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Das Defensiv-Puzzle des BVB: Peter Bosz fehlt das richtige Händchen

Clara Kreutz

Update 22/10/2017 um 13:24 GMT+2 Uhr

Die Personalsorgen nehmen zu, aber das Punkte-Konto will nicht weiter wachsen. Zum Abschluss einer misslungenen Woche verspielte Borussia Dortmund einen Zwei-Tore-Vorsprung gegen Eintracht Frankfurt und ergattert nur einen Punkt bei den Hessen (2:2). Die Problemzone der Borussen war wie so oft die Defensive, weil auch die neuen Experimente von Peter Bosz kein Licht ins Dunkel bringen.

Peter Bosz

Fotocredit: Getty Images

Not macht erfinderisch. Doch der erste Test einer Erfindung kann oft holpern und stocken - oder im schlimmsten Fall explodieren. Das muss jetzt auch BVB-Coach Peter Bosz am eigenen Leib erfahren.
Beim Remis seiner Mannschaft bei Eintracht Frankfurt (2:2) musste vor allem Julian Weigl als Versuchskaninchen herhalten. Der 22-Jährige defensive Mittelfeldspieler wurde erstmals in seiner Profikarriere in die Innenverteidigung beordert.
Weil mit Sokratis (gesperrt), Ömer Toprak (Zerrung), Marcel Schmelzer, Lukasz Piszczek, Raphael Guerreiro und Erik Durm den Borussen gleich sechs Abwehrspieler fehlten, rückte außerdem Publikumsliebling Neven Subotic erstmals seit dem 17. März 2015 in die Startelf der Schwarz-Gelben.
Eine Aufstellung, die vor dem Anpfiff bei einigen BVB-Fans für Stirnrunzeln sorgte. Vor allem, weil sich Bosz trotz Personalnot in der Defensive gegen eine Dreierkette und für ein 4-4-2 mit den Verteidigern Jeremy Toljan, Weigl, Subotic und Marc Bartra entschied, in welcher der gelernten Innenverteidiger Bartra, wie auch beim missglückten Champions-League-Spiel gegen APOEL Nicosia (1:1) als rechter Außenverteidiger agierte.

Knackpunkt Doppelwechsel

Obwohl das Abwehr-Experiment von Beginn an auf tönernen Füßen stand, war es Bosz, der vermehrt Unruhe ins Spiel seines Teams brachte. Nach wackligen 57. Minuten, die sein Team um das Abwehr-Duo Subotic und Weigl durch starke Zweikampfführung und clevere Einzelaktionen nicht nur mit null Gegentreffern überstand, sondern selbst auch zwei Tore erzielte, entschied er sich, frisches Personal aufs Feld zu schicken.
Direkt nach dem Treffer zum 2:0 wechselte er Shinji Kagawa für Gonzalo Castro sowie Dan-Axel Zagadou für Aushilfs-Innenverteidiger Weigl ins Spiel.
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Der BVB lässt gegen die Eintracht Punkte liegen

Fotocredit: SID

Für Lothar Matthäus eine völlig unnötige Entscheidung. Er sagte bei "Sky":
Peter Bosz muss sich nach dem Spiel fragen: Warum habe ich eine Abwehr gewechselt, die bis dahin zumindest zu Null gespielt hat und das gleich auf drei Positionen mit einem Wechsel. Das hat für große Verwirrung gesorgt.

Zagadou stößt Rotation an

Mit Bosz' Wechsel begann das "Bäumchen-wechsle-dich-Spielchen" auf dem Platz: Zagadou rückte auf die Linksverteidigerposition, dafür bildeten Subotic und Bartra das neue Innenverteidiger-Pärchen. Toljan wechselte von der linken auf die rechte Seite. Ein Wechsel, drei Positionen, viel Chaos.
Nach dem Spiel ließ der Niederländer keinen klaren Grund für den Wechsel zu diesem Zeitpunkt erkennen, vielmehr lobte er seine Innenverteidiger:
Ich muss beiden Spielern ein Kompliment machen. Neven hat diese Saison noch gar nicht gespielt, Julian ist ein Mittelfeldspieler. Dann weiß man, dass es nicht einfach ist. Trotzdem haben die Jungs das gut gemacht.
Obwohl Nationaspieler Weigl eine gute Leistung zeigte und eine Zweikampfquote von knapp 70 Prozent hatte, nahm ihn Bosz raus und brachte mit Zagadou einen gelernten Defensivmann - aber für die linke Seite. Mit der Herausnahme von Weigl und Castro rückte Bosz von seinem Experiment ab.
Da die BVB-Abwehr vor allem bei Steilpässen der Frankfurter gehörig ins Wanken geriet, war die Einwechslung Zagadous durchaus vertretbar, doch alternativ hätte der Franzose auch positionsgetreu in die Rolle von Weigl schlüpfen können, um nicht gleich die gesamte Kette durchzuschütteln.

Bayern und Leipzig in Lauerstellung

Bei einer so labilen Abwehrreihe ließ Bosz gegen Frankfurt nach der Pleite gegen RB Leipzig und dem Unentschieden bei APOEL erneut das nötige Fingerspitzengefühl vermissen. Und die Luft wird immer dünner.
In der Liga hat der FC Bayern die Lücke geschlossen und steht nur wegen des schlechteren Torverhältnisses noch auf Rang zwei (beide 20 Punkte) - und auch Leipzig lauert mit 19 Punkten auf die Chance, zeitnah an den Dortmundern vorbeizuziehen.
Lange Zeit zum Grübeln bleibt dem Niederländer nicht. Am kommenden Dienstag geht's im DFB-Pokal gegen den 1. FC Magdeburg (ab 20:45 Uhr im Liveticker bei Eurosport.de), und auch für diese Aufgabe muss wohl eine neue Abwehrreihe her. Das Defensiv-Puzzle scheint noch lange nicht gelöst zu sein.
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