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FC Bayern München | Drei Dinge, die auffielen: Flicks Dreierkette bleibt ein Experiment

Florian Bogner

Update 22/02/2020 um 09:19 GMT+1 Uhr

Der FC Bayern München schlägt den Tabellenletzten SC Paderborn zum Auftakt des 23. Spieltags mit Mühe 3:2 (1:1). Serge Gnabry wird dabei mit drei Torbeteiligungen zum Matchwinner – ein Prädikat, von dem Philippe Coutinho erneut sehr weit entfernt ist und abermals keine Kaufempfehlung abgibt. Die überraschend aufgebotene Dreierkette wird als gescheitertes Experiment verbucht. Was uns auffiel.

Joshua Kimmich - David Alaba | FC Bayern München

Fotocredit: Imago

Aus der Allianz Arena berichten Florian Bogner und Frederic von Moers

1. Matchwinner Gnabry

Der FC Bayern München hat den Vorteil, sich aus misslichen Situationen durch individuelle Klasse retten zu können. Am Freitagabend trat diese individuelle Klasse vor allem in Person von Serge Gnabry auf, der sich mit seinem Treffer zum 1:0 (26.) und zwei Torvorlagen für Goalgetter Robert Lewandowski zum 2:1 (70.) und 3:2 (88.) zum Matchwinner aufschwang.
Vor allem in der Schlussphase, als ihn Trainer Hans-Dieter Flick von der rechten auf die linke Seite beordert hatte, tat der Nationalspieler den Gästen besonders weh. Bei seinem Tor hatte er sich indes mit viel Gewalt und Geschlängel durch mehrere Abwehrspieler zentral vor dem Tor zu seinem zehnten Liga-Saisontor durchgewurschtelt.
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Serge Gnabry (FC Bayern) erzielte das 1:0 gegen den SC Paderborn

Fotocredit: Getty Images

Gnabry verdingte sich über 90 Minuten als emsiger Vorbereiter, legte drei Torschüsse auf und flankte insgesamt sieben Mal, wenn auch lange nicht wirklich präzise.
"Man hat gesehen, dass gerade über die Flügel das ein oder andere nicht so ganz funktioniert hat", ordnete Flick nach der Partie ein:
Deswegen war dann, als wir Serge Gnabry und Kingsley Coman auf den Außenbahnen hatten, ein bisschen mehr Schwung und mehr Gefährlichkeit da.
Und die individuelle Klasse zahlte sich aus. Trotz seiner insgesamt starken Vorstellung musste auch der Matchwinner Kritik von seinem Übungsleiter für eine Unachtsahmkeit vor dem 2:2-Ausgleichstreffer einstecken:
Voraus geht ein Fehler von Serge und das darf nicht passieren. Weil wir die Chance aufs 3:1 gehabt hätten, wenn er den Ball kontrolliert und auf Kingsley Coman spielt.
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2. Flicks Dreierkette bleibt ein Experiment

Klar, in Abwesenheit der verletzten Niklas Süle und Javi Martínez, sowie der gelbgesperrten Jérôme Boateng und Benjamin Pavard musste Bayern-Trainer Flick notgedrungen die Abwehr umbauen.
Dies tat er jedoch relativ radikal: Statt "nur" Winter-Neuzugang Álvaro Odriozola als Rechtsverteidiger neu aufzubieten und wie in der zweiten Halbzeit in Köln David Alaba und Lucas Hernández innen zu postieren, entschied sich Flick zu einem Systemwechsel auf 3-4-3 - mit Dreierkette hatten die Münchner zuletzt in der Saison 2015/16 unter Pep Guardiola agiert.
So zog Flick Joshua Kimmich rechts nach hinten, Alaba bekleidete die zentrale Position der Kette und Hernández bei seinem Startelf-Comeback 2020 die linke. Davor sollten Alphonso Davies links und Odriozola rechts Tempo machen, im zentralen Mittelfeld hielten Thiago und Corentin Tolisso die Stellung – was alles nur so leidlich klappte.
"Wir hatten durch die Umstellung ein bisschen Probleme im Spielaufbau, dadurch dass wir dann zwei Außenverteidiger als Außenstürmer im Spiel und vielleicht nicht die hundertprozentige Zielstrebigkeit Richtung Tor hatten", analysierte Thomas Müller.
Für die Bayern löste es zumindest das Problem, dass mit Alaba oder Hernández sonst ein Linksfuß auf der rechten Innenverteidigerposition agieren hätte müssen – ein nicht zu unterschätzender Nachteil im Spielaufbau und zuletzt in Köln in der zweiten Halbzeit nicht wirklich von Erfolg gekrönt. "Wir mussten etwas ändern", sagte Manuel Neuer.
Es nahm den Bayern aber auch zwei Vorteile: Alaba konnte aus der Mitte keine seiner scharfen Diagonalbälle auf Rechtsaußen Serge Gnabry schlagen. Und Kimmichs Bissigkeit im zentralen Mittelfeld fehlte.
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Hatte große Mühe mit den schnellen Angreifern des SC Paderborn: David Alaba

Fotocredit: Getty Images

So taten sich die Bayern sehr schwer, aus der Systemumstellung Kapital zu schlagen. Odriozola mühte sich als Flankengeber, fand aber nie die rechte Chemie mit dem an sich starken Gnabry; Davies blieb dagegen offensiv blass.
Hernández sammelte dafür mit seinem energischen Einsatz vor Lewandowskis 2:1 (70.) und generell starkem Zweikampfverhalten und Stellungsspiel Pluspunkte.
Als überzeugend kann das Experiment Dreierkette aber auch deshalb nicht gewertet werden, weil die Bayern es in dieser Offensivbesetzungen nicht schafften, gegen den Tabellenletzten zuhause Überzahlsituationen im Mittelfeld und auch keinen besonderen Druck über außen herzustellen.
Unverständlich schien ist, wieso Flick auch nach seinen ersten Wechseln – Kingsley Coman und Thomas Müller kamen nach 63 Minuten für Odriozola und Coutinho – weiter am 3-4-3 festhielt. Erst nach Paderborns 2:2 (75.) löste er Kimmich als Innenverteidiger auf und die Bayern kamen zum Sieg.
Als Testlauf für das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Chelsea (Di., 21:00 Uhr im Liveticker) wollte Flick die Dreierkette indes nicht verstanden wissen. "Das war der personellen Situation geschuldet. Ganz einfach", sagte der Bayern-Coach, der in London wieder auf Altbewährtes setzen wird. Denn:
"Wir haben zuvor mit einer Viererkette im 4-3-3 sehr, sehr gut gespielt."
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"Gegen das Unentschieden gestemmt": Flick lobt Moral seiner Mannschaft

3. Coutinho lässt die nächste Chance liegen

Philippe Coutinho hatte beim 3:2 im Hinspiel beim SC Paderborn mit einem Tor und einem Assist ein großartiges Spiel gezeigt und damit wahre Lobeshymnen beim Bayern-Trainer – damals noch Niko Kovac – hervorgerufen.
Mit Ausnahme seines Highlight-Spiels gegen Bremen (drei Treffer, zwei Vorlagen) brachte es der Brasilianer seither aber nur noch auf sechs Torbeteiligungen in 20 Pflichtspielen – viel zu wenig für einen, der die Bayern im Sommer 120 Millionen Euro kosten würde.
Eine Kaufempfehlung war das Spiel am Freitagabend erneut nicht. Wie in den vergangenen Wochen blieb der Brasilianer als "falsche Sieben" auf Linksaußen äußerst blass. Coutinho harmonierte nicht richtig mit Hintermann Davies; so blieb die linke Bayern-Seite lange die deutlich harmlosere.
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Konnte abermals seine Chance von Beginn an nicht nutzen: Philippe Coutinho

Fotocredit: Getty Images

Der Brasilianer war folgerichtig auch nur an zwei Torschüssen beteiligt. Der 27-Jährige gewann nur fünf von elf Zweikämpfen, zudem brachte er in Paderborns Hälfte nur 23 von 31 Pässen zum Mann. Bei seinem einzigen Abschluss schob er Paderborn-Keeper Leopold Zingerle den Ball nach einer Balleroberung von Tolisso recht harmlos in die Arme (41.); kurz zuvor hatte er mit einem Trick ins Nichts schon für ein Raunen in der Allianz Arena gesorgt (40.).
"Wir hätten vorne noch entschlossener, noch kaltschnäuziger sein müssen", tadelte David Alaba ganz generell, aber bestimmt. Nach 63 Minuten hatte Flick genug gesehen und nahm Coutinho mit Odriozola als Ersten vom Platz. Mit Coman über rechts und Gnabry auf links funktionierte dann auch das Flügelspiel.
Coutinho wird dagegen am Dienstag mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder nur auf der Bank sitzen. Und die Bayern werden die Kaufoption im Sommer, Stand jetzt, nicht ziehen.
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Testlauf für Chelsea? Das sagt Flick über die Dreierkette

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