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FC Bayern München: Arturo Vidal nimmt den Tritt in den Hintern an - der Krieger hat verstanden

Florian Bogner

Update 19/11/2017 um 11:59 GMT+1 Uhr

Arturo Vidal kriegt beim FC Bayern München von Jupp Heynckes "klipp und klar" die Meinung gegeigt. Der Trainer droht mit Bank, Vidal reagiert mit einer matchwinnerwürdigen Leistung beim 3:0 (2:0) gegen den FC Augsburg in der Bundesliga. Nur ein Grund, warum Sportdirektor Hasan Salihamidzic gegenüber Eurosport.de in den höchsten Tönen vom 72 Jahre alten Sieggaranten der Münchner schwärmt.

Arturo Vidal gegen Augsburg

Fotocredit: Getty Images

Vom FC Bayern berichtet Florian Bogner
Arturo Vidal huschte wortlos davon, dafür sprach Hasan Salihamidžić.
Jupp Heynckes hat ja bekanntlich recht gewinnbringend Hand aufgelegt beim FC Bayern München in den letzten Wochen - acht Pflichtspiele, acht Siege. Aus fünf Punkten Rückstand auf Borussia Dortmund sind in der Liga sechs Punkte Vorsprung auf RB Leipzig (und möglicherweise dem FC Schalke 04) geworden. Es läuft ganz gut bei Bayern.
Salihamidžić wollte offenbar mal was loswerden. Eine Liebeserklärung, eine Hommage unter Ex-Fußballern. Von Eurosport eigentlich nur auf das Spiel gegen den FC Augsburg angesprochen, steigerte sich der 40-Jährige in eine wahre Lobeshymne auf den 32 Jahre älteren Bayern-Coach, schwärmte in den höchsten Tönen.
"Ein großes Kompliment an den Trainer, der wirklich überragende Arbeit macht", fing Salihamidžić an und war dann kaum mehr zu bremsen:
Es ist ein Traum, mit ihm zu arbeiten. Der Trainer hat jeden Morgen, wenn er in die Kabine kommt, für jeden das richtige Wort parat - ob das nun Physio sind, Reha-Trainer, Spieler oder verletzte Spieler. Er steht mit jedem im Austausch und hat wirklich die Kabine voll im Griff. Es macht Riesenspaß, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er ist ein riesengroßer Gewinn für den FC Bayern München.

Arturo Vidal als Matchwinner für den FC Bayern

Nun ist nicht überliefert, wie Arturo Vidal die Sachlage derzeit sieht; verbrieft ist jedoch, dass er seit kurzem spurt und das erledigt, was Heynckes von ihm verlangt. Das Resultat: Vidal als Matchwinner gegen den FC Augsburg.
Das 1:0 erzielte er selbst (31.), das 2:0 von Robert Lewandowski leitete er mit einem gewonnenen Zweikampf an der Mittellinie und einem schönen Zuspiel auf den Polen mustergültig ein (38.).
Nur bei Lewandowskis 3:0 nach toller Kimmich-Flanke (49.) hatte Vidal seine Füße nicht im Spiel, dafür hätte er beinahe noch das 4:0 erzielt - einzig die Latte und FCA-Keeper Marwin Hitz verhinderten das (51.).
Vidal steigerte seine für Bayern-Maßstäbe meist eher mittelmäßige Passquote gegen Augsburg auf über 90 Prozent, spielte nach James Rodríguez die zweitmeisten Pässe in Augsburgs Hälfte (54), warf sich in die meisten Zweikämpfe (22, von denen er allerdings nur sieben gewann), hatte die meisten Tackles (4) sowie abgefangene Bälle (2) und verursachte mit seinem Eifer auch die meisten Fouls (7).

Mitspieler loben Vidal

Eine Leistungssteigerung nicht von ungefähr. "Arturo hat diese Woche sehr gut trainiert, er war heiß auf das Spiel, das hat er gezeigt", lobte Interimskapitän Arjen Robben.
"Wenn er in einer guten Verfassung ist und so wie heute spielt, braucht man Arturo immer in seinem Team", sagte Niklas Süle:
Er hat unglaublich viel gearbeitet für die Mannschaft und vorne so viel abgesaugt, dass wir uns auch mal ein bisschen raus nehmen konnten. In einer solchen Verfassung ist er natürlich super für uns.

Heynckes formte Vidal in Leverkusen zum Star

Um in diese Verfassung zu kommen, war allerdings erst ein - salopp gesagt - Tritt in den Hintern seines fußballerischen Ziehvaters vonnöten.
Heynckes und Vidal kennen sich aus gemeinsamen Leverkusener Tagen, zwischen 2009 und 2011 formte der Coach den wilden Chilenen zu einem Fußballer von Weltformat, wollte ihn 2011 sogar zum FC Bayern mitnehmen.
Ein Transfer scheiterte damals trotz aller Beteuerungen Vidals, am liebsten zu Bayern wechseln zu wollen, an der Tatsache, dass Leverkusen nicht die direkte Konkurrenz stärken wollte.
Der Mittelfeldspieler ging zu Juventus Turin, kam 2015 dann aber doch noch in München an - mit 37 Millionen Euro war er dabei deutlich teurer als er 2011 noch für Juventus zu haben war (12 Millionen Euro).
Seither hatten sie sich von Vidal die perfekte Verkörperung des "Aggressive Leaders" im Mittelfeld erhofft; die Bayern bekamen ein paar tolle Spiele, aber auch sehr viele mittelmäßige und eine Gelb-Rote Karte im Champions-League-Viertelfinale bei Real Madrid (2:4 n.V.), die letztlich das Aus bedeutete.

Nächtliche Eskapaden by Vidal

Zudem machte der Chilene immer wieder abseits des Platzes Schlagzeilen. Mal verließ er in Turin nach einem Champions-League-Spiel das Hotel zu nachtschlafender Zeit und kehrte erst in den frühen Morgenstunden zurück, zuletzt soll er an einer Disco-Schlägerei in München beteiligt gewesen sein.
Seit Heynckes jedoch wieder das Zepter an der Säbener Straße schwingt, ist auch Vidal wieder pünktlich um 10 Uhr in der Kabine.
"Der Trainer hat es geschafft, den Spielern eine Top-Einstellung zu vermitteln. Die Spieler geben das zurück, haben richtig Lust und zeigen das auf dem Platz", sagt Salihamidžić:
Die Jungs haben wieder einen Fitnesszustand, der richtig gut ist. Es wird sehr intensiv trainiert, die Trainingsintensität wird immer höher. Es ist sensationell, wie die Trainer das in den letzten Wochen hinbekommen haben.

Heynckes spricht Tacheles mit Vidal

Vidal weiß prinzipiell um Heynckes’ Faible für Disziplin, Pünktlichkeit und professionelle körperliche Vorbereitung. Der Trainer hat ihn jüngst aber nochmal "klipp und klar" dran erinnert.
Heynckes nach dem Augsburg-Spiel:
Ich hatte vor zweieinhalb Wochen ein längeres Gespräch mit Arturo und habe ihm gesagt, dass ich mit seinem gesamten physischen Zustand nicht zufrieden bin, dass er etwas verändern muss, wenn er spielen möchte. Ich habe ihm gesagt, dass es andere Spieler gibt, die den Vorrang haben, wenn er sich nicht in Form bringt.
Vidal habe das zwar "nicht ganz so gesehen, aber er hat von dem Zeitpunkt an anders trainiert", sagte der Coach vergnügt.
Das Ergebnis sah man dann gegen Augsburg auf dem Platz. Heynckes:
So wie er heute gespielt hat, hat er bei mir im ersten Jahr fast immer gespielt: laufstark, aggressiv, fußballerisch gut. Das erwarte ich aber auch von ihm.
Ob es diesen Tritt in den Hintern von Heynckes gebraucht habe, wurde Salihamidzic noch gefragt. Er antwortete: "Alle Spieler haben es verstanden, was der Trainer will … Sie sind zusammengerückt."
Der Krieger hat verstanden.
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