Borussia Dortmund - Edin Terzic vor der Krönung: "Der beste BVB-Trainer seit Jürgen Klopp"

Es gibt dieses Foto, das mehr über die wundersame Reise des Edin Terzic sagt als ein ganzes Buch.

Ein feines Grinsen liegt am 12. Mai 2012 in seinen Zügen, er trägt seinen schwarz-gelben Schal als Fan in der Marathonkurve des Berliner Olympiastadions lässig um den Hals geknotet. Über ihm ist die Choreographie von Borussia Dortmund für das letztlich triumphale DFB-Pokal-Finale gegen Bayern München zu erkennen: "Werdet uns're Helden."

Elf Jahre später ist Terzic der Kurve längst entwachsen, er ist nicht mehr Assistent der U17 und kickt nicht mehr bei Borussia Dröschede in Iserlohn. Er schreit jetzt in die Gelbe Wand hinein statt aus ihr heraus. Am vergangenen Wochenende stach der Cheftrainer vor den ekstatischen BVB-Fans in Augsburg einen Finger in die Luft: Eins noch, Leute! Ein einziges Spiel. Ein Sieg. Dann ist es vollbracht.

Edin Terzic würde dann selbst zum Helden.

Er habe Borussia Dortmund "als Fan und als Mitarbeiter kennengelernt", sagt der 40-Jährige. "Besonders als Mitarbeiter ging es darum, Vollgas zu geben. Das tue ich am Spielfeldrand mit voller Emotion." Die Fans holt er quasi im Vorbeigehen ab, er spricht ihre Sprache. "Wir brauchen nicht nur unsere Stadt, wir brauchen die Region und besonders unser Stadion", betont er dann: "Das haben wir in den letzten Monaten unglaublich gespürt. Wir wollen alle gemeinsam den letzten Schritt gehen."

Zu Saisonbeginn wirkte das alles noch etwas klebrig. Im Vereinsvideo zu seiner Vertragsunterschrift wurde viel getätschelt, schultergeklopft und umarmt, Terzic sprach dazu: "Lasst uns so hungrig sein wie noch nie. Lasst uns so hart arbeiten wie noch nie. Lasst uns so laut sein wie noch nie. Dann bin ich mir sicher, dass wir die große Chance haben, eines Tages zu feiern wie noch nie." Darauf, schloss er, "hätte ich mega Bock".

Glaubwürdigkeit verlieh er den großen Worten nachträglich - durch Erfolg. Und durch sein Verhalten. Edin Terzic, der seinen Vornamen übrigens mit kurzem, hartem "E" spricht (sein Vater ist Bosnier, die Mutter Kroatin), wirkt authentisch. Er ist in allen Interviews bemüht um Klarheit. Um Wahrheit.

Er hat das Gespür für die Stimmung, fühlt sich für die Fans sooo richtig an, er kitzelt die Seele der Spieler. Kurz: Er ist "der beste BVB-Trainer seit Jürgen Klopp", wie die "Süddeutsche Zeitung" schrieb.

Ein größeres Lob ist in der inoffiziellen Borussia-Dortmund-Enzyklopädie der hymnischen Vergleiche nicht vermerkt.

Edin Terzic weiß aber auch, dass ein Märchen ohne Happy End eine tragische Geschichte ist.

Diesen Elfmeter neben das Tor zu setzen, würde den Vater zweier Töchter mit einem Makel behaften, der bei aller Sympathie schwer abzuschütteln wäre. Präsentiert er aber am Sonntag auf dem Borsigplatz 250.000 Ausrastenden die Meisterschale, dann schwebt die ganze Stadt in tränenreicher Seligkeit - und ein Mann, der dem Kern des Vereins entsprungen ist, wäre endgültig ein Glücksfall.

Auch die BVB-Führung darf sich in einer ruhigen Sekunde mal auf die Schulter klopfen. Denn Terzic hatte ja als Interimstrainer 2021 schon den Pokal gewonnen - der Klub aber bereits Marco Rose zugesagt. Terzic kam als Technischer Direktor auf die Warmhalteplatte: Die Trennung von Rose ergab sich auch daraus, dass ein vertrauenswürdiger Nachfolger bereitstand. Und jetzt läuft Edin Terzic heiß.

(SID)