Trainer-Check (II): Würde Antonio Conte zum FC Bayern München passen?

Update 26/11/2018 um 17:09 GMT+1 Uhr

Antonio Conte ist auf der Suche nach einem neuen Trainerjob bei einem Topverein. Real Madrid hat sich gegen ihn und für Santiago Solari entschieden. Aber wie wäre es mit dem FC Bayern? Die Tage von Niko Kovac in München könnten nach der Blamage gegen Düsseldorf bereits gezählt sein. Wäre Conte ein geeignter Nachfolger? Wir haben bei unseren italienischen Kollegen nachgefragt.

Antonio Conte

Fotocredit: Getty Images

Wenn es um die ganz großen Namen im internationalen Trainergeschäft geht, ist Antonio Conte dabei. Als Spieler Vizeweltmeister (1994) und als Trainer mehrfacher italienischer Meister mit Juventus (2012, 2013, 2014) sowie Titelträger mit Chelsea (2017) in England.
Der 49-jährige Italiener hat in seiner Karriere eine Menge erreicht. Der ganz große Wurf ist ihm aber noch nicht gelungen. Auch deshalb lechzt Conte nach einem neuen Traumjob bei einem europäischen Topverein.

Conte-Bruder: "Noch kein Anruf aus Madrid"

Nach seinem Aus im Sommer 2018 an der Stamford Bridge war sein Name einer der ersten, der bei Real Madrid neulich als Nachfolger von Julen Lopetegui ins Spiel gebracht wurde. Aus dieser Liaison wurde jedoch nichts. Ohnehin sollen die Vorzeichen für ein Engagement bei den "Königlichen" unter keinem guten Stern gestanden haben. Die Stars um Kapitän Sergio Ramos sind angeblich keine Fans des Italieners.
Wie wär's also mit dem FC Bayern? Würde Conte überhaupt zum Rekordmeister passen, falls dieser einen neuen Trainer braucht? Niko Kovac' Stuhl wackelt mehr denn je. Rückendeckung gab's von Uli Hoeneß nach dem blamablen 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf keine mehr. Vieles deutet auf eine Trennung hin.
Während Conte immer ein Thema ist, wenn es um große Namen bei großen Klubs geht, hat Italien die Bayern in Zusammenhang mit Conte noch nicht auf dem Zettel.
Fußball-Experte Simone Eterno (Eurosport.it) meint:
Das ist mir komplett neu, dass Conte vielleicht auch den FC Bayern trainieren könnte. Neben Real gab's zuletzt Gerüchte, dass er im kommenden Sommer zu Manchester United gehen könnte. Aber es ist das erste Mal, dass wir das mit Bayern in Italien hören.

Conte will Macht und Einfluss im Klub

Wenn ein großer Klub wie der FC Bayern München wirklich mal an Conte interessiert sein sollte, könnte das für ihn zu einer interessanten Herausforderung werden.
Eterno weiter:
Ich weiß nicht, ob ein Umzug nach Deutschland vielleicht ein Problem darstellt. Als er sich in London aufhielt, war es ein echtes Problem, sich von seiner Familie und seiner Tochter zu verabschieden. Aber sie lösten das Problem nach einem Jahr, als sich seine Frau und seine Tochter schließlich entschlossen, nach England zu ziehen. In einem späteren Interview sagte Conte, er habe Italien vermisst. Da war aber schon klar, dass die 'Ehe' mit Chelsea zu Ende ging, sodass es wahrscheinlich nur eine Art Hintergedanke war, um sich wieder in Italien zu bewerben.
Contes bisherige Trainerstationen können sich durchaus sehen lassen. Nach seiner aktiven Spielerkarriere startete er 2005/06 als Assistenztrainer von Luigi De Canio beim AC Siena. Bei seiner Rückkehr 2010 wurde er Cheftrainer.
Ein Jahr später übernahm Conte den italienischen Rekordmeister Juventus Turin. Die "Alte Dame" führte er zu drei Meisterschaften. 2014 wurde er Nationaltrainer von Italien und 2016 Cheftrainer der "Blues".
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Antonio Conte

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Aber würde Conte überhaupt zum FC Bayern passen? Käme er mit starken Charakteren wie Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zurecht?
Fußball-Experte Eterno meint:
Das ist eine sehr gute Frage. Er hatte Probleme mit den Besitzern von Juventus und Chelsea. In beiden Clubs wollte er mehr Macht und mitentscheiden, welche Spieler gekauft werden sollen. Diese Bestrebungen haben die Beziehungen in beiden Klubs ruiniert. Es wäre also schön, wenn es bei Bayern klappen würde...

Ein Sprachgenie ist Conte nicht

Hinzu käme die Sprachbarriere. Im Gegensatz zu Arsène Wenger spricht Conte kein Deutsch - und nur mittelmäßiges Englisch. Eine einfache Verständigung mit den Bayern-Profis wäre - wie zuletzt auch bei Carlo Ancelotti - eher schwierig.
Eurosport-Journalist Eterno erklärt:
Deutsch ist eine ziemlich schwere Sprache. Conte hat zwar Englisch gepaukt, bevor er zu Chelsea ging, und er stellte sich bei seiner ersten Pressekonferenz auch auf Englisch vor - sehr einfach, aber akzeptabel. Danach muss man sagen, dass er sich in seiner Zeit in London kaum verbessert hat.
Das größte Sprachgenie ist Conte also nicht, was die Sache nicht einfacher macht. Zumal die Bayern-Bosse nach Ancelotti unbedingt einen deutschsprachigen Trainer gefordert hatten.
Ein großer Pluspunkt ist aber, dass Conte bemerkenswert flexibel ist, was sein Spielsystem anbelangt. Er klebt an keiner Formation fest, ändert Dinge, wenn es nötig ist.
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Antonio Conte feiert den Titel mit Chelsea

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Eterno führt aus:
Antonio Conte ist einer der besten Trainer der Welt, weil er immer versucht, die besten Wege zu finden, um die Leistung seiner Spieler zu maximieren. Bei Juventus wollte er ein 4-2-4-System spielen, dann entdeckte er Arturo Vidal und passte seine Taktik auf ein 3-5-2 an. Als Trainer der italienischen Nationalmannschaft nutzte er ebenfalls ein 3-5-2-System, weil er Spieler wie Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini hatte. Aber im Grunde genommen ist er äußerst flexibel in dieser Hinsicht.
Falls Conte beim FC Bayern in naher Zukunft wirklich einmal anklopfen sollte, stellt sich die Frage, welche Spieler er vielleicht mitbringen könnte.

FC Bayern: Gerüchte um Dybala

Seit Jahren ist bekannt, dass er ein großer Fan von Vidal ist ("Wenn ich in den Krieg ziehen müsste, würde ich Arturo mitbringen"), der von 2015 bis 2018 bereits beim FC Bayern spielte. Dessen Rückkehr nach München ist aber ausgeschlossen.
Vielmehr könnte ein anderer Spieler in Betracht kommen, so Eterno:
Ich glaube, Paulo Dybala könnte interessant sein, auch weil ihn Conte bei Juve nie trainiert hat. Wenn Bayern bereit ist, einen angemessenen Preis zu zahlen, wäre das vielleicht denkbar.
Fazit: Vom Trainerstatus und der Spielidee wäre Conte durchaus ein Kandidat für Bayern, aber spätestens mit Hoeneß und Rummenigge dürfte es Probleme geben.
Außerdem hat der Rekordmeister mit italienischen Trainern zuletzt keine guten Erfahrungen gemacht.
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