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FC Bayern glänzt unter Jupp Heynckes - aber der Stresstest kommt erst noch

Johannes Mittermeier

Update 20/10/2017 um 18:43 GMT+2 Uhr

Mit zwei Siegen und 8:0-Toren startete Trainer Jupp Heynckes beim FC Bayern. Das wissen die Münchner zu schätzen - und sind doch um Einordnung bemüht. Bei aller Freude: Selbst die untergewichtigen Sparringspartner Celtic Glasgow und SC Freiburg dechiffrierten Bayerns Schwächen, insofern handelte es sich eher um "Ja super, aber…"-Siege. Die harten Wochen kommen erst.

Jérôme Boateng vom FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

Das hätte Carlo Ancelotti mal wagen sollen, dieser rührend dem Dolce Vita zugeneigte Fußballlehrer. Pizza! Beim FC Bayern!
Thiago ließ es sich am späten Mittwochabend schmecken, beim Verlassen der Münchner Arena klemmte ein Pizzakarton unterm Arm. So viel zur Verwissenschaftlichung dieses Sports, wovon ein 72-Jähriger wie Jupp Heynckes offenbar noch weniger hält als ein 58-Jähriger wie Ancelotti.
"Kohlenhydrat-Zunahme ist wichtig", dozierte Thomas Müller prompt, "das haben wir einfach vom Vorgänger übernommen".
Beim FC Bayern ist Genuss zurückgekehrt, mit Augenmaß und in begrenzten Portionen zwar, aber immerhin. Sie finden neuerlich Gefallen an ihrem Tun, die Mannschaft habe ja nicht vergessen, "wie man Fußball spielt", sagte Robert Lewandowski nach dem überzeugenden 3:0 über Celtic Glasgow in der Champions League.

Champions League, Leipzig, BVB

Manchmal brauche es halt ein "Reset", um wieder gut zu sein, in München bedeutet das: damit die Bayern wieder annähernd wie Bayern auftreten. Was sie unter Heynckes ordentlich hinkriegen, sofern nach zwei Mahlzeiten - Pardon: Spielen - bereits veritable Rückschlüsse erlaubt sind.
"Es sieht schon besser aus", sagt Sportdirektor Hasan Salihamidzic, der gleichwohl "nur ein kleines Puzzleteil" registriert hat mit den Erfolgen über Celtic und Freiburg (5:0).
Diese beiden doch recht untergewichtigen Sparringspartner schrieben den Prolog zu Heynckes' vierter Münchner Epoche, allein: Gegen das erschreckend kläglich agierende Glasgow und die kaum spritzigeren Freiburger hätten vermutlich auch Ancelottis Tortellini-Bayern gewonnen.
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Der FC Bayern bekommt wieder Übung im Jubeln

Fotocredit: Getty Images

Das wissen sie beim Rekordmeister, weswegen sie schaumgebremst im Erfolgsbad plantschen. Die Stresstests warten erst - allerdings sehr bald.
Dem Trip zum HSV (21.10.) folgt eine höchst knifflige Pokalaufgabe bei RB Leipzig (25.10.), ehe die Sachsen in der Bundesliga in München gastieren (28.10.); an den erneuten Vergleich mit Celtic (31.10.) reiht sich der Gipfel bei Borussia Dortmund (4.11.).
Heiße Tage, harte Wochen. "Danach wissen wir, wo wir stehen", glaubt Joshua Kimmich.

Was der FC Bayern verbessern muss

Heynckes erkennt zweierlei Dinge für seine Truppe: ein "riesiges Programm" und "viel Arbeit". Der Trainer insistiert, dass "wirklich sehr viel zu verbessern" ist, nach wie vor, konkret "im taktisch-technischen Bereich, Positionsspiel, Angriffsschemen, sowas braucht Zeit".
Heynckes ist ja kein Revoluzzer, er betont Grundtugenden wie sein 4-2-3-1-System, das mitunter als 4-1-4-1 interpretiert wird. Auf und neben dem Platz geht's um Eifer, Disziplin, Konzentration sowie eine große Portion Menschlichkeit, die sich etwa durchs Handyverbot beim Essen äußert (was dann gegessen wird, ist - siehe Thiago - so etwas wie Verhandlungssache).
Arjen Robben sagt:
Du brauchst eine gewisse Chemie. Man muss nicht 23 Freunde haben in einer Mannschaft, aber man muss wissen, dass man sich aufeinander verlassen kann.
Heynckes freut die "gute Atmosphäre, so etwas beflügelt". Und stimuliert. Weil die Profis ebenfalls verstehen, was es zu bemängeln gibt. "Es ist noch nicht alles Gold, was glänzt", sagt Thomas Müller, gegen Celtic verpasste Bayern wegen Chancenwucher einen höheren Sieg und schluderte abermals in der Defensive; dort hakt es weiterhin an Automatismen und der feinziselierten Abstimmung. "Das müssen wir besser zu Ende spielen", kritisierte Jérôme Boateng.

Kimmich: "Wir können alle Spiele gewinnen"

Insofern waren Freiburg und Celtic zwei "Ja super, aber..."-Siege. Sicherlich, bekundet Müller veranschaulichend, sei "ein Ruck durch die Mannschaft gegangen, aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns". Robben bemüht sich um Einordung:
Man muss jetzt auch nicht übertreiben.
Kollege Kimmich zeigt sich forscher. Hamburg, zweimal Leipzig, Glasgow, Dortmund? "Wir sind so weit, dass wir alle Spiele gewinnen können!" Was zu beweisen wäre.
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