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Kick it like Kimmich! "Josh" geht beim FC Bayern endlich ab

Daniel Rathjen

Update 19/09/2017 um 15:57 GMT+2 Uhr

Nicht alles glänzt momentan beim FC Bayern - doch der Stern von Joshua Kimmich geht dafür so richtig auf. Die Rolle als Rechtsverteidiger interpretiert der Lahm-Nachfolger erfrischend anders. Und seine rasante Entwicklung zeigt einmal mehr, dass Talente neben Zuspruch und Förderern vor allem Einsatzzeit brauchen.

Joshua Kimmich

Fotocredit: Getty Images

Große Worte waren es, die sich Joshua Kimmich für seine "Neujahrsrede 2017" zurechtgelegt hatte. "Ich will in den wichtigen Spielen spielen!", diktierte er der mitgereisten Reporterschar Anfang Januar im Trainingslager in Doha akzentuiert in die Blöcke. Reichlich ambitioniert, wird der eine oder andere Zuhörer oder Leser sich danach gedacht haben, das haben sich schließlich schon so manche Spieler vorgenommen und später den Verein gewechselt.
Doch spätestens in diesem Herbst ist klar: Kimmich kann und wird sein Ziel erreichen. Weil Xabi Alonso und Philipp Lahm Platz gemacht haben und die Bayern-Bosse zudem offensiv Einsatzzeit bei Trainer Carlo Ancelotti für den 22-Jährigen eingefordert hatten, gehört er in dieser Saison zu den uneingeschränkten Stammspielern. Letzter Frust über die Reservistenrolle in der Rückrunde, in der er sich oft auf die Lippen beißen und Geduld beweisen musste, dürfte nach einem klärenden Perspektivgespräch mit dem Trainer im Juni verraucht sein.
Sieben Pflichtspiele absolvierte der deutsche Rekordmeister bislang - sieben Mal spielte Kimmich durch. Beim 4:0 gegen den FSV Mainz 05 war Kimmich einer von Bayerns Besten: Er war an allen vier Toren beteiligt, glänzte drei Mal mit direkten Vorlagen, wies als Rechtsverteidiger 144 Ballkontakte und eine Passquote von 88 Prozent auf. Seine Zwischenbilanz nach sieben Partien: Sechs Vorlagen, ein Tor.

Lob von Boateng und Ancelotti

"Joshua macht das super. Jetzt wieder drei Vorlagen, das letzte Spiel war auch sehr gut. Er macht das klasse. Wir können froh sein, dass wir ihn haben!", lobte ihn Jérôme Boateng. Und Trainer Carlo Ancelotti fügte am Montag vor der Abreise des FC Bayern zum Auswärtsspiel gegen den FC Schalke 04 an: "Es ist keine Überraschung, dass er so gut spielt. Defensiv macht er es sehr gut, offensiv fantastisch. Er ist immer gefährlich."
Genau das ist auch der auffälligste Unterschied im Vergleich zu seinem Vorgänger Lahm. Der zeichnete sich durch Zuverlässigkeit aus, machte kaum Fehler, ließ auf seiner Seite kaum etwas zu. Kimmich vereint diese Attribute ebenfalls in sich, ist dabei allerdings auch ein erhebliches Stück dynamischer. Seine Flanken kommen mit mehr Druck und Effet, generell entwickelt er enormen Zug zum Tor. Der Abschluss gehört außerdem zu seinen Stärken.

Rechte Seite neu belebt

Auf internationalem Spitzenniveau muss sich Kimmich freilich erst noch konstant beweisen - der Eindruck, dass die rechte Seite der Bayern durch ihn neu belebt wurde, ist jedoch schon deutlich spürbar. Vor allem die Kombination mit Arjen Robben und Thomas Müller gefällt. Beachtlich dabei: Zieht Kimmich nach vorne, ist sogar ein Robben bereit, für ihn die Seite abzusichern. Ein Indiz dafür, dass Kimmich in der Mannschaft voll akzeptiert ist und seinen Platz in der Hierarchie mit jeder guten Partie festigt. Dazu eine Beobachtung aus dem Mainz-Spiel: Robben ärgert sich gegen Ende der zweiten Halbzeit über einen unpräzisen Pass, der Ball geht ins Aus, Kimmich kommt zum Einwurf und tätschelt Robben besänftigend über die Glatze. So etwas macht kein unerfahrener Youngster, sondern ein Spieler mit Selbstvertrauen und sensiblem Gespür für die Gesamtsituation.
Persönlich hält er sich derzeit mit öffentlichen Aussagen zurück - selbst nach dem gelungenen Auftritt gegen Mainz blockte er in der Mixed Zone - getreu dem Motto: "Ich lasse lieber Leistung sprechen" - jeglichen Kommentar zum Spiel ab.
Das Entwickeln markiger Statements wird ohnehin noch keine Top-Priorität bei ihm genießen. Noch ist er dabei die Basis zu legen, indem er sich Profil auf dem Platz aneignet. Der Rest wird wahrscheinlich von selbst kommen. Nach den zu erwartenden Weggängen der Routiniers wie Robben oder Franck Ribéry (beide mit Vertrag bis 2018) in naher Zukunft muss erneut ein Machtvakuum gefüllt werden. Kimmich bringt mit seiner Zielstrebigkeit und Professionalität Charaktereigenschaften mit, die für Führungsspieler wichtig sind. Möglicherweise rückt Kimmich dann auch irgendwann auf seine Wunschposition, auf die "Sechs" im zentralen Mittelfeld, wo er noch mehr Einfluss auf das Spiel nehmen kann. Doch eines nach dem anderen...
Aktuell zeigt der Fall Kimmich in jedem Fall, wie wichtig es für große Talente ist, das Vertrauen des Trainers und Spielzeit zu bekommen. Nur das gibt solchen hochveranlagten Akteuren den nötigen Karriere-Kick.
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