FC Bayern München | Jérôme Boateng versus Mats Hummels: Wer explodiert?
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Update 08/02/2019 um 17:09 GMT+1 Uhr
Vier Pflichtspiele ist das Fußballjahr des FC Bayern München alt, davon bestritt Jérôme Boateng exakt eine Minute. Ansonsten beobachtete er, wie Mats Hummels und Niklas Süle mehr schlecht als recht verteidigten, zuletzt beim DFB-Pokal-Achtelfinale in Berlin. Hummels und Boateng haben ihren Nimbus der Unantastbarkeit eingebüßt. Es ist ein Schachspiel unter Weltmeistern: Wer wagt den ersten Zug?
Mats Hummels und Jérôme Boateng - FC Bayern München
Fotocredit: Imago
Als hätte er geahnt, was folgen sollte, ergriff Niko Kovac vor dem DFB-Pokal-Achtelfinale prophylaktische Schutzmaßnahmen. "Wenn Spieler Fehler machen, muss ich ihnen auch mal Rückendeckung geben", sagte der Trainer des FC Bayern, und anderntags sagte er dieses: "Wir müssen jetzt nicht alles über Mats ausschütten."
Mats, Nachname Hummels, hatte böse gepatzt beim 3:2 nach Verlängerung über Hertha BSC; seine verunglückte Kopfball-Rückgabe brockte Bayern erst das Nachsitzen ein, später twitterte er reumütig: "Sehr glücklich und erleichtert, dass wir trotz meines Fehlers weitergekommen sind."
FC Bayern: Süle ist Kovacs erster Mann
Beobachter aus der Ersatzbankloge war Jérôme Boateng, der untadlig schwieg in Berlin, aber zuvor angemerkt hatte, dass ein Dasein als Dauer-Reservist "nicht mein Anspruch" sei.
Fußball ist nicht immer fair, da muss man sich rauskämpfen. Ich bin schon aus ganz anderen Situationen stärker rausgegangen.
Vier Pflichtspiele ist Bayerns Jahr 2019 alt, davon bestritt Boateng exakt eine Minute (gegen Stuttgart). Ansonsten saß er mit Gefrierfachmimik bei Gefrierfachtemperaturen draußen, während Hummels und Niklas Süle mehr schlecht als recht verteidigten. Fehleranfälligkeiten plagten die Münchner nicht nur in Berlin.
Drei Stars für zwei Plätze - das ist die Rechnung, die Kovac zweimal pro Woche lösen muss. Hummels und Boateng (je 30) haben ihren Nimbus der Unantastbarkeit eingebüßt, Süle (23) genießt einen Vorsprung, wie der Coach im Winter-Trainingslager einräumte:
Niklas ist Stammspieler. Die anderen beiden matchen sich einen aus.
Weil Kovac seine Linie kultivierte, ist das Thema am Köcheln. In dieser Saison steht Süle bei 2.214 Einsatzminuten, Hummels bei 1.589 und Boateng bei 1.530. "Ich habe zu beiden ein sehr gutes Verhältnis, zwischen uns gibt es überhaupt keine Probleme", sagte Süle vorm Rückrundenstart.
Boateng und Hummels - die Vorgeschichten
"Wenn Kovac eines geschafft hat, dann ist es die Moderation von Problemen", bestätigt Justin Kraft vom Bayern-Blog miasanrot.de. Obwohl die Münchner "oft genug mageren Fußball spielen, gab es vergleichsweise wenig Unruhe, der Zusammenhalt stimmt größtenteils", sagt Kraft. Allerdings:
Die Personalie Boateng könnte Kovac bald um die Ohren fliegen.
Nötig für den Blick nach vorne ist ein Blick zurück. Eine Vorgeschichte liegt im November 2016, als Boateng von Karl-Heinz Rummenigge empfohlen wurde, sich wieder "down to earth" zu beamen. Live im Fernsehen maßregelte der Boss einen Angestellten, der gerade zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt worden war, das ist lange her, aber unvergessen.
Hummels' Vorgeschichte stammt vom Pokalfinale 2018, als Frankfurt-Trainer Kovac in dessen Tempodefiziten einen Schwachpunkt erkannte. So war Hummels im Nachteil, als Kovac nach München kam, die Krankheitsstory von Dortmund (Hummels spielte erkältet und schlecht) wurde zum Eigentor, schließlich bestimmten ihn Bundesligakollegen zum "Verlierer der Hinserie".
Boateng oder Hummels: Abgang im Sommer?
Boateng hat die drittbesten Zweikampfquote der Liga (71,43 Prozent gewonnene Duelle), Süle ist Sechster (65,96), Hummels folgt auf Platz elf (65,05). Trotzdem haben sich die Gesetzmäßigkeiten in Bayerns Innenverteidigung verschoben, was die Frage provoziert, ob Boateng ruhig genug bleibt, um keine Dominosteine ins Wanken zu bringen.
Der Berliner ist ein stolzer Charakter und sogar in den USA eine Marke, er bringt das Lifestyle-Magazin "Boa" heraus, Mode, Musik, Zeitgeist. Kontrastprogramm: vier Spiele, eine Minute.
"Ein Spieler seines Formats lässt das nicht lange mit sich machen, zumal Hummels zuletzt zwei, drei grobe Patzer hatte", sagt Bayern-Blogger Kraft. "Ich rechne deshalb damit, dass Boateng sehr bald die Chance kriegt, es besser zu machen."
Zwei Partien sind's noch bis zum Champions-League-Schlager gegen den FC Liverpool, am Samstag gegen Schalke 04 (ab 18:30 Uhr im Liveticker auf Eurosport.de), eine Woche darauf beim FC Augsburg (Freitag, 15. Februar, live im Eurosport Player).
Bis Saisonende wird Bayern die Hummels-oder-Boateng-Frage beschäftigen; als wahrscheinlich gilt, dass zumindest einer den Verein verlässt. Im Sommer 2018 verhandelte Boateng mit Paris, während Chelsea ein Winter-Vorstoß bei Hummels nachgesagt wurde. Boateng ist weltgewandter, Hummels heimatverbundener, beide prägt der Ehrgeiz.
Schachspiel unter Weltmeistern: Wer wagt den ersten Zug?
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