Top-Sportarten
Alle Sportarten
Alle anzeigen

Drei Dinge, die bei FC Bayern gegen den BVB auffielen: Kobel drückt den Selbstzerstörungsknopf

Florian Bogner

Update 03/04/2023 um 16:27 GMT+2 Uhr

Der FC Bayern München kehrt unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel mit einem überzeugenden 4:2 (3:0) gegen Borussia Dortmund an die Tabellenspitze der Bundesliga zurück. Tuchel stellt dabei konservativ auf, was Sicherheit gibt. Der BVB fällt nach einem Blackout von Torwart Gregor Kobel wie ein Kartenhaus in sich zusammen, bei Bayern überzeugt dagegen die Abteilung Attacke. Was uns auffiel.

Tuchel nach Traumstart erleichtert: "War sehr nervös"

Thomas Tuchel kam, sah und siegte - so lässt sich das 4:2 (3:0) des FC Bayern München im Top-Spiel des 26. Bundesliga-Spieltags gegen Borussia Dortmund zusammenfassen. Mit einfachen Mitteln ließ der neue Bayern-Trainer den BVB bespielen, das gab den Münchnern nach der Entlassung von Julian Nagelsmann Sicherheit.
Den Rest besorgten die Gäste beinahe selbst - mit einem Eigentor brachte Keeper Gregor Kobel die Dortmunder früh auf die Verliererstraße (13.), ein Schock, von dem sich die Elf von Edin Terzic nicht mehr erholte.
Nach einem Doppelpack von Thomas Müller (18./23.) war das Spiel vor 75.000 Zuschauern schon früh entschieden, Kingsley Coman erhöhte nach dem Seitenwechsel auf 4:0 (50.).
Das Elfmetertor von Emre Can (73.) - Serge Gnabry hatte Jude Bellingham gefoult - und das 2:4 durch Donyell Malen (90.) waren nur noch Kosmetik. Bayern holt sich damit die Tabellenführung zurück, Dortmund baute dagegen seine "Horrorbilanz" in München aus - es war bereits die neunte Liga-Niederlage in der Allianz Arena in Folge (8:37 Tore).
Drei Dinge, die uns beim Spitzenspiel auffielen.

1. Kobel drückt den Selbstzerstörungsknopf

Borussia Dortmund - das wirkt im Nachhinein paradox - war in den ersten zwölf Minuten das bessere Team in der Allianz Arena. Der Tabellenführer begann mutig, selbstbewusst spielte der BVB die Anfangsminuten munter nach vorne. Wäre Marco Reus nicht am ausgestreckten Bein von Matthijs de Ligt hängengeblieben (7.), die Gäste wären durchaus verdient in Führung gegangen.
Ein Blackout der üblen Sorte ließ dann aber Dortmund wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Nach einem überflüssigen Foul von Emre Can im Mittelfeld an Joshua Kimmich, das Gelb nach sich zog, spielte Dayot Upamecano einen Ball aus der eigenen Hälfte in die Spitze, weil er einen Lauf von Leroy Sané antizipiert hatte.
Gregor Kobel hastete aus seinem Tor und wäre deutlich vor Sané am Ball gewesen - wenn er ihn denn halbwegs getroffen hätte. Der BVB-Torwart schlug stattdessen am Ball vorbei und die nur leicht von Kobels Schienbein touchierte Kugel trudelte unter dem Jubel der Bayern-Fans ins verwaiste Tor (13.).
Kobel selbst wich alle Farbe aus dem Gesicht. Der Schweizer war nach mehreren Wochen mit Oberschenkelproblemen erst zum Spitzenspiel wieder ins BVB-Tor zurückgekehrt - und beeinflusste das Spiel mit seinem groben Klopps sofort negativ.
"Das wünscht man keinem Torwart vor so einer Weltkulisse, aber da sieht man, was fehlende Spielpraxis für ein Einfluss haben kann", sagte Experte Lothar Matthäus bei "Sky". Das Slapstick-Tor hatte vor allem aber auch Einfluss auf Kobels Mitspieler, die förmlich durchsackten. Vom Selbstbewusstsein eines Tabellenführers war ab sofort nichts mehr zu spüren.
Keine 300 Sekunden später reichte den Bayern ein simpler Eckball, um die Führung zu verdoppeln. Matthijs de Ligts wuchtiger Kopfball tropfte Thomas Müller am zweiten Pfosten auf den Oberschenkel, Julian Brandt pennte, Kobel war ein weiteres Mal geschlagen (18.).
Weitere fünf Minuten später war das Match dann bereits entschieden. Wieder gab Kobel keine gute Figur ab: Julian Ryerson verlor den Ball in der eigenen Hälfte, Sané schoss in der Folge wuchtig aufs Tor. Kobel parierte zwar zur Seite, aber zu kurz - Müller staubte erneut ab (23.). Und der BVB war damit schon erledigt.
picture

Nach Gala gegen den BVB: Tuchel äußert sich zu Sané

2.) Tuchel setzt auf Schlichtheit

Tuchel selbst hatte schon am Freitag erklärt: "Wir wollen der Mannschaft das Gefühl vermitteln, dass alles gut es und es keiner großen Maßnahmen bedarf." Mit nur zwei Trainingseinheiten nach der Länderspielpause konnte er das Rad auch gar nicht neu erfinden und entschied sich deshalb dazu, auf Sicherheit zu bauen - ein Konzept, das aufging.
Statt die Mannschaft taktisch mit seinem Input zu überfrachten, baute er das Bayern-Konstrukt von der von Julian Nagelsmann zuletzt präferierten Dreierkette zurück auf Viererkette. Wie hatte er vorher gesagt? "Weniger ist mehr."
In der Offensive ergab sich so ein klassisches 4-2-3-1 mit Joshua Kimmich und Leon Goretzka vor der Abwehr, Thomas Müller auf seiner Lieblingsposition als "falsche Zehn" hinter der Spitze Eric-Maxim Choupo-Moting und mit Leroy Sané (rechts) und Kingsley Coman (links) zwei gelernte Flügelstürmer auf den Außen.
Gegen den Ball ließ Tuchel simpel im 4-4-2 agieren. Müller schob vor auf die Höhe von Choupo-Moting, dahinter verdichteten die Außen die Reihen - eine Grundordnung, mit der auch in der Kreisklasse gespielt wird. Doch wenn man es so spielt wie die Bayern, ist das in der Bundesliga ebenfalls äußerst effektiv.
"Die Spielweise von Tuchel ist klarer und strukturierter", stellte "Sky"-Experte Matthäus fest. Vor allem gab sie Sicherheit. Und "unfair", wie es Tuchel angekündigt hatte, war die Aufstellung auch nicht.

3.) Vier Bayern-Trümpfe glänzen

Dayot Upamecano bekam zwar nicht das Führungstor zugeschrieben, weil Kobel den Ball noch leicht touchiert hatte, war aber dennoch einer der großen Sieggaranten für die Bayern. Mit viel Ruhe und Übersicht erstickte der französische Nationalspieler viele BVB-Bemühungen schon im Keim und luchste Dortmunder Spielern in direkten Duellen immer wieder abgeklärt den Ball ab.
Neben Upamecano überzeugte bei Bayern vor allem aber auch die offensive Dreierreihe. Sané und Coman, der das 4:0 auf Vorlage seines Flügelpartners erzielte (50.), konnten immer wieder Geschwindigkeit aufnehmen und so die BVB-Abwehr in Verlegenheit bringen.
Die Dortmunder Außenverteidiger, Julian Ryerson und Marius Wolf, wirkten so schnell überfordert, bekamen aber keine Unterstützung aus dem Mittelfeld; es wurde selten bis gar nicht gedoppelt - und die wichtigen Eins-gegen-Eins-Duelle entschied der Rekordmeister leicht für sich.
Als Man of the Match durfte sich am Ende aber vor allem Thomas Müller fühlen. Das Bayern-Urgestein hatte von Tuchel schon im Vorfeld das Vertrauen als Führungsspieler erhalten (in einem Atemzug mit dem verletzten Neuer und Kimmich) und genoss gegen Dortmund auf seiner Lieblingsposition alle Freiheiten.
Mit seinen üblichen Läufen penetrierte Müller oft den Strafraum, bot sich immer wieder an, strahlte stets Torgeilheit aus und stand bei seinen beiden Treffern einfach zweimal goldrichtig (18./23.). Dazu ließ er den Ball beim 4:0 von Kingsley Coman (50.) clever durch die Beine laufen.
Dem 33-Jährige gelang sein erster Liga-Doppelpack seit Januar 2021, er traf damit zum 25. Mal mehrfach in der Bundesliga - öfter als jeder andere aktuelle Profi. Als er beim Stand von 4:0 ausgewechselt wurde, gab's stehenden Applaus von der Arena.
Am Ende musste sich Bayern nur den Vorwurf machen, nicht noch zwei, drei Tore mehr erzielt zu haben - der BVB war nach dem 0:4 nämlich eigentlich mausetot.
Das könnte Dich auch interessieren: Live im TV: Kahn greift Matthäus an
picture

Terzic enttäuscht: "Fahren mit einer Portion Wut nach Hause"

Mehr als 3 Mio. Sportfans nutzen bereits die App
Bleiben Sie auf dem Laufenden mit den aktuellsten News und Live-Ergebnissen
Download
Diesen Artikel teilen
Werbung
Werbung