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BVB: Die Verlierer der ersten Wochen von Lucien Favre bei Borussia Dortmund

Marc Hlusiak

Update 12/09/2018 um 12:11 GMT+2 Uhr

Gut zwei Monate ist Lucien Favre nun Trainer von Borussia Dortmund. Die Runderneuerung im Mittelfeld um Axel Witsel und Thomas Delaney sowie die neuformierte Innenverteidigung bestehend aus Abdou Diallo und Manuel Akanji haben bereits erste Opfer im (zu) großen BVB-Kader gefordert. Nicht nur der einstige Publikumsliebling Shinji Kagawa sieht düsteren Zeiten entgegen.

Shinji Kagawa (Borussia Dortmund)

Fotocredit: Getty Images

Am Freitag geht es für Borussia Dortmund zum Auftakt des 3. Spieltags der Bundesliga zuhause gegen Eintracht Frankfurt (ab 20.30 live im Eurosport Player). Vieles spricht dafür, dass Favre erneut auf die Spieler setzt, die den von Sportdirektor Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke geforderten "Neustart" beim BVB zu Saisonbeginn vielversprechend eingeläutet haben.
Die Notwendigkeit für diesen war offensichtlich. In der vergangenen Spielzeit taumelte die Borussia mit letzter Kraft ins Ziel, erreichte unter Peter Stöger so gerade eben noch das Saisonziel: Champions League. Unter Lucien Favre soll sich das Gesicht von Borussia Dortmund nun wieder zum Positiven wandeln. Das große Ziel: Irgendwann wieder die Bayern ärgern.
Erste Justierungen im Kader griffen bereits. Axel Witsel und Thomas Delaney bringen die dringend notwendige Aggressivität zurück ins Mittelfeld. Abdou Diallo (22) und Manuel Akanji (23) schüren die Hoffnung, das neue Innenverteidiger-Duo der Zukunft zu werden. Und wecken im Umfeld der Borussia ganz nebenbei Erinnerungen an die jungen Neven Subotic und Mats Hummels.
Doch logischerweise gibt es auch eine Kehrseite der Medaille. Das sind die Verlierer der ersten Favre-Wochen.

Shinji Kagawa

Der Japaner geht in seine fünfte Saison seit seiner Rückkehr zum BVB von Manchester United - und alles spricht dafür, dass es seine letzte wird. Schon in der Sommer-Transferperiode dachten die Bosse darüber nach, den einstigen Publikumsliebling abzugeben. Das klappte nicht. Die Folge: Kagawa schaffte es in keinem der drei Pflichtspiele (2x Bundesliga, 1x Pokal) in den Kader.
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Shinji Kagawa hat derzeit in Dortmund keine Chance auf einen Stammplatz

Fotocredit: SID

"Das ist gerade eine schwierige Situation für Kagawa", sagte Sportdirektor Michael Zorc im "kicker" und winkte nicht ganz uneigennützig mit dem sprichwörtlichen Zaunpfahl:
Shinji wird sie professionell annehmen.
Favre weiß um die prekäre Situation des 29-Jährigen und macht ihm Hoffnungen auf Einsatzzeit:
Wir haben sehr viele Spieler im Mittelfeld, wir kennen Shinjis Qualität. Die Saison ist noch sehr lang. Bald kommen nur noch englische Wochen bis Weihnachten. Jeder Spieler wird wichtig sein.
Fußball-Floskeln, die Kagawa einzuschätzen weiß. Schon im Winter dürfte sich der Japaner erneut mit seinen Beratern und der sportlichen Leitung beim BVB zusammensetzen und die Situation neu bewerten.
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Shinji Kagawa (li.) und Lucien Favre (re.)

Fotocredit: Imago

Ömer Toprak

Im Sommer 2016 war er der BVB-Wunschspieler, aber nicht zu bekommen. Zum Start der vergangenen Saison kam er dann mit Verspätung als Hummels-Nachfolger aus Leverkusen und bildete zusammen mit Sokratis die Stamminnenverteidigung. Mittlerweile ist der Grieche zum FC Arsenal gewechselt. Toprak müsste dadurch eigentlich in der Hierarchie an die Spitze der Innenverteidiger rücken. Denkste! Der Türke sitzt auf der Bank, denn Favre setzt auf Diallo und Akanji.
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Toprak wird der Borussia auf unbstimmte Zeit fehlen

Fotocredit: SID

Aktuell droht Toprak sogar der Backup-Posten abhanden zu kommen. Wenn es am Freitag gegen Eintracht Frankfurt geht, wird Toprak verletzt fehlen. Am Freitag zog sich der ehemalige Leverkusener einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu.
"Er fehlt auf unbestimmte Zeit, wir müssen abwarten, wie sich das bei ihm entwickelt", so Zorc gegenüber den "Ruhr Nachrichten". Gemutmaßt wird, dass er auch den Champions-League-Auftakt beim FC Brügge und das Auswärtsspiel bei der TSG 1899 Hoffenheim verpassen könnte. Dan-Axel Zagadou rückt in dem Fall als Backup nach. Ein weiterer junger, talentierter Verteidiger. Genau wie Diallo und Akanji.

Jeremy Toljan

Steffen Freund, ehemaliger Spieler des BVB und langjähriger U-Nationalmannschaftstrainer beim DFB, kennt Jeremy Toljan bestens. Nach dem Gewinn der U21-Europameisterschafft nannte Freund den damaligen Hoffenheimer auf lange Sicht den "besten Rechtsverteidiger Deutschlands".
Letzten Sommer wechselte er in einem Tauschgeschäft mit Felix Passlack von Hoffenheim nach Dortmund - doch angekommen ist er Stand heute noch immer nicht. Zwar stand Toljan in der vergangenen Spielzeit in 18 Bundesligapartien für den BVB auf dem Feld, überzeugen konnte er aber nur selten.
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Derzeit außen vor bei Borussia Dortmund: Jeremy Toljan

Fotocredit: Getty Images

Gegen Ende der Saison schaffte er es gar nicht mehr in den Kader - auch unter Favre fehlte sein Name bisher auf dem Spielberichtsbogen. Eigentlich sollte unter dem neuen Trainer der Durchbruch gelingen, stattdessen setzten die Verantwortlichen ihm das nur ausgeliehene Toptalent Achraf Hakimi vor die Nase.
Auch der Marokkaner, der auf Leihbasis von Real Madrid zum BVB kam, steht in der internen Hierarchie vor Toljan. Spielpraxis sammelt der 24-Jährige derzeit nur im Training - und genau da muss er sich schnellstmöglich in den Kopf seines Schweizer Trainers spielen.

Mario Götze

Nach einer ordentlichen und vor allem verletzungsfreien Vorbereitung standen die Ampeln für Götzes "letzte Chance" beim BVB auf Grün.
Nach einer schwachen Leistung in der ersten Pokal-Runde bei der SpVgg Greuther Fürth (2:1 n.V.) rutschte der ehemalige Nationalheld jedoch urplötzlich aus dem Kader für die ersten beiden Bundesligaspiele. Durchaus eine Überraschung.
Durch die Verpflichtungen von Witsel, Delaney und Marius Wolf und deren ordentliche Debüts beim BVB wird der Platz für Götze spürbar enger.
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Borussia Dortmunds Mittelfeldspieler Mario Götze und Präsident Reinhard Raubal

Fotocredit: Getty Images

Wie zu seiner ersten BVB-Zeit, als er auf den Außenbahnen mit seinen Tempodribblings für Furore sorgte, wird man den mittlerweile 26-Jährigen nicht mehr sehen. Götze sucht seinen Platz im Zentrum, auf der Zehn oder Acht. Doch dort machen aktuell andere auf sich aufmerksam.
Favres Ziehsohn Mo Dahoud erwischte beispielsweise einen glänzenden Saisonstart als offensiver Part in der Zentrale, Delaney und Witsel teilen sich die etwas defensivere Rolle. Zudem steht auch Julian Weigl vor seinem Comeback.
Götze wird auch unter Favre seine Chancen bekommen - das steht außer Frage. Was allerdings nicht außer Frage steht, ist, dass er sie nutzt. Die erste hat er bereits in den Sand gesetzt.

Alexander Isak

Die Situation beim BVB ist eigentlich wie gemacht für einen Mittelstürmer, der auf seine Chance wartet. Ohne echten Ersatz für den zum FC Chelsea zurückgekehrten Michy Batshuayi ging der BVB in die neue Saison.
Der einzige "gelernte" Knipser hieß Alexander Isak. Ein blutjunger, hochtalentierter Schwede, der nach seinem Wechsel für rund 9 Millionen Euro im Januar 2017 vom AIK Solna zur Borussia in seine zweite, volle Bundesligasaison geht.
Doch schon im Sommer-Trainingslager kristallisierte sich heraus: auch unter Favre, seinem vierten Trainer in Dortmund, hat der 18-Jährige schlechte Karten. Zuvor war Isak unter Thomas Tuchel, Peter Bosz und Peter Stöger nur zu insgesamt fünf Bundesligaspielen (1 Tor) gekommen.
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Alexander Isak hat es auch unter Lucian Favre schwer

Fotocredit: Imago

Ein einziges Mal (beim 0:0 gegen den VfL Wolfsburg) schaffte er es in die Startelf. In der Regel muss der "neue Ibrahimovic", wie ihn schwedische Medien bereits vor Jahren tauften, mit der zweiten Mannschaft in der Regionalliga ran.
"Es ist nicht das Niveau, auf dem ich mich sehe. Aber es ist so, wie es ist", gibt sich der Youngster enttäuscht. Warum aber gab ihn der BVB im Sommer nicht ab? Eine Frage, die auch Isak nicht endgültig beantworten kann:
Die Frage stand im Raum und die Gedanken gingen ein wenig hin und her, aber jetzt bin ich in Dortmund. Es gibt keinen Grund für mich, zurückzuschauen oder darüber nachzudenken. Ich bin hiergeblieben und muss kämpfen."
Seine Form sei gut, versichert er, "ich habe gut trainiert, aber nicht so viel Spielpraxis auf hohem Niveau erhalten. Ich weiß, was ich kann und ich werde tun, wozu ich in der Lage bin."
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