Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

FC Bayern München: Niko Kovac beweist Mut mit Krisen-Taktik

Stefan Zieglmayer

Publiziert 29/07/2019 um 10:49 GMT+2 Uhr

Niko Kovac geht gestärkt in sein zweites Jahr beim FC Bayern München. Der Double-Trainer will zu der Taktik zurückkehren, die ihn in seiner Debütsaison beinahe den Job kostete. Davon profitieren in erster Linie Leon Goretzka, Corentin Tolisso und der bereits abgeschriebene Renato Sanches. Auch Jérôme Boateng geht als Gewinner der USA-Reise hervor.

FC Bayern München, Niko Kovac

Fotocredit: Getty Images

Die Schlagzeilen bestimmen die drei Generäle des FC Bayern. Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamdzić können in diesen Tagen kaum die Lippen bewegen, ohne dass ein Neuzugang nach München geschrieben wird. Die Gerüchte um einen Rückzug von Klub-Präsident Uli Hoeneß schockierten sogar einige Spieler.
Es ist ein lauter Sommer für den FC Bayern, aber ein ruhiger für Trainer Kovac. Der startet angesichts des Trubels vergleichsweise ungestört in sein zweites Jahr als Bayern-Trainer. Nach der erfolgreichen USA-Reise steht nun die Generalprobe für die kommende Spielzeit an, der Audi Cup. Er wird erste Aufschlüsse über Kovacs Stammelf geben.
Schon jetzt zeichnen sich jedoch einige Änderungen im Vergleich zur Vorsaison ab. Die entscheidendste ist Kovacs Rückkehr zum 4-3-3-System mit einer Sechs und zwei Achtern. Gegenüber "Sport1" erklärte der Kroate:
Das haben wir zum Schluss der vergangenen Saison auch wieder praktiziert. Das ist schon das System, das ich gerne spielen möchte. Aber man muss es immer wieder so adaptieren, wie der Gegner ist.
picture

Niko Kovac: Das sind die Ziele des FC Bayern in der Champions League

Kovac stellte im November auf Druck der Bayern-Bosse um

Es ist die Taktik, die ihn im November 2018 beinahe den Job gekostet hatte. "Wir müssen beim FC Bayern jetzt alles hinterfragen", sagte Hoeneß nach dem 3:3 gegen Fortuna Düsseldorf, nach dem die Münchner neun Punkte hinter Borussia Dortmund auf Platz fünf der Bundesliga-Tabelle standen.
Wie Hoeneß und Rummenigge gegen Saisonende in der Öffentlichkeit stolz breittraten, folgte Kovac damals dem Rat der Bayern-Bosse, stellte die Rotation ein und auf eine Doppelsechs um. Die Mannschaft stabilisierte sich, verlor wettbewerbsübergreifend nur noch zwei Spiele und holte letztlich das Double.
Trotzdem will Kovac zu seiner "Krisen-Aufstellung" zurückkehren. Das zeugt von Mut und Rückgrat. Mut, den Kovac in diesem Sommer dazugewann - durch den neuen Zuspruch der Bosse, aber auch durch den neuen Co-Trainer Hansi Flick. Der ehemalige Assistent von Joachim Löw gilt als Taktikexperte. Seine Rückendeckung für Kovac stärkt die Ideen des Cheftrainers auch in der Chefetage.
Die Chemie zwischen Flick und Kovac stimmt. "Die beiden verstehen sich gut", meint Rummenigge. Flick bestätigte:
Die Atmosphäre ist sehr gut. Das war mir wichtig. Wir finden immer mehr zueinander.
picture

Hansi Flick (l.) und Niko Kovac

Fotocredit: Getty Images

Goretzka, Tolisso und Sanches profitieren von 4-3-3

Die Gewinner der taktischen Umstellung: Goretzka, Tolisso und Sanches. Sie dürfen sich Chancen auf einen Platz vor dem gesetzten Dirigenten Thiago ausrechnen. Sanches galt bereits als sicherer Abgang, ehe Kovac ihn mittels eines Versprechens auf mehr Spielzeit vom Verbleib überzeugte. Als einer von aktuell drei Achtern könnte der junge Portugiese zu einer wichtigen Stütze werden, zeigt er weiter so starke Leistungen wie in den bisherigen Testspielen. Rummenigge bezeichnete ihn jüngst als "außergewöhnlichen Spieler".
Je nach Stärke des Gegners könnte Thiago eine Position nach vorn und der zweikampfstärkere Javi Martínez auf die Sechs rücken.
Wichtig im 4-3-3: Variabilität im Aufbau. In den Testspielen ließen sich vor allem Goretzka immer wieder fallen, um Thiago zu entlasten und den Ball zu verteilen.

Boateng wieder eine Option für Kovac

Aber auch auf spielstarke Innenverteidiger kommt es an. Gerade nach dem Abgang von Mats Hummels ein Argument für die mögliche Reinkarnation von Boateng, der "sich innerhalb der Mannschaft sehr positiv verhalten und Pluspunkte gesammelt" hat, wie Rummenigge in seinem Fazit zur US-Tour hervorhob.
Co-Trainer Flick geriet nahezu ins Schwärmen:
Jérôme ist für mich ein absolut toller Spieler, einer der besten Innenverteidiger. Er hatte kein leichtes Jahr, aber so ist das manchmal.
Da Neuzugang Lucas Hernández aktuell noch für sein Comeback schuftet, winkt Boateng durchaus ein Startplatz in den ersten Ligaspielen. Der Verbleib von Boateng ist Luxusproblem und Segen zugleich – vor allem mit Blick auf den Transferstau.
"Wenn wir keinen zusätzlichen Außenstürmer bekommen, stellen wir von Fall zu Fall eine Dreierkette plus zwei hoch stehende Außenverteidiger", sagte Kovac gegenüber dem "kicker".

Müller bleibt vorerst nur die Ersatzbank

Ein Verlierer des 4-3-3-Systems ist Thomas Müller. Zwar wird der 29-Jährige aufgrund seiner Unberechenbarkeit und Flexibilität immer zu Einsätzen kommen, jedoch bleibt in der Startelf vorerst kein Platz mehr. Auf der rechten Außenbahn ist Serge Gnabry gesetzt, im Sturmzentrum Robert Lewandowski.
Die Hierarchien beim FC Bayern werden sich jedoch in den kommenden Wochen jedoch noch verschieben. Denn: "Es wird noch Transfers geben." Da ist sich Rummenigge "ganz sicher".
Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung