und Stille am anderen Ende der Leitung.
Wie gesagt: So muss es nicht, aber so könnte es abgelaufen sein auf dem Dortmunder Schulhof am Rheinlanddamm. Wie sonst?

Was tut die DFL gegen Sponsoren-Wilderei?

Das ist vielleicht die entscheidende Pointe dieses reichlich pennälerhaften Schwachsinns: Ein Privatsponsor bezahlt einen Spieler dafür, seinem eigenen Verein bewusst zu schaden. Man stelle sich nur vor, Aubameyang wäre mit einer zweiten gelben Karte vom Platz geflogen, das hätte er dann gar nicht mehr erklären können.
Schon irre, was heutzutage alles möglich ist in der Liga, ohne dass die DFL Anstoß nimmt. Man könnte derartigen Sponsoren-Wildwuchs natürlich easy regulieren und - untersagen. Warum tut man es nicht?

Bloß den Star nicht verärgern!

Und der BVB? Hat sich endlich mal zur einer Sanktion durchgerungen. Immerhin, auch wenn Auba die kolportierten 50.000 Euro nicht annähernd so wehtun werden, als wenn sein Pariser Haarkünstler die gewünschte Frise verschneidet. Interessant auch, dass der BVB erst jetzt, nach etlichen Eskapaden Aubameyangs, ein erstes "Moment Mal!"-Zeichen setzen will.
In der Diktion immer noch so formuliert, dass der Stürmer in den nächsten, den wichtigsten Wochen der Saison, nicht plötzlich auf das eigene Tor schießt, nur weil er sich in seiner Einmaligkeit brüskiert sieht. Nur der Vollständigkeit halber: Aubameyang ist 27 Jahre alt und keine 18 mehr.

Echter Rock'n Roll geht anders

Vermutlich hat Watzke Aubameyang nur deshalb bestraft, weil er Angst hatte, dass der Unberechenbare beim nächsten Anruf seines Sponsors, etwa vor dem Bayern-Spiel am 8. April, noch einen draufsetzt, sich einen NIKE-Socken zuwerfen lässt und über sein Gemächt zieht, als wäre er der nächste Anthony Kiedis von den Red Hot Chili Peppers. Das wäre kein Schulhofstreich, banal und durchsichtig, das wäre dann echter Rock'n Roll.
Für die PR-Guerilleros kommt das wohl nicht in Frage. Das Sponsoren-Logo sollte man wenigstens sehen können...
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