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Mario Gomez übers DFB-Team, den VfL Wolfsburg, Tore, Kritik und die EM 2008 gegen Österreich

Johannes Mittermeier

Update 10/10/2016 um 11:56 GMT+2 Uhr

Mario Gomez fehlt dem DFB-Team in der WM-Qualifikation, beim VfL Wolfsburg ist der Angreifer noch immer ohne Tor. Das ist einerseits nicht schön und andererseits alles eine Frage der Einordnung. Mit 31 Jahren kann Gomez reflektieren und differenzieren, Kritik fasst er anders auf als früher. Da war etwa die Sache mit der vergebenen Chance bei der EM 2008 gegen Österreich…

Mario Gomez hat für den VfL Wolfsburg noch nicht getroffen

Fotocredit: Imago

Die seltsam bis skurril wirkende Diagnose passt in die Saison von Mario Gomez. Eine "neurogene Verhärtung in der Gesäßmuskulatur" verhindert seine Einsätze in der WM-Qualifikation der deutschen Nationalmannschaft gegen Tschechien (3:0) und am Dienstag gegen Nordirland (ab 20:45 Uhr im Liveticker auf Eurosport.de).
Gegenüber dem "kicker" zeigt sich Gomez erleichtert, dass es "keine großartig langwierige Sache ist". Nach der Länderspielpause will er wieder für den VfL Wolfsburg stürmen, weiterhin auf der Suche nach dem Premierentreffer. Diskussionen über seinen Aggregatszustand als Torjäger a.D. entgegnet er mit der Coolness eines 31-Jährigen, der viel erlebt hat.
Für mich wäre es schlimm, wenn ich gar keine Chancen hätte. Ich rede mir die Dinge nicht schön, auch wenn ich meine Einstellung dazu geändert habe und mich nicht mehr allein über Tore definiere. Jetzt wäre aber so langsam das eine oder andere nicht schlecht…
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Warten aufs erste Tor: Mario Gomez beim VfL Wolfsburg

Fotocredit: Imago

Gomez ist viel herumgekommen in seiner Karriere: VfB Stuttgart, FC Bayern München, AC Florenz, Besiktas Istanbul, jetzt Wolfsburg. Dazu das DFB-Team, seit 2007. Da staut sich einiges auf an Erfahrung darüber, wie das Geschäft mit seinen Extrempunkten funktioniert. "Schwarz und weiß, das kennen wir alle mittlerweile allzu gut. Wenn es mal nicht klappt, ist es ein Weltuntergang, wenn es läuft, ist man der Heilsbringer", sagt Gomez, der sich über die Jahre einen besseren Umgang mit den "Ausschlägen nach oben und unten" angeeignet hat.
Totale Ignoranz ist freilich unmöglich.
In der Welt der Smartphones kriegt man die Sachen aufs Handy geschossen, ob man will oder nicht. Früher war ich persönlich beleidigt, heute weiß ich, dass es der Job der Journalisten ist.
Momentan, betont Gomez, könne er den "Fußball, die Spiele, das Training so sehr wie noch nie in meiner Karriere genießen". Was zunächst nach einem Widerspruch klingt - in Wolfsburg summieren sie die Minuten ohne Tor -, erklärt Gomez mit Reife und Entwicklung. Und, vor allem, mit gescheiterten Plänen.
Als ich jung war, hatte ich immer die Karriere im Blick. Nach Bayern wollte ich ein paar Jahre in Italien spielen, danach eventuell in Spanien. Bei der WM 2014 wäre ich im besten Alter gewesen, aber dann war ich verletzt. Als ich dort nicht dabei sein konnte, hatte ich die Schnauze voll.
Allerdings bildete sich in jener Zeit ein veränderter Stellenwert für seinen Sport heraus, "da habe ich diesen totalen Willen entwickelt, bei der EM dabei zu sein". Gomez schaffte es nach Frankreich 2016, spielte, traf - und verletzte sich im Viertelfinale gegen Italien.
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Mario Gomez im DFB-Team

Fotocredit: Imago

Mehr Biss und mehr Gelassenheit, "das beißt sich nicht", bilanziert der Angreifer, der einst nach einer schlechten Partie dachte, "dass ich beim nächsten Mal raus bin". In diesem Kontext prügelte der zur Legende gewordene Fehlschuss bei der EM 2008 gegen Österreich aufs ohnehin nicht beliebig strapazierbare Ego.
Das war für mich damals ein halber Weltuntergang. Für eine ganz lange Zeit habe ich den Glauben an mich selbst in der Nationalmannschaft verloren.
Nochmal der Bogen von Vergangenheit zur Gegenwart, beruhend auf Lerneffekten. "Natürlich hätte ich mir vieles leichter machen können", bemerkt Gomez. "Heute glaube ich daran, dass im Leben vieles vorbestimmt ist, wenn man das Beste aus sich herausholt. Immer nur gewinnen, gewinnen, gewinnen ist vielleicht gar nicht so gut."
Ein Jungprofi hat diese Einstellung nicht, weil er sie nicht haben kann. Eher im Gegenteil. Mario Gomez reflektiert und differenziert:
Vielleicht hatte ich zu sehr die Gedanken, dass ohne mich nichts geht. Das habe ich vielleicht auch so ausgestrahlt. Heute weiß ich, dass es nicht nur gut mit mir, sondern auch gut ohne mich funktionieren kann.
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