Gladbach schäumt nach VAR-Entscheidung zu Abseits in Bochum - Manuel Gräfe erklärt das Problem
Nach dem 2:1 des VfL Bochum gegen Borussia Mönchengladbach gab es nur ein Thema: Die Entscheidung von Schiedsrichter Daniel Schlager, den Gladbacher Ausgleichstreffer nach Intervention durch den VAR abzuerkennen. Der Grund: eine Abseitsstellung, die auf einer Regelneuerung fußt. Der einstige Top-Referee Manuel Gräfe kann die Aufregung verstehen, denn es gebe "durchaus Argumente für beide Seiten".
Farke gegen alle: Coach schießt gegen Spieler und Schiri
Quelle: Perform
Die Neufassung der Regel 11 war es, die Ramy Bensebaini und der Borussia in die Quere kam - und letztlich einen Punktgewinn in Bochum verhinderte.
Was war passiert?
Im Anschluss an einen Eckball von rechts in der 82. Minute klärte Bochums Innenverteidiger Vasilios Lampropoulos zunächst im Strafraum, der Ball ging erneut hinaus auf die rechte Seite.
Dort stand noch immer Fohlen-Profi Jonas Hofmann, der zuvor die Ecke getreten hatte. Der 30-Jährige flankte erneut und fand im Sechszehner Bensebaini, der per Kopf zum vermeintlichen Ausgleich einnickte.
Der Knackpunkt: Hofmann war aus dem Abseits gekommen, auch wenn zuletzt der Gegner am Ball war - was wiederum mit Regel 11 zusammenhängt. Und hier wird es knifflig.
Bis Ende der vergangenen Saison wurde eine Abseitsstellung aufgehoben, wenn der Ball von einem gegnerischen Spieler bewusst gespielt wurde. Inzwischen wurde die Regel modifiziert: Die Aktion muss nun "in kontrollierter Art und Weise" ausgeführt werden. Bedeutet: Ein Abseits wird nur aufgehoben, wenn der verteidigende Spieler unbedrängt ist, sich nicht im Zweikampf befindet und nicht in "höchster Not" agiert.
Gräfe: Darum ist die Szene so schwer zu beurteilen
Genau so hatte der Video Assistant Referee (VAR) in Köln die Szene gesehen und darüber Schiedsrichter Daniel Schlager in Kenntnis gesetzt. Der sah sich das Ganze noch einmal am Bildschirm an und nahm das Tor zurück.
Am Tag darauf reagierte der DFB auf den Streitfall und bezog klar Position.
DFB gibt Stellungnahme ab: Richtige Entscheidung
"Korrekte Abseitsentscheidung in Bochum", so der Schluss des Verbandes. "Der Schiedsrichter hatte auf dem Feld bereits die Wahrnehmung, dass es sich um kein kontrolliertes Spielen des Bochumer Lampropoulos handelt. Der Schiedsrichter-Assistent hatte jedoch die Abseitsposition von Gladbachs Hofmann zum Zeitpunkt des Kopfballes von Mitspieler Marvin Friedrich nicht identifiziert", erläuterte Peter Sippel, Sportlicher Leiter Bundesliga.
"Ob Bochums Lampropoulos den Ball unter Umständen hätte anders klären können, ist in diesem Fall nicht relevant, da es sich wie beschrieben insbesondere aufgrund des notwendigen Ausfallschritts des Spielers zum Ball um ein nicht kontrolliertes Spielen handelt - und nicht um einen technischen Fehler", so Sippel weiter. Schlager habe also richtig gehandelt.
Während die Bochumer Fans nach der Rücknahme des Tores in Jubel ausbrachen, schäumten die Gladbacher. Nachvollziehbar, wie die Einschätzung von Manuel Gräfe auf Twitter unterstreicht. "Das kann man von der angebotenen Kamera Perspektive - 16 Meter hoch - schwer beurteilen, da man in der Tiefe des Raumes schwer einschätzen kann, wie weit die Gladbacher von dem Bochumer Spieler, der den Ball spielt, weg sind", schrieb der 49-Jährige, der während seiner Laufbahn unter anderem das DFB-Pokalfinale 2013 leitete.
Normalerweise, so Gräfe, könne der Unparteiische die Situation "auf seiner Position am Strafraumrand am besten beurteilen, da er von vorne drauf schaut. Wenn der VAR also eine Abseitsposition des Flankengebers mitteilt, sollte dem Schiedsrichter sofort bewusst sein, dass er entscheiden muss, ob das Spielen kontrolliert und nur schlecht gelungen oder unkontrolliert war." Schlager entschied sich für Letzteres und zog sich damit den geballten Zorn der Gladbacher zu.
Gladbach-Profis schäumen: "Ein Witz"
"Selbst wenn ich die Gladbach-Brille in die letzte Ecke werfe und die Bochum-Brille anziehe, muss ich sagen, dass es kein Abseits ist. Meines Erachtens sieht es nicht aus wie ein unkontrollierter Ball. Er sieht nur unkontrolliert aus, da er ihn nicht richtig trifft", monierte etwa Borussia-Profi Christoph Kramer.
Abseits-Sünder" Hofmann" sprach ob der Entscheidung von einem "Witz".
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Schiedsrichter Daniel Schlager schaut sich die Szene noch einmal auf Video an
Fotocredit: Imago
Aus Sicht von Gräfe könne man das Problem nur mit besserer Technik aus der Welt schaffen. "Man müsste Zeitlupen einsehen können, in denen der Abstand zwischen dem Bochumer Spieler und seinen Gladbacher Gegenspieler zu erkennen ist. Hier wäre die auch schon oft geforderte Transparenz von Nöten und auch für den Schiedsrichter selbst hilfreich", erläuterte der Berliner.
So aber bleibt die Frage im Raum stehen: War es nun eine Fehlentscheidung oder nicht?
"Eine glasklare Fehlentscheidung" sei nur mit der 16 Meter hohen Kamera nicht zu erkennen, meinte Gräfe: "Es ging von Anfang an um die Auslegung und in diesem Fall gibt es durchaus Argumente für beide Seiten."
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Mit dieser unbefriedigenden Erkenntnis müssen die Gladbacher leben.
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