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FC Bayern: Hasan Salihamidzic als Sportdirektor gefordert - aber überfordert?

Tobias Hlusiak

Update 07/11/2018 um 21:20 GMT+1 Uhr

Die Stimmung beim FC Bayern München ist derzeit in etwa so verbesserungswürdig wie die Leistung der Mannschaft. Niko Kovac steht öffentlich in der Kritik und hat angeblich den Rückhalt von Teilen des Teams verloren. Spieler sollen sogar Allianzen gegen den Trainer gebildet haben. Und dann war da noch der Fall "Lisa Müller". Sportdirektor Hasan Salihamidzic ist gefordert - wirkt aber überfordert.

Hasan Salihamidzic

Fotocredit: Imago

Hasan Salihamidzic wirkt angespannt. Und zwar immer, wenn er vor eine Fernsehkamera tritt. Tiefes Durchpusten, dann zwei, drei zurechtgelegte Sätze. Mehr ist aus Interviews mit dem Sportdirektor des größten und erfolgreichsten deutschen Fußballvereins nicht herauszuziehen. Man könnte fast Mitleid mit "Brazzo" haben.
Das allerdings ist - wohlwollend ausgedrückt - kein Idealzustand. Denn eigentlich sollte ein Funktionär auf dieser Ebene Ruhe verbreiten, überzeugend auftreten und eben eine klare Linie vorgeben. In der Öffentlichkeit und auch im Inneren des FC Bayern.
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Niko Kovać, Hasan Salihamidzić

Fotocredit: Getty Images

All das tut Salihamidzic nicht. Jedenfalls legen das die sich häufenden Zustandsbeschreibungen nahe, die sich in den letzten Tagen immer öfter Bahn brechen. Dem 41-Jährigen fehle schlicht "Persönlichkeit", um die Gemüter in der aktuell angespannten Lage zu beruhigen und zwischen Spielern und dem unter Beschuss stehenden Trainer Niko Kovac zu vermitteln, schreibt der "kicker".

FC Bayern: Front gegen Trainer Kovac

Der Bosnier genieße bei den Top-Spielern eher den Status des "netten Kumpels", den ganz großen Respekt ließen sie vermissen. Genau wie gegenüber seinem Freund Kovac. So habe sich eine mannschaftsinterne Front gegen den neuen Coach formiert, der die Führungsspieler Mats Hummels, Franck Ribéry, Thomas Müller und Arjen Robben angehören sollen. Hinzu kommt die sportliche Krise bei vier Punkten Rückstand auf Tabellenführer Borussia Dortmund und öffentliche Scharmützel wie der Instagram-Post von Müller-Frau Lisa.
Eigentlich eine Situation wie gemacht für einen Sportdirektor. Kante zeigen, für Ruhe sorgen, wenn nötig Sanktionen aussprechen, sportliche Lösungsvorschläge machen und den Trainer stärken - all das tut Salihamidzic nicht - oder man bekommt es zumindest nicht mit. Er vergibt die Chance, sich selbst ein Profil zu verpassen.
Fragt man ihn nach der Sicherheit des Kovac-Jobs, wird der Bosnier ungehalten und verbittet sich "solch' blödsinnige Fragen!". Auf die Frage, wo die Gründe für den ausbleibenden spielerischen Fortschritt lägen, sagt er nur:
Ja, das ist … das frage ich mich auch. Das ist auch nicht zu beantworten erst mal.
Das wirkt schon bedenklich ratlos...

Bayern-Legenden kritisieren Salihamidzics Führungsstil

Für Lothar Matthäus ist die Sache mehr als klar. Für die Unruhe im Verein sei zu einem großen Teil der Sportdirektor verantwortlich. Bei "Sky" sagte der Rekordnationalspieler:
Es sind zu viele Störfaktoren. Deswegen kommen wir wieder auf einen Namen: Hasan Salihamidzic. Mir fehlt das Bindeglied zwischen Kovac und der Mannschaft. Mir fehlt das Bindeglied zwischen Kovac und den Bossen.
"Brazzo" sei "kein Anfänger mehr“, so Matthäus weiter. "Er macht den Job seit über einem Jahr. Er sollte spüren, wann es an der Zeit ist, Niko auch öffentlich den Rücken zu stärken."
Salihamidzic hatte auf der mittlerweile legendären einen anderen Standpunkt vertreten. Er wolle die Mannschaft nicht durch Symbolpolitik führen, stellte er während seines gut zweiminütigen Redeanteils klar. Er müsse Kovac auch nicht öffentlich küssen.
Falsch, meint Stefan Effenberg. "Da reicht es eben nicht zu sagen: 'Intern ist es wichtig, dass wir ihm das Vertrauen aussprechen.' Nein! Es ist auch wichtig, dem Trainer öffentlich das Vertrauen auszusprechen", kritisiert der Kapitän der Champions-League-Sieger-Elf von 2001 in seiner Kolumne bei "t-online".
Dietmar Hamann stößt ins gleiche Horn. "Was ist das für ein Zeichen für die Leute, was ist das für ein Zeichen für die Spieler? Wenn tagtäglich Interna an die Öffentlichkeit geraten, und keiner sagt was dazu. Als Spieler weißt Du dann ungefähr Bescheid, wo die Reise hingeht, wie gefestigt der Trainer ist", so der 45-Jährige.

Salihamidzic fühlt sich sicher beim FC Bayern

Einzig der viel kritisierte Salihamidzic selbst verbreitet (Zweck-)Optimismus:
Meine Position ist genau wie am Anfang: sehr stark. Ich bin sehr zufrieden damit. Um meine Stärke muss sich keiner Gedanken machen, ich habe ganz viel Verantwortung im sportlichen Bereich.
Nun wird es Zeit, dass er diese öffentlichkeitswirksam nutzt. Jetzt wäre der richtige Moment.
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