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FC Bayern - DFB-Duo dreht auf, ein No-Name überrascht: Die Gewinner unter Julian Nagelsmann

Dennis Melzer

Update 14/10/2021 um 16:29 GMT+2 Uhr

Am vergangenen Samstag feierte Julian Nagelsmann sein erstes kleines Jubiläum als Trainer des FC Bayern und passierte die Wegmarke von hundert Diensttagen. Elf Pflichtspiele absolvierte sein Team seither, gewann davon neun, zudem stehen jeweils eine Niederlage und ein Remis zu Buche. Zeit, eine personelle Zwischenbilanz zu ziehen. Wer profitiert besonders von dem jungen Coach?

Niklas Süle (r.) und Leroy Sané

Fotocredit: Imago

Sören Lerby (33 Jahre, 1991) und Reinhard Saftig (30 Jahre, 1982) waren noch jünger, als sie einst als Cheftrainer auf der Bank des FC Bayern Platz nahmen, dennoch erhielt mit Julian Nagelsmann (34) eine neue Juvenilität Einzug an der Säbener Straße.
Trainingsanreise mit dem Longboard, ein lockereres Padeltennis-Match in weißer Ausrüstung, mit der er ohne Weiteres auch in Wimbledon hätte aufschlagen können. Das vermittelte Bild: ein junger, dynamischer Coach hat das Zepter übernommen.
Am vergangenen Samstag knackte er die Hundert-Tage-Marke, nach komplizierter Vorbereitung lief es bislang herausragend, einzig die Niederlage gegen Eintracht Frankfurt trübt das perfekte Bild ein wenig. Von allen Seiten erhält der Trainer-Youngster Lob, sein Vorgänger Hansi Flick schwärmte jüngst: "Julian ist ein toller Trainer, ein Top-Trainer. Er macht eine Top-Arbeit, ich freue mich wirklich zu sehen, wie die Mannschaft Fußball spielt."
Torjäger Robert Lewandowski hob im Gespräch mit der "Sport Bild" die "konkrete Idee" sowie "Plan für seine Taktik" hervor. "Wichtig ist, dass er die Mannschaft überzeugen kann und wir gemeinsam in eine Richtung gehen", schob der Pole nach. Die Überzeugungsarbeit trägt Früchte, die Mannschaft ist von Nagelsmanns Arbeit angetan. Drei Spieler profitieren aber ganz besonders.
Die Gewinner der bisherigen Nagelsmann-Ära:

Niklas Süle

Mit Nagelsmann und Süle trafen im Sommer zwei alte Weggefährten aufeinander, der Trainer und der Abwehrspieler arbeiteten bereits bei der TSG Hoffenheim zusammen, Nagelsmann und Co-Trainer Xaver Zembrod funktionierten den Hünen seinerzeit vom Zehner zum Verteidiger um.
Süle habe ein halbes Jahr gebraucht, um mit der Veränderung klarzukommen. "Er hat gedacht, was machen die beiden Idioten mit mir", scherzte Nagelsmann über das damals positionelle Neuland für den gebürtigen Frankfurter. Für die These, das Vertrauen im Fußball eine wichtige Rolle spielt, liefert Süle dieser Tage stichhaltige Beweise.
Hatte der Innenverteidiger unter Flick noch einen durchaus schweren Stand und sah sich zwischenzeitlich mit Fitnessproblemen konfrontiert, blüht er bei Nagelsmann merklich auf. Süle kam in allen elf Pflichtspielen zum Einsatz und etablierte sich als unantastbare Bank in der Münchner Defensivreihe. Eine Entwicklung, die nicht unbedingt abzusehen war, noch in der vergangenen Transferphase wurde über einen möglichen Abgang spekuliert.
Nagelsmann weiß 26-Jährigen anzupacken, sieht sogar noch Potenzial nach oben. Süle könne "noch unglaublich viele Schritte" gehen. Ende September prophezeite der Übungsleiter: "Ihr werdet Süle nicht wiedererkennen!" Das ist er im Vergleich zu seiner gemeinsamen Zeit mit Flick, in der er – zugegebenermaßen – auch immer wieder von Verletzungen heimgesucht wurde, schon jetzt nicht mehr.
Ob Süle langfristig in der bayrischen Landeshauptstadt bleibt, ist trotz des enormen Leistungsssprungs derzeit offen. Im Sommer läuft sein Vertrag aus, gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" erklärte er zuletzt: "Ich muss mir erstmal klar werden, was das Beste für mich ist (...) Ich habe nie gesagt, dass ich auf jeden Fall weg muss, ich habe nie gesagt, dass ich auf jeden Fall hierbleibe." Seine Zukunft sei dementsprechend "völlig offen."
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Thomas Müller (links) und Niklas Süle - FC Bayern

Fotocredit: Imago

Leroy Sané

"Es ist nicht so, dass ich das nochmal erleben möchte", gestand Leroy Sané vor rund einem Monat am "Sky"-Mikrofon. Er bezog sich damit auf die Pfiffe der eigenen Fans, die seinen mäßigen Auftritt am zweiten Spieltag gegen den 1. FC Köln begleiteten. Nach seiner Auswechslung war darüber hinaus vereinzelt hämischer Beifall zu vernehmen. Verständlich, dass man das als Fußballer nicht zwingend noch einmal durchmachen möchte.
Wie schnelllebig das Geschäft sein kann, ist bekannt, Sané dient jedoch als passendes, neuerliches Beispiel. Binnen kurzer Zeit avancierte der pfeilschnelle Außenbahnspieler zum gefeierten Helden, seit den Schmähungen steuerte er vier Tore sowie satte sieben Vorlagen bei. In acht Partien wohlgemerkt. Statt Pfiffe hallten gegen Dynamo Kiew in der Champions League (5:0) „Leroy“-Sprechchöre und Sonderapplaus durch die Arena, ein Novum für den ehemaligen ManCity-Star.
Wie lautet das Erfolgsrezept? "Jeder braucht Vertrauen. Er hat einen guten Charakter, ist in der Kabine der, der am lautesten lacht. Seit dem Spiel gegen Köln hat er die richtigen Schritte gemacht. Darüber bin ich sehr froh", sagte Nagelsmann diesbezüglich. Er schob nach: "Wir haben Leroy nicht speziell behandelt. Auch nach den Pfiffen gegen Köln nicht. Ich glaube, man tut gut daran, ihn einfach machen zu lassen."
Keine Spezialbehandlung, aber eine spezielle Umstellung. Nagelsmann beorderte Sané von der rechten auf die linke Seite, ließ den Nationalspieler mehr in den Halbräumen agieren. Die vermeintlich kleine Drehung an der viel zitierten Stellstraube, die Tatsache, dass Sané mittlerweile etwas zentraler spielt als noch zu Beginn der Saison beziehungsweise während der gesamten vergangenen Spielzeit, entpuppt sich als pefekter Kniff.
Unter Flick "klebte" der gebürtige Essener für gewöhnlich an der Außenlinie, wusste in seinem ersten Bayern-Jahr nur bedingt zu überzeugen. Im Sommer wurde er beispielsweise von Sportvorstand Hasan Salihamidzic in die Pflicht genommen, endlich abzuliefern. Genau das macht er nun mit etwas Verspätung. "Ich arbeite hart an mir und versuche immer, mich auf mich selbst zu konzentrieren", sagte Sané. "In den vergangenen Wochen klappt das gut." Nagelsmann sei Dank.

Josip Stanisic

Den gebürtigen Münchner dürften bei Nagelsmanns Ankunft nur die wenigstens Fans als potenziellen Profiteur ausgemacht haben. Aufgrund des personellen Engpasses, der sich im Anschluss an die Europameisterschaft ergab, erhielt Josip Stanisic in der Vorbereitung viel Spielzeit.
Anders als die meisten Teamkollegen, die ebenfalls entweder aus der Jugend oder der zweiten Mannschaft zwischenzeitlich zu den Profis gestoßen waren, nutzte der Rechtsverteidiger seine Chance und überzeugte den Trainer von seinem Können. Die Belohnung: Gleich im ersten Ligaspiel gegen Borussia Mönchengladbach durfte Stanisic von Beginn an ran, wenige Tage später stand er auch im Supercup gegen Borussia Dortmund in der Startelf. Insgesamt kam der 21-Jährige in acht von elf möglichen Pflichtspielen zum Einsatz.
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Josip Stanisic (FC Bayern) mit der Supercup-Trophäe

Fotocredit: Imago

Im vereinseigenen Magazin "51" äußerte sich der Youngster zu seinem steilen Aufstieg. "Dass ich Profi werden kann, wurde mir erst vor einem Jahr bewusst – und dass ich es beim FC Bayern in den Kader geschafft habe, hat sich erst im Laufe der Vorbereitung entwickelt", so Stanisic, der ergänzte: "Als ich das Vertrauen vom Trainer gespürt habe, war mir klar, dass ich es hier packen kann." Eigentlich habe er eine Leihe in Betracht gezogen, Nagelsmann habe jedoch interveniert: "Er hat dann recht deutlich gesagt, dass ich bleiben soll und er mich im Kader behalten möchte. Damit war das Thema vom Tisch."
Nicht vom Tisch war hingegen die Diskussion, ob Stanisic künftig für die deutsche oder kroatische Nationalmannschaft spielen werde. Die Eltern des Talents stammen aus Kroatien, was Stanisic dazu berechtigt, für die "Kockasti" aufzulaufen. Nachdem der kroatische Verband intensiv um ihn gebuhlt hatte, sagte Stanisic dem DFB ab. Bei der jüngsten Länderspielpause feierte er sein Debüt gegen Zypern (3:0). Natürlich in der Startelf.
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