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BVB ruft Neustart aus: Favre, Kehl und die Sehnsucht nach dem "Dortmund-Gefühl"

Johannes Mittermeier

Update 06/07/2018 um 21:53 GMT+2 Uhr

Irgendwie schaffte Borussia Dortmund im Vorjahr die Qualifikation zur Champions League, der vierte Platz rettete eine Saison voller Irrungen und Wirrungen. Thomas Tuchel, Peter Bosz und Peter Stöger sind Geschichte, die Liaison mit Trainer Lucien Favre soll von längerer Dauer sein. Ex-Kapitän Sebastian Kehl kehrt als Boss zurück, im Kader ist vieles neu. Der BVB rafft sich für einen "Neustart".

Watzke, Favre und Zorc

Fotocredit: Imago

Eigentlich nicht so berauschend, wenn der "Königstransfer" schon 38 und drei Jahre ohne Spielpraxis ist, wahrscheinlich knirschen und knarzen die Knochen, aber glücklicherweise ist das für Borussia Dortmund irrelevant: Ja, Sebastian Kehl ist wieder da. Und nein, die Zeiten des Kapitäns Kehl sind nun wirklich vorbei.
Trotzdem oder deswegen wird der frühere Nationalspieler, in 13 Profi-Jahren als Borusse sozialisiert, zu ebenjenem Königstransfer stilisiert. "Das kann man so sehen", sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc über Kehl, der seinen Leib- und Magenklub fortan in der extra eingerichteten Position als Leiter der Lizenzspielerabteilung unterstützt - und Zorc entlasten soll.
Es wurde einfach alles zu viel im abstrusen Arbeitsjahr 2017/18.

BVB bedient sich in Bayern-Manier

Kehl soll kitten, was auseinandergedriftet ist - durch die krachende Scheidung mit Thomas Tuchel, die kolossale Missdeutung mit Peter Bosz, die krude Notlösung mit Peter Stöger. Jetzt also Lucien Favre, ein kauziger Fußballwissenschaftler aus Nizza. Am Freitag wurde er präsentiert, am Samstag rollt der Ball beim BVB.
Vorher wurde die Erwartungshaltung in Person von Watzke gekonnt eingedämmt, weil er seinen Trainer eben nicht mit einer solchen überfrachtet sehen will:
Wir haben keine Titelträume. Dennoch sind wir hochambitioniert. Wir wollen die Qualifikation für die Champions League schaffen. Mehr werden wir nicht sagen.
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Lucien Favre (r.) folgt beim BVB auf Peter Stöger

Fotocredit: Eurosport

Zwischen Stöger und Favre hat sich Dortmund in jener Bayern-Manier, die Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke so gern erröten lässt, bei der Konkurrenz bedient: Marwin Hitz (Augsburg, ablösefrei), Marius Wolf (Frankfurt, fünf Millionen Euro), dazu die Schwergewichtstransfers Thomas Delaney (Bremen, 20 Millionen) sowie Abdou Diallo, der für 28 Millionen Euro aus Mainz kommt; nur André Schürrle (30 Millionen) war in der BVB-Geschichte teurer.
"Ich weiß wie groß dieser Klub ist, aber es gibt Dinge, die wir verbessern müssen. Um das Gesicht der Mannschaft so zu bilden, wie wir es uns vorstellen werden wir wohl zwei Transferperioden brauchen", meint Watzke dennoch.
Neue Köpfe für einen "Neustart", den Kehl ausruft. Im Kontext klingt das so:
Es gab ein paar Dinge, die nicht zu Dortmund gepasst haben. Wir erwarten von den Spielern, dass sie den Neustart wahrnehmen.
Irgendwie stolperte Borussia ja in die Champions League, der vierte Platz rettete eine Saison voller Irrungen und Wirrungen. Mal streikte sich Ousmane Dembélé weg, dann saß Pierre-Emerick Aubameyang eine seiner Suspendierungen ab, auf und neben dem Platz fehlte Dortmund ein Kompass. Mindestens einer.

BVB: Kehl und Sammer sollen ein Korrektiv sein

Kehl und Eurosport-Experte Matthias Sammer in beratender Rolle sind Impulse und auch Korrektive für Watzke/Zorc, um "Fehlentwicklungen schneller festzustellen", wie Letzterer betont. Gerade von Kehl, dieser schwarz-gelben Identifikationsfigur - bedeutungsschwangeres Wort, aber so ist es halt - erhoffen sie sich eine Menge, als Mittler zwischen Bossen, Spielern, Trainern.
Favres Stab wird aufgeräumter sein als bei seinen Vorgängern, der 60-jährige Schweizer verzichtet darauf, eigene Vertraute ins Boot zu holen. Ex-BVB-Scout Edin Terzic fungiert als Assistent, Marco Reus wird Kapitän (anstelle von Marcel Schmelzer), Torwarttrainer Teddy de Beer und der dolmetschende Betreuer Massimo Mariotti sind weg.
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Sebastian Kehl (M.) mit Hans-Joachim Watzke (l.) und Michael Zorc beim BVB

Fotocredit: Getty Images

Sokratis (Arsenal, 16 Millionen) und Gonzalo Castro (Stuttgart, fünf Millionen) heißen die größten Namen der Kader-Entkernung. Felix Passlacks nächste Station ist Norwich (vorher Hoffenheim), Roman Weidenfeller hat aufgehört und Chelsea-Leihe Michy Batshuayi vermutlich fertig im Ruhrpott.
Schürrle dürfte bei einem adäquaten Angebot gehen, laut "Sport Bild" sucht Dortmund noch Mittelstürmer und Außenverteidiger; offenbar ist die Leihe mit Real Madrids Achraf Hakimi fix.

BVB spielt in den USA gegen Liverpool

Am 18. Juli jettet der BVB zwecks Promotion in die USA, spielt dort gegen Manchester City, Jürgen Klopps FC Liverpool und Benfica Lissabon. Ende August beginnt die Pflichtspielsaison im DFB-Pokal bei Greuther Fürth, eine Woche später startet die Bundesliga gegen RB Leipzig.
Kehl nennt die Essenz der Unternehmungen:
Werte wie Disziplin und Regeln gehören für uns alle dazu. Wir sind uns einig, dass wir an ein paar Dingen arbeiten müssen, um wieder dieses Dortmund-Gefühl zu erzeugen.
Kriegt Favre die störrische Borussia hin? Wird spannend.
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