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Der LIGAstheniker: Schmierentheater um Rauswurf von Max Eberl - FC Bayern München wirkt verzweifelt
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Publiziert 02/10/2023 um 12:24 GMT+2 Uhr
Bereits vor dem Showdown zwischen dem FC Bayern München und RB Leipzig kam es zum großen Knall. Sportgeschäftsführer Max Eberl wurde bei den Sachsen kurzerhand vor die Tür gesetzt - und könnte nun beim deutschen Rekordmeister landen. Der LIGAstehniker findet: Verzweifelter könnte der FC Bayern auf der Suche nach der sportlichen Kehrtwende kaum handeln! Ein Kommentar von Thilo Komma-Pöllath.
Max Eberl - RB Leipzig
Fotocredit: Getty Images
Liebe FußballfreundInnen,
Es muss eine ziemliche Verzweiflung herrschen beim FC Bayern, wenn man sich mal die Nachrichtenlage vom Wochenende zu Gemüte führt. Ich fasse noch mal kurz und salopp zusammen: Da spielen die Bayern in Leipzig eine "unerklärliche" erste Halbzeit (O-Ton Joshua Kimmich) und nur weil Trainer Thomas Tuchel in der Kabine das Brüllen anfängt, wird es in der zweiten besser.
Und auf dem Transfermarkt schielen die Bayern nach einem Vertragslosen (Jérôme Boateng) und einem in Ungnade gefallenen Sportdirektor (Max Eberl), die endlich die sportliche Kehrtwende bringen sollen.
Das wirkt doch alles reichlich merkwürdig und wenig glaubwürdig, wenn man sich die Finanz- und die Strahlkraft des Klubs vor Augen führt.
Die Bayern hinter ihrem Soll
Ohne mit den Bayern zu unfair ins Gericht zu gehen, kann man festhalten, dass der Tuchel-Tusch bisher ausgeblieben ist.
Sportlich liegen die Bayern weit hinter ihrem Soll, tabellarisch, vor allem aber in der Art und Weise ihres Spiels.
Eine eigene Idee ist kaum erkennbar, zu fehleranfällig, zu langsam im Spielaufbau, eine Konstanz auf hohem Niveau weniger denn je sichtbar.
Genau dafür aber wurde Tuchel geholt. Und jetzt soll offenbar ein Mann den Laden strukturieren, dem es an "Commitment" fehlt - das wirft Fragen auf.
Schmierentheater um Eberl-Rauswurf
Vor allem aber wirft Fragen auf, welches Schmierentheater einem am Wochenende in der Sache Max Eberl da eigentlich aufgeführt wurde. Eines, bei dem vermutlich kaum ein Wort stimmt.
Da wiederholt der Dosenboss Oliver Mintzlaff in jedem Interview wortgleich, dass ihm bei Eberl das "Commitment für den Klub und die Stadt" gefehlt habe und das klingt dann so wie das Phrasenschwein bei Promitrennungen, dass man sich eben auseinandergelebt habe. Das heißt alles und nix.
Das einzige Ziel solcher Hülsenrhetorik ist es, den Rosenkrieg oder die Geheimabsprachen, die oft genug dahinterliegen, zu kaschieren.
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Max Eberl
Fotocredit: Getty Images
Wird der Fan an der Nase herumgeführt?
Die Widersprüche, das Halbseidene, das Verstellte und das Gelogene ist bei Max Eberl mit Händen zu greifen. Dann werden Leipzigs Trainer und Spieler zu Eberl gefragt, die vom "fehlenden Commitment" nie irgendwas mitbekommen haben wollen. Denn alle waren unisono von der Entscheidung wahlweise "überrascht" oder "total überrascht".
Marco Rose erzählt dann auch, er habe "vertrauensvoll" mit Eberl zusammengearbeitet. Wie kann man mit einem, der keinen Bock hat, vertrauensvoll zusammenarbeiten?
Auch alle Nachfragen bei Mintzlaff warfen dann nur noch mehr Fragen danach auf, was denn "fehlendes Commitment" heiße. Das konnte oder besser wollte der RB-Aufsichtsrat gar nicht erklären, stattdessen war er voll des Lobes für den Kader, den Eberl zusammengestellt hat. Jetzt wird es langsam eng für plausible Erklärungsansätze.
Natürlich geht Eberl zu Bayern!
Vollends Slapstick wird es, wenn dann auch noch Uli Hoeneß von seiner Überraschung berichtet und er natürlich nichts geahnt und gewusst haben will. Spätestens jetzt muss einem klar sein, dass Eberl schnellstmöglich bei Bayern anheuern wird, sobald der erste Schelmenrauch sich lichtet.
Aber warum dieses ganze würdelose Theater? Glaubt man wirklich, dass man Fans und Beobachter so an der Nase herumführen kann?
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Uli Hoeneß
Fotocredit: Imago
Die geschäftlichen Verstrickungen zwischen Bayern und Red Bull (man denke an die neue Basketballhalle der Bayern, den SAP Garden, der im Sommer 2024 für 150 Mio. Euro eröffnet werden soll) sind vom Volumen her so groß, dass die Personalie von Max Eberl - so meine These - auf einer ganz anderen Ebene entschieden wird.
Hier werden Bausteine eines Gerüsts strategisch verschoben, Gegenleistungen inklusive.
Eberl ist nicht das gute Gewissen der Liga
Jedenfalls hat das alles nichts mit fehlendem Commitment zu tun. Denn wenn es so wäre, sollten die Bayern aufpassen, ihr zukünftiges Schicksal an einen neuen Sportvorstand zu binden, der gerade und ausgerechnet in München frisch verliebt ist, wie man lesen kann.
Er wolle "einfach Max sein", so hatte sich dieser grundsympathische Traditionalist des Fußballs zu Beginn 2022 mit Verweis auf ein Erschöpfungssyndrom aus dem Fußball verabschiedet.
Viele glaubten damals wirklich, der kommt nie wieder. Braucht er ja auch nicht, Geld hat er genug verdient. Unter anderem deshalb rieben sich die allermeisten die Augen, als er Ende 2022 ausgerechnet beim Retortenklub Leipzig anheuerte, den Eberl bis dato immer kritisch gesehen hatte.
Sollte sich Eberl also doch den Bayern intern angebiedert haben (auch das wäre fehlendes Commitment), dann ist er nur ein weiterer Karrierist und Kapitalist des Fußballs, der bitte nicht mehr so tun soll, als wäre er das gute Gewissen der Liga.
Zur Person: Thilo Komma-Pöllath
Der Sportjournalist und Buchautor ("Die Akte Hoeneß") beleuchtet in seinem wöchentlichen Blog als LIGAstheniker das Geschehen in der Fußball-Bundesliga für Eurosport.de. Oft skeptisch, ironisch, kritisch - aber einer muss schließlich den Ball flach halten.
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Quelle: Perform
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