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Uli Hoeneß drohte DFB mit Boykott der Bayern-Spieler

Eurosport
VonEurosport

Update 25/09/2019 um 14:27 GMT+2 Uhr

Uli Hoeneß hat seine Attacken in der Torwartdebatte mit einer Boykott-Drohung an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) untermauert - diese aber am Mittwoch relativiert. Für den Fall eines Torhüterwechsels von Kapitän Manuel Neuer zu Ersatzmann Marc-Andre ter Stegen hatte der 67-Jährige angedroht, keine Spieler mehr vom Rekordmeister FC Bayern München zur Nationalmannschaft zu schicken.

Uli Hoeneß - FC Bayern München

Fotocredit: Getty Images

"Bevor das stattfindet, werden wir keine Nationalspieler mehr abstellen", hatte der Klubpräsident der Münchener der "Sport Bild" bereits nach dem Champions-League-Spiel gegen Roter Stern Belgrad gesagt, was das Magazin an diesem Mittwoch zur Schlagzeile machte.
Die Situation in der Nationalelf erinnere Hoeneß zwar nicht an die Ablösung von Oliver Kahn durch Jens Lehmann vor der WM 2006, aber "wir werden das nie akzeptieren, dass hier ein Wechsel stattfindet", sagte er.
Ein Gespräch mit Bundestrainer Joachim Löw lehnt der Bayern-Boss ab:
Der wird jetzt schon hören, was wir alles gesagt haben, dem werden schon die Ohren klingeln.

Hoeneß bestätigt Aussagen und relativiert

Hoeneß bestätigte am Mittwoch dem "Spiegel" diese Aussagen, relativierte aber seine Drohung.
Das Büro des Bayern-Präsidenten teilte dem Nachrichtenmagazin mit:
Unmittelbar nach unserem CL-Spiel gegen Belgrad hat Herr Hoeneß zu den Diskussionen um die Nummer 1 bei der Nationalmannschaft Aussagen gemacht, die er mit etwas Abstand heute nicht mehr so machen würde. Das Thema ist für ihn längst erledigt, und es gibt dazu auch keine weiteren Aussagen von ihm.

Bierhoff verweist auf Abstellungspflicht

Oliver Bierhoff hatte bereits in der vergangenen Woche auf eine mögliche Boykott-Drohung reagiert. Er fürchte diese nicht, betonte der DFB-Direktor in der "Bild"-Zeitung, "zumal ein Verein laut FIFA-Statuten zur Abstellung verpflichtet ist".
In der Tat: Das "FIFA-Reglement bezüglich Status und Transfer von Spielern" hält die Abstellungspflicht in Anhang 1 ("Abstellen von Spielern für Auswahlmannschaften der Verbände") unter Artikel 1, Absatz 1 fest.
In Absatz 2 wird betont, diese sei "für alle internationalen Fenster", Wettbewerbe und Turniere "zwingend", Artikel 6 verweist für den Falle eines Verstoßes aufs FIFA-Disziplinarreglement.

Zuletzt fünf Bayern-Spieler im DFB-Kader

Diesem zufolge reicht die Sanktionsspanne von einer Ermahnung über eine Geldstrafe bis zur Aberkennung von Titeln, Zwangsabstieg oder Wettbewerbsausschluss.
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Neuer vs. ter Stegen: Die Torwart-Debatte mit allen Stimmen

Mit Neuer, Niklas Süle, Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Serge Gnabry hatte Löw zuletzt fünf Bayern-Spieler in seinem Kader.
Das Quintett ist, sofern fit, auch für den Doppelpack im Oktober in Dortmund gegen Argentinien (9.10.) und in Tallinn gegen Estland (13.10./EM-Qualifikation) fest eingeplant.

Hoeneß fordert DFB-Sanktionen für ter Stegen

Hoeneß hatte sich in der vergangenen Woche für Bayern-Schlussmann Neuer stark gemacht und dabei den DFB um Löw sowie auch ter Stegen angegriffen.
Er erwarte von den handelnden Personen beim DFB, "dass man den Herrn ter Stegen schon mal in die Ecke stellt und ihm klar sagt, dass es so nicht geht", sagte Hoeneß: "Er beschädigt hier einen völlig untadeligen Sportsmann wie den Manuel Neuer."
Zuvor hatte ter Stegen über seine Rolle als Ersatzmann geklagt.
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Hier kontert ter Stegen: "Neuers Aussagen sind unpassend"

Löw unbeeindruckt vom Bayern-Poltern

Löw reagierte am vergangenen Wochenende unbeeindruckt auf die verbalen Angriffe aus München.
"Von so was lasse ich mich nicht beeinflussen. Das lässt mich völlig entspannt in die Zukunft blicken", sagte der 59-Jährige der "Bild am Sonntag".
Löw hat einen ähnlichen Fall übrigens bereits erlebt: Vor dem ersten Länderspiel seiner Amtszeit im August 2006 gegen Schweden (3:0) drohten zahlreiche Nationalspieler im "Schuhkrieg" mit Boykott. Der Mannschaftsrat mit Jens Lehmann, Miroslav Klose, Bernd Schneider und Torsten Frings trat vehement für freie Schuhwahl ein, lenkte aber schließlich ein.
Auch andere Länder haben Boykott-Erfahrung: Der dänische Verband stand im Werbestreit mit seinen Spielern im vergangenen Herbst plötzlich ohne Mannschaft da.
Der Finne Riku Riski bestreikte im Januar das Trainingslager in Katar ("Es ging um Werte"), die Franzosen um die Wortführer Franck Ribéry und Nicolas Anelka ein Training bei der WM 2010 ("le fiasco de Knysna").

Neuer hat das Thema bereits abgehakt

Bierhoff ist sicher, dass dem DFB ähnliche Szenarien erspart bleiben. Es habe in der Vergangenheit hin und wieder Unstimmigkeiten gegeben, sagte er, "aber wir wissen doch, dass wir uns gegenseitig brauchen".
Tatsächlich haben Einsätze im Nationaltrikot, gerade bei großen Turnieren wie EM oder WM, einen hohen Werbe- und damit finanziellen Wert für die Profis, von dem auch die jeweiligen Klubs stark profitieren. Letztlich, meinte Bierhoff, sei Bundestrainer Löw "alleine verantwortlich für die Nominierung".
Auch Neuer hakte die Angelegenheit zuletzt schnell ab. "Für mich ist das Thema eh durch gewesen, das habe ich ja gesagt", sagte er nach dem 4:0 gegen den 1. FC Köln, als er auf die Aussagen von Hoeneß angesprochen wurde.
(SID)
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"Unmöglich": So schimpft Hoeneß über ter Stegen und DFB

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