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Taktik-Check: Warum Thomas Müller beim FC Bayern jetzt wieder durchstartet

Luca Baier

Update 09/12/2016 um 16:18 GMT+1 Uhr

Nach einem längeren Leistungsloch findet Thomas Müller zum Ende der Hinrunde immer mehr zu seinem gewohnten Niveau zurück - auch dank einer neuen, alten Rolle auf dem Platz. Vor dem Spiel des FC Bayern gegen den VfL Wolfsburg (Samstag, 15:30 Uhr im Liveticker) analysiert Eurosport.de, warum Müller im Zentrum besser funktioniert als auf der Außenbahn.

Carlo Ancelotti (l.) scheint die richtige Lösung für Thomas Müller gefunden zu haben

Fotocredit: Eurosport

Es ist bislang noch nicht die Saison des Thomas Müller. Wenig Torgefahr, kaum Bindung zum Spiel: Das war in den ersten Monaten unter Carlo Ancelottis regelmäßig im Arbeitsnachweis Müllers zu lesen. Zuletzt kamen die Stärken des Weltmeisters jedoch wieder besser zur Geltung - bedingt durch eine taktische Anpassung.

Außen kaum involviert

Zu Beginn der Saison spielte Müller ausschließlich als Rechtsaußen im 4-3-3. In dieser Rolle hat er in den letzten Jahren sowohl bei den Bayern als auch in der Nationalmannschaft konstant Leistungen nahe der Weltklasse gebracht.
Dass Müller dies in der laufenden Saison nicht bestätigen konnte, lag vor allem an seiner taktischen Rolle unter dem neuen Trainer.
In Ancelottis 4-3-3 stehen die Außenstürmer breit, die Achter hingegen bewegen sich nah am Sechser statt im Zehnerraum.
Beide Stellenbeschreibungen passen nicht wirklich auf Thomas Müller. Wurde er auf dem Flügel angespielt, waren die Passwege zu seinen Mitspielern oft sehr lang, das schnelle Kombinationsspiel der letzten Jahre war auch deshalb bislang nur selten zu sehen.
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Thomas Müller

Fotocredit: AFP

In einem 4-3-3 mit dieser klassischen Rollenverteilung haben die Außenstürmer vor allem die Aufgabe, mit Einzelaktionen Angriffe zu initiieren - sei es durch ein Dribbling mit anschließender Flanke oder einem diagonalen Lauf ins Zentrum, um selbst zum Abschluss zu kommen.
Da Müller jedoch um seine Fähigkeiten weiß - er wird schlichtweg kein Dribbler á la Ribéry mehr werden - wählte er oft den einfachen Rückpass und setzte so kaum Akzente.

Neustart in alter Rolle

Einem erfahrenen Trainer wie Ancelotti sind das Leistungsloch und die dafür verantwortlichen Gründe natürlich nicht verborgen geblieben. Zuletzt durfte Müller wieder in der Rolle ran, in der er im Spitzenfußball groß geworden ist.
Sein Förderer ("Müller spielt immer"“) Louis van Gaal bezeichnete die taktische Rolle gerne als Schattenstürmer, andere nennen es Neuneinhalber, hängende Spitze oder einen modernen Zehner.
Mit allen Freiheiten hinter Lewandowski kann Müller nicht nur selbst aktiver am Spiel teilnehmen - er verbessert so die gesamte Struktur der Münchener Angriffe. Aus dem Zentrum heraus kann der "Raumdeuter" endlich wieder jene Zonen anlaufen, die durch die Dribblings der Flügelstürmer frei werden.
Mit seinen Wegen diagonal über das Feld kann Müller die gegnerische Grundordnung durcheinanderbringen, die oft genutzten Mannorientierungen werden so ausgehebelt.

Zurück zum 4-2-3-1?

Um diese Rolle für Müller zu schaffen, muss Ancelotti sein 4-3-3 leicht verändern und sich eher an einem 4-2-3-1 orientieren. Zwar ist diese Grundausrichtung mit Lewandowski, Müller plus zwei Flügelstürmern sehr offensiv, dennoch könnte sie für mehr Stabilität sorgen.
Durch die eher tiefe Positionierung der Achter im 4-3-3 bekam Bayern in den letzten Monaten kaum Druck auf das gegnerische Mittelfeld, sogar schwache Mannschaften konnten gegen den Rekordmeister kontrolliert aufbauen.
Im 4-2-3-1, das gegen den Ball zu einem 4-4-2 oder 4-2-4 wird, kann Müller auch seine Fähigkeiten gegen den Ball besser einbringen als auf der Seite. Das Belauern von mehreren Passwegen, die genaue Beobachtung des Gegners und das schnelle Ansprinten von ungenauen Anspielen ist im Zentrum deutlich wertvoller.

Eurosport-Check:

Es ist kein Zufall, dass die durchwachsenen Leistungen von Thomas Müller mit den Problemen der Bayern seit dem Trainerwechsel einhergehen. Er ist dann am stärksten, wenn er seine gut getimten "Querfeldeinläufe" in einen laufenden Angriff einbringen kann - um Angriffe selbst zu initiieren, ist er nicht der richtige Spielertyp. Ancelotti scheint mittlerweile ein Gefühl für diesen außergewöhnlichen Spieler bekommen zu haben und passt sein System langsam an den "Raumdeuter" an. Eine Rückkehr zum 4-2-3-1 wie unter Jupp Heynckes scheint aufgrund der Spielphilosophie dieser beiden Trainer ebenso denkbar wie sinnvoll zu sein.
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