Hertha-Doppelpacker Selke nimmt dem 1. FC Köln die Hoffnung

Die Bundesliga-Uhr des 1. FC Köln scheint langsam aber sicher abzulaufen. Gegen die Hertha musste der "Effzeh" entsprechend "all in" gehen - nichts anderes als ein Sieg zählte im Berliner Olympiastadion. FC-Trainer Stefan Ruthenbeck machte vor dem Anpfiff deutlich: "Wir haben den Gegner analysiert und festgestellt, dass man Hertha schlagen kann." Für diesen Schritt im Abstiegskampf setzte Ruthenbeck auf eine offensive Ausrichtung mit Claudio Pizarro im Sturmzentrum.

20 Sekunden nach dem Anpfiff hätte der Kölner Plan jedoch beinahe einen herben Rückschlag erlitten. Nach einem Ballverlust in der Defensive brachte Davie Selke den Ball von der rechten Seite in die Mitte. Salomon Kalou nahm die Kugel aus 15 Metern volley - Timo Horn rettete mit einer starken Parade zur Ecke.

In der Folge entwickelte sich ein offenes Spiel mit zwei aktiven Mannschaften. In der 12. Minute gab es die erste Offensivaktion für die Kölner. Nach einer Flanke von Marco Höger von der rechten Seite köpfte Yuya Osako den Ball am zweiten Pfosten freistehend in die Arme von Rune Jarstein. 17 Minuten später klingelte es dann im Kasten der Berliner. Einen weiten Abschlag von Horn verlängerte der eingewechselte Jhon Córdoba mit dem Kopf in den Lauf von Leonardo Bittencourt. Allein vor dem Kasten tunnelte der Offensivmann Jarstein und traf zur Kölner Führung - die bis zur zweiten Halbzeit hielt.

Ab der 49. Minute folgten allerdings wilde drei Minuten, die die Kölner an den Rand der Verzweiflung brachten. Zunächst flankte Marvin Plattenhardt den Ball von der linken Seite in die Mitte. Dominique Heintz verlängerte ungewollt auf den zweiten Pfosten, wo Selke freistand, abzog und zum Ausgleich traf. In der 52. Minute folgte der nächste Nackenschlag. Erneut brachte Plattenhardt den Ball von der linken Seite in die Mitte. Wieder war Selke zur Stelle und verwandelte aus sechs Metern zur Berliner Führung - Spiel gedreht.

Die Kölner mussten nach diesem Doppelschlag alles in die Waagschale werfen, kamen aber nur schleppend zurück ins Spiel, mussten sich letztlich gegen defensiv engagierte Berliner geschlagen geben und blicken dem Abstieg nun direkt ins Auge.

Pál Dárdai (Trainer Hertha BSC): "Es war psychologisch sehr wichtig für die Mannschaft. Die Jungs haben Charakter und Moral gezeigt, aber ich bin nicht zufrieden. Nach dem 2:1 muss man das 3:1 nachlegen und das Spiel beenden. So war es wieder ein Spiel, in dem man bis zum Schluss kämpfen musste."

Dominique Heintz (1. FC Köln): "Mit der Niederlage ist der Klassenerhalt fast unmöglich. Mir fehlen so ein bisschen die Worte momentan. Wir haben so einfache Gegentore gekriegt nach der Halbzeit. Wir haben ein solides Spiel gemacht, aber uns fehlt da nach vorne im Moment einfach die Durchschlagskraft."

Stefan Ruthenbeck (Trainer 1. FC Köln): "Sehr emotional heute das Spiel. Die Mannschaft hat viel investiert und gekämpft bis zur letzten Sekunde. Wir sind nicht gut ins Spiel gekommen. Im Laufe des Spiels haben wir es offener austragen können und machen das 1:0. Nach der Halbzeit waren wir nicht präsent in den Zweikämpfen, und durch einen Doppelschlag läufst du dann hinterher. Uns fehlt da etwas die Abgezocktheit vor dem Tor. Wenn wir eine andere Situation hätten, holen wir hier einen Punkt. Aber unter dem Druck, immer gewinnen zu müssen, ist es sehr schwierig."

Leonardo Bittencourt (1. FC Köln): "Wir nehmen uns viel vor, aber ist wie gegen Mainz, in der 60. Minuten haben wir das Spiel schon wieder so verkackt, dass Hertha 2:1 führt."

Gegen Berlin gingen die Kölner in Führung, machten insgesamt eine gute Partie und den Eindruck, dass am Ende tatsächlich mal wieder ein Sieg herausspringen könnte - so wie schon in der Vorwoche gegen den 1. FSV Mainz 05. Doch in dieser Saison schafft es der "Effzeh" immer wieder, binnen weniger Minuten eine ganze Partie fast vollständig abzuschenken. Gegen Mainz holten die Kölner letztlich mit viel Kampf und Krampf einen Punkt, gegen die Hertha blieb das Konto leer - und der Abstieg rückt näher und näher...

Lange mussten die Berliner auf diesen Moment warten - Selke machte ihn gegen den 1. FC Köln letztlich aber perfekt. Durch seinen Doppelpack sorgte der Stürmer dafür, dass die Hertha die 1000. Heimtore-Marke knackte.