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Borussia Mönchengladbach denkt nach Aus nur noch an die Meisterschaft

Andreas Morbach

Update 13/12/2019 um 12:54 GMT+1 Uhr

Borussia Mönchengladbach hat mir der 1:2-Niederlage gegen Basaksehir das Weiterkommen in der Europa League verpasst. Der Bundesliga-Tabellenführer erlebte einen "bitteren Abend" und muss sich jetzt wieder mental aufbauen, um in der Liga die Spitze halten zu können. Doch das Negativerlebnis des Teams von Marco Rose kann auch eine große Chance sein.

Gladbach scheidet aus Europa League aus

Fotocredit: Getty Images

Aus Mönchengladbach berichtet Andreas Morbach
Sein Pflichtprogramm wollte Marco Rose an diesem Abend schnell hinter sich bringen. Borussia Mönchengladbachs bis ins Mark getroffene Fußballer hatte der 43-Jährige schon nach Kräften getröstet, nun saß er, selbst sichtlich erschüttert, vor der internationalen Presse und sprach über das Last-Minute-Aus seiner Mannschaft in der Europa League durch eine 1:2-Niederlage gegen Istanbul Basaksehir.
Entgegen den üblichen Gepflogenheiten auf kontinentaler Bühne stellte sich Rose noch vor dem Trainerkollegen des Gästeteams aus Istanbul der Fragen, keine 25 Minuten nach Spielschluss.
Wegen des 2:2 im Parallelspiel zwischen Rom und Wolfsberg hätte ein Remis die Borussia als Gruppensieger in die Zwischenrunde getragen. Aber dann kam die erste Minute der Nachspielzeit, in der Basaksehirs Enzo Crivelli als kurzbehoster Todesengel über die Gladbacher hinwegrauschte.
Der Treffer des 24-jährigen Franzosen zum 1:2-Endstand stürzte die Fohlenelf vom ersten auf den dritten Platz. Und damit brutal aus dem europäischen Wettbewerb – den, so formulierte es Sportdirektor Max Eberl erst kürzlich in einem Interview, der Rautenklub mit aller Hingabe lebe.

Gladbachs Drama: Gestorbene Leidenschaft

An einem windigen Abend am Niederrhein ist diese Leidenschaft nun einen jähen Tod gestorben. In einem Spiel, in dem Borussen-Keeper Yann Sommer den Gästen direkt vor der Pause den Ausgleich schenkte, ehe die Gladbacher nach der Pause diverse Großchancen ausließen – und schließlich auch noch Mittelstürmer Crivelli aus den Augen verloren.
Ihre große Lust auf Europa können sie deshalb frühestens in einem dreiviertel Jahr wieder stillen. Was Übungsleiter Rose auf dem Podium mit belegter Stimme kommentierte:
Ein bitterer Abend. Die Enttäuschung ist sehr groß, dementsprechend ist die Stimmung in der Kabine.

Rose vor mentalem Wiederaufbau bis Sonntag

Vorerst werde er "die Jungs erst mal in Ruhe lassen", erklärte der Coach. Im Laufe des heutigen Freitags wollte er sich dann mit den Spielern zusammensetzen "und die Dinge besprechen, die wir beeinflussen können".
Das ist – nach dem frühen Aus im DFB-Pokal vor sechs Wochen – nun allein noch die Bundesliga. Dort ist Gladbach Spitzenreiter, tritt am Sonntag in Wolfsburg an – das gerade, da bereits vorher qualifiziert, einen geruhsamen Europacupabend gegen St. Etienne hinter sich gebracht hat. Rose sagte:
Spätestens am Samstag beim Abschlusstraining werden wir die Dinge wieder angehen. So funktioniert das, glaube ich.
Es klang, als sei er sich selbst nicht ganz sicher, ob die aktuelle Schockstarre im Ligaalltag tatsächlich zügig überwunden werden kann. Denn: "Mit dem zweiten Gegentor ist uns gegen Basaksehir passiert, was uns nicht hätte passieren dürfen. Wir haben ein wichtiges Spiel verloren, ein Ziel verpasst. Das fühlt sich nicht gut an."

Gladbachs unterbeschäftigter Luxuskader

Einige Stiche wird die Erinnerung an den dramatischen Dezemberabend den Gladbachern auch im Februar noch mal versetzen. Dann starten die anderen sechs deutschen Europacup-Teilnehmer in die K.o.-Runde, der Stammplatz der Borussia wird dagegen das Trainingsgelände sein.
Passé ist durch den Istanbuler Tiefschlag auch die Möglichkeit, allen Mitgliedern des Gladbacher Luxuskaders – speziell in der Offensive – dank regelmäßiger Rotation unter der Woche und am Wochenende den nötigen Auslauf zu verschaffen.
Dieses Manko sieht auch Marco Rose schon am Horizont heraufziehen. "Wir hätten im Frühjahr lieber noch ein paar Spiele gehabt, um alle spielen lassen zu können", erklärte der gebürtige Leipziger, der ahnt:
Jetzt wird das ein richtig harter, guter Konkurrenzkampf. Aber auch das werden wir hinkriegen.

Negativerlebnis für Gutes nutzen

Zudem liegt in dem vermeidbaren Bye-bye aus Europa ja auch eine große Chance für das VfL-Ensemble: Wenn sich die Meisterschaftskonkurrenten aus Leipzig, Dortmund und München im neuen Jahr in der Champions League gegen die kontinentale Prominenz abrackern, kann Gladbach regelmäßig Kräfte sammeln. Ein Vorteil, den es zu nutzen gilt.
Die Stabilität aus der Liga hat Roses Team in der Europa League nie wirklich erreicht. Anderseits folgten Enttäuschungen auf internationalem Parkett jedes Mal Siege in der Bundesliga. "Wir haben in dieser Saison schon gezeigt, dass wir so etwas verarbeiten können", machte Angreifer Patrick Herrmann allen Beteiligten am ultimativen Tiefpunkt Mut. Und Mittelfeldkollege Denis Zakaria meinte lapidar:
Wir müssen jetzt an die Meisterschaft denken – und fertig.
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