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SC Freiburg vor dem Bundesliga-Auswärtsspiel beim FC Bayern München: Der liebe Gott ist Freiburger

Thomas Gaber

Update 05/11/2021 um 17:39 GMT+1 Uhr

Am Samstag tritt der SC Freiburg zum Kracher des 11. Bundesliga-Spieltags beim FC Bayern München an. Als einziges Team in der ersten und zweiten Bundesliga ist die Mannschaft von Trainer Christian Streich noch ungeschlagen und stellt die beste Abwehr. Auch die Spieler sind vom derzeitigen Höhenflug überrascht. Dabei war die positive Entwicklung vor der Saison 2021/22 quasi abzusehen.

Mit dem SC Freiburg 2021/22 noch ungeschlagen: Vincenzo Grifo

Fotocredit: Getty Images

Wenn das alljährliche Bundesliga-Auswärtsspiel beim FC Bayern München ansteht, geben sich die Gegner in der Regel recht entspannt. Es ist das "leichteste" Spiel der Saison, wir haben ja eigentlich eh keine Chance und daher auch nichts zu verlieren.
Und doch gelingt es verdammt wenigen Teams auch entsprechend locker aufzutreten. Viele geben praktisch schon vor dem Anpfiff klein bei, spielen artig die 90 Minuten herunter und holen sich am Ende eine Klatsche ab. Eine Pleite in München wird sowieso einkalkuliert.
Am Samstag darf sich der SC Freiburg (ab 15.30 Uhr im Liveticker) versuchen, den übermächtigen Bayern ein Bein zu stellen. Das ist dem Klub aus dem Breisgau bislang nicht wirklich gelungen. In 21 Bundesligaspielen in München holte der SCF schlanke drei Punkte, ein Sieg steht nach wie vor noch aus. Zuletzt gab es 2018 beim 1:1 etwas Zählbares, die anderen beiden Unentschieden liegen gefühlt Lichtjahre zurück: 1995 und 1997.
Aber wenn es einer Mannschaft derzeit zuzutrauen ist, die Allianz-Arena als Sieger zu verlassen, dann dem SC Freiburg. Als einziges Teams in der ersten und zweiten Bundesliga ist das Team von Trainer Christian Streich noch ungeschlagen und hat sich mit 22 Punkten nach zehn Spielen auf dem dritten Tabellenplatz eingenistet. Der Vorsprung auf einen Nicht-Champions-League-Platz beträgt bereits sechs Zähler.

Christian Streich: "Ich fühle weniger Druck"

Nicht mal der sonst so zurückhaltende Streich kann verhehlen, was da am Samstag in München ansteht. "Es ist ein Spitzenspiel, das kann ich nicht leugnen. Schauen wir mal, wie viele Spitzenspiele wir danach noch haben. Aber dass wir jetzt eines haben, ist schön", sagte der Coach.
Die lange Erfolgsserie verleiht den Freiburgern genau das, wovon alle 17 Bayern-Gegner träumen, wenn sie nach München fahren, es aber dann auf dem Platz nicht zeigen (können): die notwendige Lockerheit.
"Es geht einem gut, wenn man nicht verliert. Unsere Situation führt schon zu einer gewissen Gelassenheit, ich fühle weniger Druck. Viele Sachen funktionieren sehr gut. Die Mannschaft präsentiert sich sehr stabil und sehr hungrig. Es ist schon super, dass wir mit dieser Form der Leichtigkeit dorthin fahren können", so Streich.

Freiburger Spieler überrascht von der Entwicklung

Ungeschlagen auf Platz drei, zudem mit der besten Abwehr der Liga (sieben Gegentore) ausgestattet - an den Fakten ist nicht zu rütteln. Für Streichs Spieler fühlt sich die momentane Situation dennoch irgendwie unwirklich an.
"Manchmal sagen wir: 'Wie krass, wir haben seit August nicht mehr verloren!' Das kennt so keiner von uns", sagte Verteidiger Lukas Kübler dem "kicker". Laut Kapitän Christian Günter habe niemand im Verein mit so einer Entwicklung rechnen können. "Man kann vielleicht mal nach dem dritten Spieltag als SC Freiburg zum Spitzenspiel nach München fahren. Aber nach zehn Spieltagen war das so, glaube ich, noch nie der Fall", sagte er.
Vincenzo Grifo sieht den Höhenflug der Freiburger derweil auch ein Stück weit von oben geleitet. "Wir dürfen ruhig stolz auf uns sein und das auch genießen, weil wir uns das auch verdient haben und die Punkte nicht geklaut haben. Wir erkämpfen uns die Siege und der liebe Gott schaut zu und belohnt uns."

Mark Flekken an der Spitze der Bundesliga-Torhüter

Freiburg treibt in der laufenden Saison sein Erfolgscredo auf die Spitze: Konstanz durch fortwährende Erneuerung. Wie keinem anderen Bundesligaklub gelingt es dem SCF immer wieder aufs Neue, prominente Abgänge mit Talenten aus dem eigenen Stall oder eher unbekannten, entwicklungsfähigen Neuzugängen zu kompensieren, ohne dass dabei die Qualität schwindet.
Die Voraussetzungen vor dieser Spielzeit waren so gut wie lange nicht. Musste Freiburg 2020 noch Stützen wie Luca Waldschmidt, Robin Koch und Alexander Schwolow ziehen lassen, waren es 2021 "nur" Florian Müller und Baptiste Santamaria. Mit Mark Flekken, der mittlerweile in die niederländische Nationalmannschaft eingeladen wurde und Maximilian Eggestein, der auch schon mal mit Borussia Dortmund in Verbindung gebracht wurde, wurde mehr als adäquater Ersatz geholt.
Flekken liegt mit 81,6 Prozent gehalteten Schüssen mit großem Abstand an der Spitze der Torhüter, die mindestens zwei Drittel der bisherigen Spiele absolviert haben. Dahinter folgen Lucas Hradecky (72,4) und Manuel Neuer (71,4).
"Wir haben in diesem Sommer fast niemanden verloren und haben viele Junge dazubekommen. Wir haben uns in der Qualität einfach extrem verbessert, in den letzten Jahren schon. Dieses Jahr scheint es noch mal ein Extraschritt zu sein", sagte Kapitän Günter.

Freiburgs Plan gegen Bayern München: hochintensives Spiel gegen den Ball

Bei aller Euphorie bleibt Demut aber das entscheidende Kriterium für die Freiburger Erfolge. "Wir wissen, dass wir ein extremes Potenzial haben. Aber wenn wir jetzt anfangen, uns groß zu reden, und hinterher bringen wir es nicht mehr auf den Platz, dann sind wir die Deppen der Nation", meinte der 28-Jährige.
Damit die Serie auch in München hält, müssen die Freiburger laut Nicolas Höfler vor allem eines perfekt umsetzen. "Ich gehe davon aus, dass Bayern viel den Ball haben wird. Deshalb muss unser Augenmerk insbesondere auf dem Spiel gegen den Ball liegen. Da müssen wir alles abarbeiten, hochintensiv spielen und die Bayern-Spieler immer wieder unter Druck setzen, um sie zu Fehlern zu zwingen. Mit Ball werden sich dann hoffentlich Räume ergeben, die wir eiskalt ausnutzen müssen", sagte Höfler.
Auch Streich geht davon aus, dass "auf uns viel Wucht und viel Qualität zukommen wird. Ich hoffe wir können, in der Resonanz darauf, auch mit Wucht und Qualität dagegen halten, im Rahmen unserer Möglichkeiten."
Als zusätzliche Motivation winken zwei Bestmarken, die Freiburg am Samstag einstellen kann: Sechs Auswärtssiege haben die Breisgauer in diesem Kalenderjahr schon geholt, nur 1995 gelangen mehr (sieben). Und drei Auswärtssiege in Serie wären ebenfalls eingestellter Vereinsrekord, das gelang zuletzt 2019/20.
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Streich zieht Lehren aus der Bayern-Blamage: "Mutig ist immer gut"

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