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FC Bayern: Torspektakel beim VfL Wolfsburg nur Randnotiz - Wie Manuel Neuers Interview die Münchner dominiert

Oliver Jensen

Update 06/02/2023 um 10:11 GMT+1 Uhr

Das Aufreger-Interview von Manuel Neuer überschattete am Sonntagabend den 4:2-Auswärtssieg des FC Bayern München gegen den VfL Wolfsburg. Trainer Julian Nagelsmann wählt im Nachgang deutliche Worte in Richtung Neuer, während Leon Goretzka Verständnis hat und Thomas Müller die ganze Geschichte offenbar amüsant findet. Dabei hätte die Partie viel mehr Themen hergegeben.

Nagelsmann über Neuers Interview: "Ich hätte es nicht gemacht"

Aus Wolfsburg berichtet Oliver Jensen
Als die Pressekonferenz fast vorüber war, konnte Julian Nagelsmann seinen Unmut doch nicht mehr verbergen. "Ich hätte das Interview nicht gemacht", sagte der Trainer über die Aussagen von Manuel Neuer. Dieser hatte den Verein für die Freistellung von seinem Torwarttrainer und engen Vertrauten Toni Tapalovic scharf kritisiert – und damit ein Medien-Beben ausgelöst.
Genau dies stört Nagelsmann besonders: "In einer Passage ist zu lesen, dass Bayern München im Mittelpunkt steht. Völlig losgelöst von meiner Person war es nicht zuträglich für den Klub, was Ruhe angeht. Das sehen wir daran, dass ich jetzt von 17 Fragen 16 zu diesem Thema beantworten muss. Und wenn der Klub im Mittelpunkt steht, dann sollte das auch immer so sein."
Eigentlich gäbe es beim FC Bayern genug sportliche Themen, über die es sich nach dem 4:2 beim VfL Wolfsburg zu sprechen lohnt: Der spannende Meisterschaftskampf, der positive Einfluss von Neuzugang João Cancelo, das schöne Tor von Jamal Musiala, der Platzverweis von Joshua Kimmich oder das schwache Defensivverhalten der gesamten Mannschaft.
Doch all das rückt in den Hintergrund, weil der FC Bayern verstärkt fernab des Platzes Schlagzeilen produziert und ein bisschen an den früheren "FC Hollywood" erinnert.

Müller genießt es, wenn sich "etwas rührt"

Der vielfach kritisierte Paris-Trip von Serge Gnabry hatte bereits für Unruhe gesorgt. Das Interview von Manuel Neuer übertrifft dies aber um Längen. Thomas Müller, in Neuers Abwesenheit dienstältester Spieler des FC Bayern, nimmt dies gelassen. "Ich finde es immer gut, wenn sich um den FC Bayern München etwas rührt. Das heißt, dass der Klub und die Spieler noch immer interessant genug sind, dass sie für große Storys herhalten. Irgendwie wollen wir das ja auch", sagte er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen.
"Ich habe es schon damals, als ich noch nicht Teil des Profiteams war, immer ein bisschen genossen, wenn sich etwas drumherum gerührt hat."
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VfL Wolfsburg - FC Bayern

Fotocredit: Getty Images

Doch was genau macht es mit der Mannschaft, wenn der Kapitän den Verein öffentlich scharf kritisiert? Kann so etwas an den Mitspielern in der Kabine einfach abprallen? "Ich glaube schon, dass das unsere Aufgabe ist", sagte Mittelfeldspieler Leon Goretzka. "Ich denke, das fällt dem einen leichter als dem anderen. Aber am Ende des Tages sind wir dazu da, unsere Arbeit auf dem Platz zu machen. Gerade am Anfang des Spiels hat man auch gesehen, dass uns das nicht beeinflusst hat. Wir haben unsere Leistung gebracht. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."

Nagelsmann kritisiert den "öffentlichen Weg" von Neuer

Die Verantwortlichen des FC Bayern hatten kurz nach der Veröffentlichung des Interviews Stellung bezogen. Vereins-Boss Oliver Kahn kündigte an, er wolle "sehr deutlich" mit Neuer sprechen. Der Sport-Vorstand Hasan Salihamidzic legte nach, dass er von Neuer "ein anderes Verhalten erwartet" hätte. Gleichwohl drückten sie sich vorsichtig aus, um einen öffentlichen Streit zu meiden. Beide wollen das direkte Gespräch zu ihrem Torwart suchen. Der Trainer offenbar genauso.
Vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg bestand allerdings noch nicht die Gelegenheit dazu. "Wir haben jetzt Sonntag, sind gestern erst angereist. Ich hatte seit Freitag noch keine Berührungspunkte mit ihm", erklärte Nagelsmann. Er machte keinen Hehl darum, die Reaktion von Neuer nicht nachvollziehen zu können. Zumal er mit dem Torwart über die Freistellung von Tapalovic gesprochen habe: "Ich habe in einem ausführlichen und extrem ehrlichen Vier-Augen-Gespräch alles offengelegt, habe mich nie für einen öffentlichen Weg entschieden und werde mich auch weiterhin nicht dafür entscheiden."

Goretzka kann Neuer verstehen

Gleichwohl scheint es in der Mannschaft auch Verständnis für die Enttäuschung von Neuer zu geben. Als Leon Goretzka gefragt wurde, ob er Neuer verstehen könne, antwortete er: "Verstehen, klar. Sie sind einen sehr langen Weg zusammen gegangen. Das ging nicht nur Manuel so. Wir alle haben viele schöne Zeiten mit Tapa gehabt."
Allzu sehr in die Tiefe wollte er bei diesem Thema allerdings nicht gehen: "Dazu haben sich bereits genug Leute geäußert. Wir tun gut daran, uns auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wir haben gezeigt, dass wir das hinkriegen." Und dennoch droht das Aufreger-Interview beim FC Bayern nachzuwirken.
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So bewertet Bayern-Trainer Nagelsmann den Sieg in Wolfsburg

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