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Peter Bosz: Wer ist eigentlich der neue Trainer von Borussia Dortmund?

Carsten Arndt

Update 06/06/2017 um 15:14 GMT+2 Uhr

Borussia Dortmund ist auf der Suche nach einem Nachfolger für Thomas Tuchel. Als Wunschkandidat des BVB kristallisiert sich immer mehr Peter Bosz heraus. Der Niederländer steht derzeit noch bei Ajax Amsterdam unter Vertrag, Hans-Joachim Watzke und Co. sollen bereit sein, rund fünf Millionen Euro für den 53-Jährigen nach Amsterdam zu überweisen. Warum eigentlich?

Peter Bosz von Ajax Amsterdam

Fotocredit: Imago

"Am Tag, an dem Gehirn verteilt wurde, blieb wenig für mich übrig, doch als Eier verteilt wurden, bekam ich die dicksten", gab ein gewisser Paco Jémez, zwischenzeitlich als kommender spanischer Nationaltrainer gehandelt, einst zu Protokoll.
Welche Warteschlange Peter Posz gewählt hatte, hat er nie verraten. Vor ein paar Jahren galt er jedoch als der Jémez der Niederlande.
Jémez ist mittlerweile in Mexiko. Bosz könnte bald bei Borussia Dortmund aufschlagen.
Noch in dieser Woche soll der 53-Jährige als neuer Coach des BVB vorgestellt werden. Rund fünf Millionen Euro Ablöse ist er den Verantwortlichen offenbar wert.

Bosz entspricht BVB-Profil

Weil er bei der Ausgabe für Fußball-Verstand offenbar einen außerordentlich guten Platz erwischt hat.
Der 53-Jährige, der fließend Deutsch spricht, führte Ajax Amsterdam in dieser Saison sensationell ins Finale der Europa League. Mit einer Mannschaft, in der einige Spieler so jung sind, dass sie noch nicht einmal selbst Handy-Verträge abschließen dürfen. Mit temporeichem und leidenschaftlichem Fußball.
Der Sprache mächtig, ein Fan attraktiven Fußballs und ein ausgewiesener Förderer junger Spieler:"Auffällig passend", titelten die "Ruhrnachrichten".

Bosz als Spieler kein feiner Techniker

Dabei war Bosz als Spieler noch als Mann fürs Grobe unterwegs. "Ich war ein Zerstörer. Wenn ich meinem Team zusehen müsste, wie es nur verteidigt und zerstört, wie ich es damals getan habe, würde ich das Spiel nicht genießen", verriet Bosz dem "Guardian".
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Peter Bosz (M.) nach dem verlorenen Europa-League-Finale

Fotocredit: Getty Images

Stattdessen predigt er mittlerweile spektakulären Offensivfußball. "Wenn ich auf der Bank sitze, hoffe ich immer, dass mir meine Mannschaft einen schönen Nachmittag bereitet. Wenn das gelingt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch die Fans zufrieden sind", so Bosz.

Bosz ist Anhänger von Johan Cruyff

Schon früh reifte in ihm der Entschluss, einmal Trainer zu werden. Bereits mit 16 Jahren wurde er zum Jünger des großen Johan Cruyff. Gemeinsam mit ein paar Freunden schrieb er alles auf, was Cruyff jemals von sich gab, sammelte jegliche Artikel und Interviews.
2016 bekam er als Trainer bei Maccabi Tel Aviv, wo Cruyffs Sohn Jordi als Sportdirektor fungierte, die Chance, den Erfinder des "Voetball total" zu treffen.
"In dieser einen Woche habe ich genug über Fußball für 10 Jahre gelernt", sagte Bosz, der in den Neunzigern - als Spieler von Feyenoord Rotterdam - nach Amsterdam fuhr, um sich dort Trainingseinheiten des damaligen Ajax-Trainers Louis van Gaal anzuschauen.

Pep Guardiola als Vorbild

Neben Cruyff ist Bosz seit Jahren begeistert von der Art und Weise, wie Pep Guardiola Fußball spielen lässt. Sein Lieblingsbuch, so heißt es, ist "Pep Confidential" von Marti Perarnau. Es behandelt die erste Saison des Spaniers beim FC Bayern.
Ähnlich wie Guardiola ist Bosz besessen vom Ballbesitz. Verliert sein Team eben jenen, gilt es, ihn mit ultra-aggressivem Gegenpressing zurückzuerobern.
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Pep Guardiola

Fotocredit: Getty Images

"Barcelona hatte unter Guardiola eine Drei-Sekunden-Regel", erklärt der Niederländer:
Wir sind nicht Barcelona, deshalb habe ich zwei Sekunden draufgepackt. Innerhalb von fünf Sekunden muss der Ball zurückerobert werden.

Bosz und der ewige Vorwurf

So schön Guardiolas Stil allerdings anzuschauen ist, er birgt auch Gefahren. Wie der Katalane lässt auch Bosz seine Teams enorm hoch verteidigen.
Hinter der Viererkette ergeben sich so große Räume, die anfällig für Konter machen. Er lasse seine Teams mit offenem Messer ins Verderben rennen, so der Vorwurf, dem sich Bosz immer wieder ausgesetzt sieht. Er beharre dogmatisch auf dem Positionsspiel von Cryuff und Guardiola.
Womit wir wieder bei Paco Jémez angelangt wären. Der ließ sein Team Rayo Vallecano 2015 gegen Real Madrid im Bernabéu beim Stand von 2:2 mit zwei Mann Unterzahl immer weiter anrennen - und fing sich am Ende eine 2:10-Packung ein.

Bosz: Akribie und Detailbesessenheit

Ähnliches ist von Bosz nicht zu erwarten, falls er in Dortmund unterschreiben sollte.
Dennoch dürften die Spieler erst einmal an den hohen Anforderungen zu knabbern haben, auch wenn sie detailversessenes Arbeiten von Thomas Tuchel gewohnt sind.
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Peter Bosz soll angeblich neuer BVB-Trainer werden

Fotocredit: SID

"Zuerst erkläre ich meinen Spielern, wie wir spielen. Dann werde ich ihnen erklären, wie wir verteidigen. Dann zeige ich ihnen Videos vom Training und vom Spiel. Dann zeigen wir ihnen die Fehler, die wir gemacht haben und was wir besser machen müssen", führte Bosz im "Guardian" aus:
Wir zeigen ihnen auch Videos, wenn das Pressing herausragend war. Wir zeigen ihnen Szenen von den ganz großen Teams. Erst dann ist die Idee in den Köpfen der Spieler verankert.
Mitunter braucht das seine Zeit. Bei vielen Stationen hatten die Spieler anfangs Probleme, seinen Stil umzusetzen.

Immer wieder Anlaufschwierigkeiten

Auch bei Ajax lief es nicht direkt nach Wunsch. Eine 1:4-Pleite gegen FK Rostow bedeutet das sang- und klanglose Aus in der Qualifikation für die Champions League.
Dennoch hielten die Verantwortlichen - wie bei all seinen Stationen zuvor - stets an ihm und seinen Prinzipien und Vorstellungen fest. Nur einmal, ganz zu Beginn seiner Karriere, wurde er entlassen.
Kronjuwelen und Gehirn, Bosz hat im Gegensatz zu Jémez offenbar von beidem ausreichend abbekommen.
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