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FC Bayern München | Kingsley Coman exklusiv über Pep Guardiola

Update 12/04/2020 um 15:28 GMT+2 Uhr

Bayern-Star Kingsley Coman ist erst 23 Jahre alt, hat aber bereits unter Jupp Heynckes, Carlo Ancelotti, Pep Guardiola, Laurent Blanc und Didier Deschamps trainiert. Im zweiten Teil des großen Exklusiv-Interviews mit Eurosport erklärt der Franzose, warum Guardiola den größten Einfluss auf ihn hatte und wie es im Nationalteam läuf. Darüber hinaus schürt Coman die Hoffnungen auf das Bayern-Triple.

Kingsley Coman (Frankreich)

Fotocredit: Getty Images

Das Interview führten Maxime Dupuis und Martin Mosnier
Beim FC Bayern hatte man vor der Corona-Krise den Eindruck, dass die Mannschaft immer besser in Fahrt kommt und sowohl in der Bundesliga als auch der Champions League titelfähig ist. Ist das auch Ihr Eindruck?
Coman: Ja, dem kann ich voll und ganz zustimmen. Wir haben wirklich einen tollen Spirit und sind in der Champions League exzellent unterwegs. Unser Kader ist breit aufgestellt, wir sind ein echtes Team. Die meisten spielen schon lange zusammen und mit der familiären Atmosphäre im Klub glaube ich schon, dass wir alle Zutaten für eine erfolgreiche Spielzeit beisammenhaben. Von daher hoffe ich inständig, dass wir die Saison zu Ende spielen können.
Wenn man den souveränen Auftritt beim 3:0 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Chelsea gesehen hat, konnte man meinen: Das wird das Jahr der Bayern. Sprechen Sie darüber im Spielerkreis?
Coman: Wir haben uns gesagt, dass in dieser Saison etwas drin ist, weil wir uns wirklich gut fühlen. Für mich war Liverpool der Favorit, aber die sind jetzt draußen. Uns ist bewusst, dass in zwei Partien immer alles passieren kann, aber wir sind sehr optimistisch.
Trainer Hansi Flick hat vor kurzem seinen Vertrag bis 2023 verlängert. Was zeichnet ihn aus?
Coman: Er pflegt eine sehr enge Beziehung zu uns Spielern. Als er zum Chefcoach wurde, hatte er bereits eine Menge Selbstvertrauen und eine Freundschaft zu den Spielern aufgebaut, die es so normalerweise mit einem Trainer nicht gibt. Das hat geholfen, um die Mannschaft in einer nicht einfachen Zeit wieder auf Kurs zu bringen. Er hat gar nicht so viel verändert, aber er hat es geschafft, uns zu neu zu motivieren. Wir verteidigen jetzt auch anders, was ebenfalls ein wichtiger Schritt war. Es läuft wieder und der Verein hat mit Flick verlängert, was für uns alle sehr gut ist.
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Coman erzählt von seinem Schock-Moment: "Ich hatte große Angst"

Trotz Ihrer jungen Jahre haben Sie schon mit Trainergrößen wie Jupp Heynckes, Carlo Ancelotti, Pep Guardiola, Laurent Blanc und Didier Deschamps gearbeitet. Ein Privileg?
Coman: Ja, ich sehe das als großes Glück an.
Welcher Coach hatte den größten Einfluss auf Sie?
Coman: Ich würde Pep Guardiola sagen, weil er der Trainer war, der mich als erstes regelmäßig im Profi-Bereich spielen ließ. Für einen Flügelspieler wie mich, der gerne dribbelt und auch mal provokant spielt, ist Guardiola der beste Trainer, weil er am meisten einfordert. In seiner Philosophie nehmen Eins-gegen-Eins-Situationen eine wichtige Rolle ein - und das kommt mir voll entgegen. Guardiola hat mich nicht nach meinen Statistiken bewertet, er wollte sehen, dass ich den Ball fordere, ins Eins-gegen-Eins gehe und in Richtung Tor ziehe. Das habe ich sehr geschätzt.
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Pep Guardiola (li.) und Kingsley Coman (re.)

Fotocredit: Getty Images

Interessant, bringt man Guardiola auf den ersten Blick doch eher mit Ballbesitz und sicherem Passspiel in Verbindung als mit riskanten Dribblings.
Coman: Bei uns hat er viele Situationen im Spiel geschaffen, um auf den Außenbahnen in Eins-gegen-Eins-Situationen zu kommen. Bei Bayern hatten wir immer gute Flügelspieler, sodass die Gegner häufig versuchen, die Räume dort besonders eng zu machen. Es war Guardiola wichtig, dass wir uns trotzdem Platz verschaffen, um Lücken zu reißen ...
... was Ihnen aufgrund Ihres Tempos ja entgegenkommt. Apropos Sprint-Qualitäten: Wer ist eigentlich schneller, Sie oder Ihr Teamkollege Alphonso Davies?
Coman: Der Punkt geht an ihn.
Wirklich?
Coman: Ja, wir haben bei Bayern Sprints absolviert und da hatte er die Nase vorn. Wenn wir Slalom laufen oder Stopp and Go, bin ich ein klein wenig schneller. Aber auf geraden Strecken ist er der Schnellere.
Kennen Sie Ihre Bestzeit über 100 Meter?
Coman: Nein, das habe ich noch nicht gestoppt. Über 100 Meter bin ich auch nicht wirklich schnell.
Gut, dann vielleicht die 60-Meter-Zeit?
Coman: Also sehr schnell bin ich auf den ersten 15 Metern. Über 40 Meter ebenfalls, weil ich dann oft den Vorsprung der ersten 15 Meter halten kann. Aber im klassischen Sprint auf gerader Strecke bin ich nicht so schnell, wie man vielleicht denken könnte.
Man erinnert sich eben an Spiele wie den 4:0-Erfolg in der WM-Qualifikation 2018 gegen die Niederlande, als Sie die Oranje-Verteidiger mit kurzen Antritten über vier, fünf Meter reihenweise zur Verzweiflung gebracht haben.
Coman: Da sind wir wieder bei diesen ersten 15 Metern. Ich habe einen ziemlich guten Antritt und das ist auf meiner Position das Wichtigste, weil wir oft gegen massive Abwehrblöcke spielen.
Auf wen würden Sie folglich bei einem Kurzsprint setzen: Auf sich selbst oder auf Kylian Mbappé?
Coman: (lacht) Aaah ... das käme auf einen Versuch an.
Lassen Sie uns über die französische Nationalmannschaft sprechen. Der vergangene Herbst lief sehr gut. Ihre bislang beste Phase bei der Équipe Tricolore?
Coman: So ist es. Ich bekam sehr viel Spielzeit und konnte dem Trainer mit guten Leistungen zeigen, dass er mir vertrauen kann. Es ist ein schönes Gefühl, wenn man dieses Vertrauen auf dem Platz zurückzahlen kann.
Wie läuft das Zusammenspiel zwischen Coman, Mbappé, Antoine Griezmann und Olivier Giroud? Große Namen mit großen Möglichkeiten.
Coman: Wir ergänzen uns sehr gut. Dieses Verständnis auf dem Platz stellt sich bei der hohen Qualität, die die Spieler der französischen Mannschaft auszeichnet, nach ein paar Partien einfach ein. Frankreich hat einfach ein Reservoir an sehr, sehr vielen hervorragenden Profis.
Wir haben vorhin schon Didier Deschamps erwähnt, den französischen Nationaltrainer, unter dem Sie 2016 bei der EM ihr erstes großes Turnier gespielt haben. Welche Erinnerungen verbinden Sie damit?
Coman: Ich habe versucht, dem Team zu helfen, auch im Finale. Ich erinnere mich daran, dass meine ersten 30 Minuten im Endspiel gegen Portugal gut liefen, ich habe viele Chancen kreiert. Am Ende haben wir nach Verlängerung verloren. Wenn du ein Turnier mit so einer Niederlage beendest, willst du es einfach nur schnell vergessen und dich auf neue Herausforderungen fokussieren.
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"Nicht realistisch genug!" Darum spielt Coman kein FIFA

Ihre Bedeutung für die Nationalmannschaft scheint zuletzt gestiegen zu sein. Sie stehen häufiger in der Startelf. Wie schätzen Sie das ein?
Coman: Ich habe im vergangenen Jahr fünf Partien in Folge gespielt und dabei zweimal hintereinander in der Startelf gestanden. Das kannte ich bis dato nicht, mein Status hat sich also schon verändert, zumal es wichtige EM-Qualifikationsspiele waren. Innerhalb des Teams, im Umgang mit den Kollegen, ist es jetzt aber nicht vieles anders als zuvor.
Die WM 2018 haben sie verletzungsbedingt verpasst, die EM 2020 findet aufgrund der Corona-Pandemie erst im kommenden Jahr statt. Bedauern Sie das?
Coman: Das ist schade, aber man kann einfach nicht wissen, wie sich die Situation in drei oder vier Monaten darstellt. Die EM muss eben, so Gott will, 2021 über die Bühne gehen. Ich werde bereit sein.
Im ersten EM-Spiel trifft Frankreich auf Deutschland – in München!
Coman: Das ist einfach nur großartig, absolut großartig. Für mich als Fußballer das perfekte Spiel. Das sind die Partien, die wir alle haben wollen. Für uns ist es natürlich ein Auswärtsspiel, aber für mich persönlich wird es sich dennoch anfühlen wie zuhause.
Und mit welchem Wunsch möchten Sie dieses Interview beenden?
Coman: Ich wünsche mir Gesundheit und dass sich die aktuelle Situation schon bald für alle Menschen wieder bessert.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Coman.
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Bayern-Boss macht klar: Flick wird an Titeln gemessen

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