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FC Bayern: Darum darf Jérôme Boateng den Rekordmeister verlassen

Tobias Laure

Update 14/06/2018 um 22:48 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern erteilt Jérôme Boateng die Freigabe für einen Wechsel. Einfach so. Auf den ersten Blick würde der Rekordmeister damit einen der besten Innenverteidiger der Welt verlieren. Eine mögliche Trennung kommt dennoch nicht überraschend. Schon länger gab es Reibungspunkte zwischen Spieler und Klub, schon länger reizt Boateng eine neue Herausforderung im Ausland.

Jérôme Boateng

Fotocredit: Imago

Der Abend des 23. November 2016 brachte das Fass zum Überlaufen. Die Bayern kassierten an jenem Tag beim FK Rostow eine 2:3-Niederlage in der Champions League. Für Karl-Heinz Rummenigge war klar, wer die Hauptschuld an der Blamage trug: Jérôme Boateng. Der Vorstandsboss hatte den Innenverteidiger ohnehin schon auf dem Kieker und nutzte die Gelegenheit, den Bayern-Star öffentlich abzuwatschen:
Seit dem letzten Sommer ist mir das etwas zu viel Hype. Und es wäre im Sinne von ihm und dem ganzen Klub, wenn er mal wieder 'back to earth' kommt.
Die zahlreichen Marketingtermine des Weltmeisters missfielen Rummenigge. Boateng hatte erst ein paar Monate zuvor sein erste Brillen-Kollektion vorgestellt. Die Rummenigge-Kritik sah er nicht ein, er habe darüber "nur lachen" können. Der Streit wurde zwar beigelegt, vergessen ist der Zwischenfall aber nicht.

Bayern stellt Boateng ins Schaufenster

Am Mittwoch meldete sich Rummenigge erneut hinsichtlich der Personalie Boateng zu Wort - und erteilte Boateng die Freigabe für einen Wechsel. Während Bayern bei Robert Lewandowski hart bleiben will, zeigt man sich beim Weltmeister öffentlich gesprächsbereit.
Auf den ersten Blick würde der Rekordmeister damit einen der besten Innenverteidiger der Welt verlieren. Eine mögliche Trennung kommt dennoch nicht überraschend.

Bayern verhinderte Boatengs Barcelona-Wechsel

Die Liaison zwischen Bayern und Boateng scheint ohnehin nicht für die Ewigkeit ausgelegt. Nach Eurosport-Informationen plante Boateng schon in der Saison 2014/2015 seinen Abschied aus München, nachdem ihn der FC Barcelona verpflichten wollte. Rummenigge legte sein Veto ein, Boateng blieb.
Zwei Jahre später stellte sich für den Nationalspieler dann erneut die Frage, ob es nicht klüger wäre, den Bayern den Rücken zu kehren. Nach einer starken EM 2016 verpasste Boateng aus Verletzungsgründen einen Großteil der Saison. Als er wieder fit war, verbannte ihn der damalige Coach Carlo Ancelotti ausgerechnet beim wichtigen und prestigeträchtigen DFB-Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund (2:3) auf die Bank. Aus Boatengs Sicht ein Affront..

Verletzungsanfälligkeit ein Problem

Kurz darauf machte die Nachricht die Runde, dass Bayern bei Boateng fälschlicherweise eine Schulterverletzung diagnostiziert und damit den Genesungsprozess erschwert hätte. Die "Welt" berichtete, dass es sich stattdessen um "eine komplizierte Verletzung im Brustbereich" gehandelt habe. Auch diese Geschichte dürfte kaum dazu beigetragen haben, das Vertrauen zwischen Verein und Spieler zu stärken.
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Boateng (Mitte) verletzte sich gegen Real Madrid

Fotocredit: SID

Die zunehmende Verletzungsanfälligkeit des Weltmeisters gilt inzwischen als Problem, auch in der abgelaufenen Saison fiel Boateng zwischenzeitlich aus. Allein sechs Bundesliga-Spiele verpasste der 29-Jährige aufgrund einer Oberschenkelverletzung.

Bayern hat Süle in der Hinterhand

Dass das nicht besonders ins Gewicht fiel, lag vor allem an Niklas Süle. Der Neuzugang führte sich glänzend ein und spielte eine starke Premieren-Saison beim Meister und hat sich schneller etabliert, als man zuvor denken konnte. Der 22-Jährige ist zwar noch etwas unerfahren, doch unter anderem Jupp Heynckes bescheinigt ihm herausragendes Potenzial. Bei einem Abgang von Boateng ist es ihm zuzutrauen, die Lücke in der Innenverteidigung zu schließen.
Boatengs Vertrag läuft noch bis 30. Juni 2021, was den Bayern eine satte Ablöse im Bereich von 50 bis 60 Millionen Euro bescheren würde. Vor diesem Hintergrund würde ein Transfer für den FCB Sinn ergeben.

Boateng hat bei Bayern alles erreicht

Für Boateng selbst käme ein Wechsel der viel zitierten "neuen Herausforderung" gleich. Mit sechs deutschen Meisterschaften, drei Pokalsiegen, dazu den Erfolgen in der Champions League, im UEFA Supercups und bei der FIFA Klub-WM hat der Verteidiger mit Bayern alles erreicht, was möglich ist. Ein Engagement in Barcelona oder Manchester böte ihm zudem die Chance, die "Marke Boateng" auf europäischer Ebene zu stärken. Ganz abgesehen davon ist Boateng mit 29 Jahren im perfekten Alter, um noch einen großen Vertrag in Europa abzuschließen.
Noch sei kein Angebot für Boateng eingegangen, verriet Rummenigge. Wohl wissend, dass sich das nach der erteilten Freigabe schnell ändern dürfte. Der FC Barcelona und Boatengs Ex-Klub Manchester City gelten als mögliche Optionen.
Die Teamkollegen beim FC Bayern werden sich damit womöglich damit anfreunden müssen, in der kommenden Saison ohne Boateng auf Titeljagd zu gehen...
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