FC Bayern - Gladbach | 3 Dinge, die auffielen: Lichtjahre entfernt vom "Mia san Mia"-Gefühl

Die erste Wiesn-Pleite seit zehn Jahren, vier Spiele ohne Sieg, nur noch Platz fünf in der Bundesliga-Tabelle - ein Jahr nach der Entlassung von Carlo Ancelotti steht dem FC Bayern die nächste handfeste Krise ins Haus. Die 0:3-Heimpleite gegen Mönchengladbach offenbarte alarmierende Schwächen in Reihen des Rekordmeisters. Drei Dinge, die uns bei Bayern gegen Gladbach auffielen.

Renato Sanches, Franck Ribéry (FC Bayern München)

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Ratlos standen die Mannen um Kapitän Manuel Neuer nach Spielende vor der applaudierenden Südkurve. Der Torhüter sammelte seine Schäfchen nach dem desillusionierenden 0:3 in der rot erleuchteten Allianz Arena zusammen, um den Fans den gebührenden Respekt zu zollen.
Drei Bundesliga-Spiele in Folge ohne Sieg gab es für den angeschlagenen Rekordmeister zuletzt im Mai 2015 unter Pep Guardiola, in einer Hinrunde passierte das zuletzt im Spätsommer 2010 unter Louis van Gaal.
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Mats Hummels und Co. vom FC Bayern München

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Lichtjahre entfernt vom "Mia-san-Mia"-Gefühl

Das erwartete Aufbäumen der Münchner nach drei Partien ohne Sieg blieb aus. Im Gegenteil: Der FC Bayern zeigte nach dem zuletzt schwachen Auftritt gegen Ajax Amsterdam in der Champions League auch gegen Gladbach eine schwache erste Hälfte.
Beim 0:1 durch Alassane Pléa (10.) schauten mit Thiago, Leon Goretzka, Joshua Kimmich und Niklas Süle gleich vier Bayern-Akteure nur zu, wie sich die Gladbacher die Kugel gegenseitig zuschoben. Danach geriet die Defensive der Elf von Trainer Niko Kovač aus den Fugen.
Auch beim 0:2 durch Lars Stindl, nur sechs Minuten später verhalf ein individueller Fehler von Thiago den Gladbachern zur sicheren Führung.
Dem wackligen Defensivverbund um Mats Hummels und Süle passte sich nun auch Neuer mit einem Querschläger an. Und das bayerische Angriffsspiel? Fehlanzeige. Auch in Hälfte zwei fehlte es den Bayern an Aggressivität, Biss, Tempo, Überzeugung - nichts zu sehen vom "Mia san Mia"-Gefühl.
Weder James Rodríguez noch Goretzka sowie die eingewechselten Franck Ribéry, Serge Gnabry und Renato Sanches konnten dem Spiel der Isarstädter nur annährend ihren Stempel aufdrücken, geschweige denn ein Zeichen der Gegenwehr setzen.
Die Bayern zeigten ihre gewohnte Ballsicherheit im Mittelfeld, aber der tödliche Pass wurde nicht erzwungen. In Zahlen: 68:32 Prozent Ballbesitz standen gegen Gladbach zu Buche. Auch in Sachen erfolgreicher Pässe hatten die Bayern mit 88,85 Prozent gegenüber 81,71 Prozent die Nase vorne.
"Wir haben viel Ballbesitz, aber im Moment wissen wir nicht viel damit anzufangen", bestätigte Kovač im "ZDF".

Keine Power von der Bank

Spätestens nach der Schlappe gegen Gladbach ist klar: Der Bayern-Kader ist zu dünn. Die Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß verzichteten zu Saisonbeginn auf Investitionen. Sebastian Rudy (Schalke 04) und Juan Bernat (PSG) wurden zum Ende der Sommer-Transferperiode erfolgreich an den Mann gebracht.
Kingsley Coman (Syndesmosebandriss) und Corentin Tolisso (Kreuzbandriss) sind langzeitverletzt. Auch Rafinha steht nach einem Innenbandriss im Sprunggelenk noch immer im Krankenstand. Gegen Gladbach nahm Kovač Thomas Müller und Arjen Robben in der Halbzeit aufgrund mangelnder Durchschlagskraft in der Offensive vom Platz.
So mussten der formschwache Ribéry und Youngster Gnabry in die Presche springen. Während der Franzose die Erwartungen erneut nicht erfüllen konnte, mühte sich Gnabry in der Offensive vergeblich ab. Und dann kam auch noch Pech dazu: In der 55. Minute zog sich David Alaba eine Muskelverletzung am Oberschenkel zu.
Für den Österreicher kam Sanches in die Partie. Doch auch dem Portugiesen, der nach zwei Jahren im Abseits zwar aufsteigende Tendenz zeigt, fehlen derzeit die Skills, um das Spiel des amtierenden deutschen Meisters voranzutreiben.
Die einstige Stärke des FC Bayern, zusätzliche Power von der Bank zu bringen, verpufft in diesen Tagen im Nichts.

Hilfloser Kovač mit holprigen Erklärungsversuchen

Ideenlos und ohne Konzept - während die Spieler allesamt die Köpfe hängen ließen, übte sich der Trainer in Erklärungsversuchen.
"Wir haben heute zehn Minuten ordentlich angefangen und dann bringt uns wieder ein Tor aus dem Rhythmus beziehungsweise auch das zweite Tor. Wir machen im Moment zu viele, also wirklich zu viele individuelle Fehler, die bestraft werden", sagte Kovač und meinte weiter:
Konkret ist anders.
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Niko Kovac (FC Bayern München)

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Ebenfalls keine hieb- und stichfeste Erklärung hat der 46-Jährige für den plötzlichen Bruch in der Mannschaft nach insgesamt sieben Siegen seit Beginn seiner Amtszeit: "Vielleicht haben wir aber auch gedacht, es geht von alleine. Vielleicht lief es zu gut, wenn es zu gut läuft, sind wir alle nur Menschen. Dann wird man ein bisschen selbstgefälliger, bequemer in Anführungsstrichen. Das darf man sich in der Bundesliga nicht leisten."
Die Länderspielpause wird keine leichte für den Kroaten. Andererseits hat er und sein Trainerstab nun 14 Tage Zeit, um das Schiff wieder auf Kurs bringen.
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