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Julian Nagelsmann: Nach dem Hype folgt seine erste Krise

Daniel Rathjen

Update 29/11/2017 um 11:45 GMT+1 Uhr

Trainer-Überflieger Julian Nagelsmann prallt mit 1899 Hoffenheim nach einem blamablen Aus in der Europa League und der Offenbarung gegen den HSV hart in der Wirklichkeit auf. Mit dem Hype um seine Person erfolgte der sportliche Einbruch. Seine Perspektiven gelten weiter als rosig. Doch nun muss der jüngste Bundesliga-Trainer aller Zeiten erst das liefern, was auch der FC Bayern von ihm verlangt.

Julian Nagelsmann als Trainer der TSG 1899 Hoffenheim

Fotocredit: Getty Images

Kaum steht ein Trainer einer Spitzenmannschaft zur Debatte, kann eigentlich schon von drei herunter gezählt werden. Spätestens dann ist Julian Nagelsmann als einer der Nachfolger im Gespräch. Der 30-jährige Coach von 1899 Hoffenheim ist auf dem Trainermarkt eben das, was heutzutage salopp als der "heiße Scheiß" bezeichnet wird.
"Alles spricht für Nagelsmann", titelte am Dienstag die "WAZ" online am Dienstag dann auch - passend zur Diskussion um die angespannte Situation bei Borussia Dortmund.
Er soll schließlich eine Ausstiegsklausel im Vertrag bis 2021 haben, die es ihm erlaubt, 2019 für fünf Millionen Euro herausgekauft zu werden. Nagelsmann wäre der "beste Kandidat".

Nagelsmann als Bayern-Kandidat

Der Coach selbst wird die Spekulationen registrieren, aber nicht mehr werten.
Als Carlo Ancelotti beim FC Bayern gehen musste, hat er das sehr wohl. Er heizte die Gerüchte sogar noch an, indem er sich nicht klar zu seinem Verein bekannte. Als Münchner hat er sowieso einen Bezug zur Stadt, der Draht zu Präsident Uli Hoeneß ist eng.
Wenn sich dort eine Tür öffnet, muss man hindurchgehen, wird er sich gedacht haben.
Im hatte Nagelsmann unter anderem gesagt: "Der FC Bayern spielt in meinen Träumen schon eine etwas größere Rolle." Später entschuldigte er sich dafür:
Das hat eine größere Rolle gespielt, als von mir gewollt. Tut mir leid, dass diese Aussagen von mir so große Wellen geschlagen haben.
Ancelotti schrieb er eine SMS für den Fall, dass dieser nur Überschriften lese. Noch später musste er feststellen: Die Tür beim FC Bayern war für ihn lediglich einen Spalt geöffnet, jemand hatte die Tür letztlich blockiert und gleichzeitig an anderer Stelle Altmeister Jupp Heynckes den roten Teppich ausgerollt.
Davor stehen blieb Nagelsmann, auf eine Art niedergeschmettert, weil mit dem Hype um seine Person auch negative Aspekte aufkamen. Während seines (Heimat-)Urlaubs in München hatte Nagelsmann für ein Foto mit einem kleinen Jungen bereit gestanden - in einer roten Jacke. Die Aufnahme (ohne den Jungen) erschien später auf Twitter und ließ die Gerüchteküche erneut hochkochen. Nagelsmann fand das einfach nur "skurril".
Der mediale Wirbel war in dieser Form völlig neu für Nagelsmann. Bis dato konnte er durch sportliche wie taktische Leistungen glänzen, in Interviews smart sein Profil als frechen, kompetenten Fachmann schärfen, auf dem Rasen lief es ausgezeichnet. Ob sich seine Einstellung zur Arbeit in Hoffenheim in der Phase, in der er fast täglich in den Schlagzeilen auftauchte, verändert hat, lässt sich nicht seriös kennzeichnen.
Faktisch steht schon vor dem letzten Gruppenspiel ein blamables Aus in der Europa League zu Buche. Die internationalen Auftritte in einer Gruppe, die sein Team eigentlich gewinnen hätte müssen, waren mit nur einem Sieg in fünf Spielen desaströs.

Mentale Probleme im Team?

Am Samstag setzte es eine empfindliche 0:3-Pleite beim Hamburger SV. Von den letzten zwölf Pflichtspielen hat Hoffenheim nur zwei gewonnen. Die nächsten Gegner heißen Leipzig, Stuttgart, Hannover und Dortmund.
Hat die Mannschaft seit dem Flirt Nagelsmanns mit Bayern ein Stück Verlässlichkeit verloren? Offensivakteur Serge Gnabry machte als Ursache für die Pleite beim HSV mentale Probleme aus:
Hamburg hatte einfach den größeren Willen und hat die Zweikämpfe besser angenommen.

Auf Höhenflug folgt Mini-Krise

Es scheint, als fordere der Höhenflug nun seinen Tribut. Nagelsmann muss nun aufpassen, dass seine Crew ihm nicht auseinanderbricht. Sebastian Rudy und Niklas Süle verließen Hoffenheim im Sommer Richtung FC Bayern, Stürmer Sandro Wagner könnte im Winter folgen. Sein Angriffspartner Mark Uth soll ebenfalls Abwanderungsgedanken hegen.
Wieviel Substanzverlust verkraftet der Verein noch?
Das grelle Rampenlicht mag Nagelsmann kurzzeitig die Sicht verklärt haben. Umso entschlossener muss er nun die Aufgabe angehen, die für seine Zukunft entscheidend sein wird. Den Alltag meistern, weiter Akzente setzen, die Krise überstehen. Wieder mehr Sein als Schein. An Qualität hat Nagelsmann nichts eingebüßt. Er muss sich nur wieder auf sie besinnen.
Und wie schnell sich die Welt des Fußballs dreht, weiß er nur zu gut. Am Dienstag wurde in den Medien einmal mehr über die Nachfolge von Jupp Heynckes beim FC Bayern spekuliert. Die "Sport Bild" brachte in einer Kolumne Schalkes-Trainer-Derby-Held Domenico Tedesco ins Gespräch...
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