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Arturo Vidal beim FC Bayern München: Wenn nicht mal Jupp Heynckes hilft

Johannes Mittermeier

Update 03/11/2017 um 18:04 GMT+1 Uhr

Viele Spieler erleben beim FC Bayern München einen Aufschwung unter Trainer Jupp Heynckes, besonders der neue alte Mittelfeldlenker Javi Martínez sticht hier heraus. Von Arturo Vidal ist selbiges nicht zu behaupten. Der Chilene fiel zwar auf in den vergangenen Wochen, allerdings hauptsächlich negativ. Dieser Trend stellte sich schon unter Carlo Ancelotti ein: Vidal wirkt wie über dem Zenit.

Arturo Vidal spielt seit 2015 beim FC Bayern München.

Fotocredit: Getty Images

Über die Mittelfeldspieler des FC Bayern wurde dieser Tage viel gesprochen.
Zunächst war es darum gegangen, wer aus dieser üppig bestückten Mittelfeldreihe gegen Celtic Glasgow die nicht gar so üppig besetzte Stürmerreihe unterstützt. Danach wurde Mittelfeldspieler Javi Martínez nicht nur wegen seines blutströmenden Siegtores glorifiziert, mit Recht übrigens, während sie Mittelfeldspieler Arturo Vidal nicht nur wegen seiner wutschnaubenden Auswechslung kritisierten. Ebenfalls mit Recht.

Die Wahrheit kann Heynckes und Vidal nicht gefallen

Unter den Profis, die Jupp Heynckes beim FC Bayern in nicht einmal einem Monat verbessert hat, findet sich der Name Martínez in der Liste sehr weit oben - der Name Vidal überhaupt nicht. Das sagt einiges aus über die Gemengelage dieses Klubs, dessen Mittelfeldspieler ganz unterschiedliche Tendenzen aufweisen. Bei Vidal zeigt der Pfeil nach unten, dieser Prozess begann bereits unter Heynckes-Vorgänger Carlo Ancelotti.
Der Chilene hat sich ersetzbar gemacht in München, gegen Celtic wagte Heynckes nach einer Stunde Spielzeit exakt jenes: Er ersetzte Vidal, der mit Zorn und derben Flüchen vom Feld stiefelte. Der Trainer tadelte für seine Verhältnisse rigoros:
Arturo ist ein großartiger Spieler, aber ich erwarte viel mehr von ihm als das, was er gezeigt hat.
Das klang schon anders als Jupps Ich-kenne-ja-meinen-Arturo-Attitüde, nachdem Berichte aufgetaucht waren über Vidals Lebenswandel. Heynckes wiegelte mit großväterlicher Milde ab, in Leverkusen waren aus Coach und Profi einst so etwas wie Freunde geworden.
Das Problem ist, dass von Freunden halt Ehrlichkeit verlangt wird, und diese Ehrlichkeit wird weder Heynckes noch Vidal gefallen.

Vidal wirkt hastig, matt und behäbig

Wahrheitsgemäß muss nämlich Folgendes bilanziert werden: Der 2017er-Vidal hilft Bayern nicht weiter.
Er ist eher Risiko für Mitspieler als für Gegner, die er doch so gerne bekämpft als einer, der Zeit seines sportlichen Schaffens von Wucht, Dynamik und Wettkampfhärte zehrte. Ein feinsinniger Stratege war er nie. Brauchte er nicht sein. Vidal übernahm ja die Metaphorik des "Kriegers", das genügte für Leverkusen, vier Jahre Juventus Turin und 35 Millionen Euro, die Bayern 2015 überwies.
Seine erste Saison war überzeugend, die zweite gut; inzwischen sind Vidals Aktionen hastig, er wirkt matt und behäbig, die wilden Fluggrätschen fallen besonders deswegen auf, weil sie immer öfter eine Nuance zu spät kommen - Vidal kann die Tempo-Defizite leidlich kaschieren. Der Krieger kämpft mit abgenutzten Waffen. Vidal ist 30, das war früher ein ideales Sportleralter und gleicht heute dem fußballerischen Vorruhestand, überspitzt formuliert.

Vidal hat sich einen Maulkorb auferlegt

Gegen RB Leipzig nahm ihn Heynckes platzverweisgefährdet runter, seine Verwarnung hatte sich Vidal mit einer rüden Harakiri-Einlage am Strafraum abgeholt. Im Frühjahr bei Real Madrid war's weniger glimpflich verlaufen, Vidal flog, Bayern später auch - aus der Champions League. Chiles Scheitern in der WM-Qualifikation komplettierte ein verhunztes Arbeitsjahr (von den Vorwürfen, Vidal sei betrunken zur Nationalmannschaft erschienen, wollen wir hier nicht anfangen).
Bis auf Weiteres hat sich der Prügelknabe einen Maulkorb auferlegt: kein öffentliches Wort, nur öffentliches Training. Am Samstag in Dortmund (ab 18:30 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de) benötigt der FC Bayern ein austariertes und wohltemperiertes Mittelfeld. Kann Vidal das noch bieten?
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