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BVB: Wechsel-Chaos um Ousmane Dembélé: Borussia Dortmund spielt auf Zeit

Marc Hlusiak

Update 15/08/2017 um 10:56 GMT+2 Uhr

Ousmane Dembélé von Borussia Dortmund will mit fragwürdigen Mitteln einen Transfer zum FC Barcelona erzwingen und wurde dafür auf unbestimmte Zeit suspendiert. Die Katalanen müssen sich derweil ranhalten, wenn sie den Youngster verpflichten wollen. BVB-Boss Hans-Joachim Watzke nennt im "kicker" den genauen "Zeithorizont", der noch zur Verfügung steht. Der Countdown läuft - ab jetzt.

Ousmane Dembélé von Borussia Dortmund

Fotocredit: Getty Images

Die Posse um Ousmane Dembélé von Borussia Dortmund erinnert an einen Roman von Michael Ende aus dem Jahr 1979 - zumindest auf den ersten Blick. In "Die unendliche Geschichte" geht es zwar nicht um sich "unendlich" hinziehende Transferverhandlungen von Fußballprofis, die mit unlauteren Methoden versuchen, ihre Arbeitgeber zu erpressen, am Ende damit womöglich auch noch durchkommen und anschließend mit einem saftigen Handgeld vom neuen Verein belohnt werden. Der Titel beschreibt das derzeitige Dembélé-Chaos beim BVB dennoch ganz gut: kein Ende in Sicht, eine unendliche Geschichte eben.

BVB fordert Entschuldigung

Seit Donnerstag verweigert der 20-Jährige jeglichen Kontakt zur Mannschaft und den Verantwortlichen "seines" Vereins. Der BVB reagierte auf das unentschuldigte Fernbleiben vom Training mit einer Suspendierung auf unbestimmte Zeit. Aufgehoben werde diese nur, wenn sich der Spielers bei allen Beteiligten (Mannschaft und Verantwortliche) für sein vereinsschädigendes Verhalten entschuldigt. Das berichtet die "Bild" am Montag.
Eine Entschuldigung, eigentlich eine Banalität, für den Franzosen jedoch eine Riesenhürde. Schon vor seinem Wechsel von Stade Rennes zu Borussia Dortmund fiel das dribbelstarke Supertalent durch ähnliches Verhalten auf, verließ den Verein am Ende in Unfrieden. Nachdem sein geplanter Wechsel zu RB Salzburg im Jahr 2015 scheiterte, schickte Dembélé dem damaligen Rennes-Sportdirektor Mikaël Silvestre am Deadline Day (31. August) eine SMS mit folgendem Inhalt:
Ich gehe nach Senegal, ich bin mit dem Fußball fertig, ihr kotzt mich an!
Immerhin: Dembélé kommunizierte mit dem Verein, wenn auch in fragwürdigem Ton. In Dortmund ist das aktuell anders. Es braucht einen Mittelsmann, um die Kommunikation mit den Verantwortlichen aufrecht zu erhalten, persönlichen Kontakt gab es seit Beginn des Streiks am Donnerstag nicht.

Watzke spielt auf Zeit

Die Situation ist festgefahren, eine Entspannung der Lage derzeit nicht in Sicht. "Der Zeithorizont reicht noch für zwei Spiele", wird BVB-Chef Hans-Joachim Watzke vom "kicker" bezüglich der Chancen auf einen Wechsel des 20-Jährigen zitiert. Eine Aussage, die zeigt, dass sich der BVB durchaus in einer komfortablen Position wähnt. Eine Monster-Ablöse wie die bisher gebotenen 90 Millionen Euro plus 30 Millionen an Bonuszahlungen lehnte der 58-Jährige laut der in Barcelona erscheinenden Zeitung "Sport" bereits ab.
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Ousmane Dembélé

Fotocredit: Getty Images

"Die Summe entsprach nicht dem außerordentlichen fußballerischen und sonstigen Stellenwert des Spielers und auch nicht der derzeitigen Marktsituation des europäischen Transfermarktes", erklärte Watzke seine Entscheidung. Sollte bis zum 31. August kein neues, deutlich verbessertes Angebot in der BVB-Geschäftsstelle eingehen - Berichten des "kicker" zufolge fordert die Borussia eine Summe zwischen 140 und 150 Millionen Euro - bleibt Dembélé auch in der kommenden Saison Spieler von Borussia Dortmund.
Spätestens dann muss sich der Franzose entschuldigen. Ansonsten steht ihm eine Saison auf der Tribüne bevor. Denn: Ein Einknicken von Watzke und Co. ist nicht zu erwarten und wäre auch das falsche Zeichen.

Liga stützt BVB

Unterstützung bekommt der BVB derzeit von der nationalen Konkurrenz. Uli Hoeneß lobte den Erzrivalen bei "Sky": "Ich finde, dass sich der BVB bislang sehr klug verhalten hat."
Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic pflichtete Hoeneß grundsätzlich bei, vermutet aber auch eine Mitschuld einer dritten Partei:
Ich würde ihn auch suspendieren. Aber: Alles auf den Spieler zu schieben, ist auch falsch. Er wird sicher nicht alleine auf die Idee gekommen sein, nicht zum Training zu kommen. Wir reden von einem Burschen mit 20 Jahren. Er ist noch ein Kind.
Für den streikenden Spieler hagelt es derweil Unverständnis. Julian Nagelsmann, Trainer der TSG 1899 Hoffenheim, vergleicht Dembélés Aktion mit einem Bankgeschäft:
Ich kann im normalen Leben auch nicht einen Vertrag für ein Darlehen unterschreiben und dann nach drei Wochen zur Bank gehen und sagen, ich habe keinen Bock mehr, den Kredit zurückzubezahlen, macht, was ihr wollt. Wenn der Spieler weg will und sich die Klubs einigen, dann ist das was anderes. Aber Dembélé hat unterschrieben, um bei Dortmund zu spielen, und dann soll er, wenn es dann so war, wie geschrieben, auch nicht vom Training wegbleiben.

Eine Geschichte mit mehreren Verlieren

Wie die Geschichte ausgehen wird, ist derzeit nicht abzusehen. Fest steht, dass es im Falle eines Wechsels zwei Verlierer gibt: Der Verein Borussia Dortmund verliert nach nur einem Jahr sein wohl größtes Talent trotz eines langfristigen Vertrags bis 2021. Bei allem Geld, dass die Schwarz-Gelben für den 20-Jährigen kassieren würden - der sportliche Verlust wiegt schwer und ist kaum zu kompensieren.
Der Spieler Dembélé verliert an Ansehen und Glaubwürdigkeit. Zum zweiten Mal in seiner noch jungen Karriere geht er im Streit mit seinem Arbeitgeber auseinander. Ein Fakt, der zukünftige Interessenten abschrecken könnte.
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