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FC Bayern - Das hausgemachte FCB-Problem: Drei Fragen zur Münchner Torwart-Zwickmühle

Dennis Melzer

Update 08/08/2023 um 11:19 GMT+2 Uhr

Während beim FC Bayern in diesem Sommer alle Augen auf das Tauziehen um Harry Kane gerichtet sind, hat sich im Schatten des englischen Superstars ein großes Problem aufgetan: Weil Manuel Neuer nicht rechtzeitig fit wird, Yann Sommer und Alexander Nübel das Weite gesucht haben und potenzielle Neuzugänge abwinken, stehen die Münchner ohne "echte" Nummer eins da. Drei Fragen zur FCB-Zwickmühle.

Sven Ulreich (l.) und Manuel Neuer

Fotocredit: Getty Images

Das Torhüter-Feld beim FC Bayern hat sich in den vergangenen Wochen gelichtet.
Alexander Nübel wechselte zum VfB Stuttgart, Talent Johannes Schenk schloss sich Drittliga-Aufsteiger Preußen Münster an, Yann Sommer zieht es für eine Ablöse von sechs Millionen Euro nach Mailand. Und Manuel Neuer? Der arbeitet neun Monate nach seiner schwerwiegenden Beinverletzung an seinem Comeback. Wann der Kapitän zurückkommt, ist immer noch offen.
Einzig Sven Ulreich ist sowohl noch im Verein als auch einsatzfähig. U19-Torwart Max Schmitt (17) dürfte im Ernstfall als Nummer zwei hochgezogen werden – und dieser Ernstfall tritt voraussichtlich schon am kommenden Samstag ein, wenn die Bayern im Supercup auf DFB-Pokalsieger RB Leipzig treffen (20:45 Uhr im Liveticker).
Denn: Die Verpflichtung eines potenziellen Neuer-Vertreters gestaltet sich verständlicherweise schwierig. Das Münchner Torwart-Problem ist allerdings hausgemacht.
Drei Fragen zur FCB-Zwickmühle.

1.) Wie ist der Stand bei Neuer?

Der Verein hält sich mit Updates zu Neuer seit Monaten zurück, wie es wirklich um die Gesundheit des Star-Keepers bestellt ist, dringt von offizieller Seite nicht nach außen.
Klar ist jedoch: Im ursprünglichen Zeitplan liegt der 37-Jährige längst nicht mehr. Eigentlich sollte Neuer schon im Tegernsee-Trainingslager ins Mannschaftstraining einsteigen. Doch die Woche in Rottach/Egern kam zu früh. Ebenso wie die zehntägige Asienreise. Stattdessen blieb er in der bayrischen Landeshauptstadt, um individuell an seinem Comeback zu arbeiten.
Allerdings scheiterte auch dieses Vorhaben. Während die Teamkollegen in Fernost für den Saisonauftakt ackerten, tauchte Neuer mehr als eine Woche lang ab. Erst am vergangenen Samstag erschien er laut "Bild" wieder an der Säbener Straße, zwei Tage später schaffte der deutsche Rekordmeister kurz und knapp Klarheit: Neuer musste aufgrund einer Metallentfernung am rechten Wadenbein pausieren, hieß es in einem Statement.
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Manuel Neuer arbeitet an seinem Comeback

Fotocredit: Getty Images

Neuer setze sein Aufbautraining demnach fort. Torwart-Training auf dem Platz war für den Routinier nach seiner Rückkehr noch nicht möglich, Neuer arbeitete gemeinsam mit Physio Knut Stamer und machte Stabilisationsübungen im Kraftraum.
Auf Nachfrage von "Bild" reagierte die Neuer-Seite dennoch entspannt. Demnach verlaufe alles normal. Den Anschein erwecken die jüngsten Nachrichten rund um den Weltmeister von 2014 aber nicht. Wie die "tz" zuletzt schrieb, ist eine Rückkehr spätestens im September, also nach der Länderspielpause angedacht.
Letztlich steht Neuers Comeback in den Sternen, der geplante Einsatz in Bremen am ersten Bundesligaspieltag (18. August, 20:30 Uhr) ist aber kaum machbar. Zudem sind neuerliche Rückschläge indes nicht ausgeschlossen. Kein Wunder also, dass die Bayern weiterhin auf der Suche nach einem hochklassigen Ersatzmann sind.

2.) Neuer-Vertreter: Wer sind die Kandidaten?

Geht es nach Lothar Matthäus, dann sollten die Bayern auf dem Transfermarkt kurzen Prozess machen – und mit David de Gea einen erfahrenen Keeper von Weltklasse-Format an die Isar locken.
Der Spanier, der Manchester United zuletzt nach zwölf Jahren verlassen hatte, ist noch auf dem Markt, gar ablösefrei zu haben.
"Ich würde als FC Bayern auf de Gea gehen. Und an de Geas Stelle zu den Bayern", sagte Matthäus in der "Sport Bild". Der deutsche Rekordnationalspieler weiter: "Mit ihm hätten die Bayern einen Top-Mann als Neuer-Ersatz, der sogar dauerhaft die Nummer eins werden könnte, wenn Neuer – was wir alle nicht hoffen – nicht mehr zurückkommen sollte."
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David de Gea kehrt Manchester den Rücken

Fotocredit: Getty Images

Mit Blick auf das mutmaßlich üppige Gehalt des 32-Jährigen, erklärte Matthäus: "Hier darf es nicht um Geld gehen: Die Chance für ihn, bei einem europäischen Spitzenverein zu spielen, ist doch eine riesige, tolle Herausforderung. Ich weiß nicht, ob er zu einem anderen Verein dieser Kategorie wechseln könnte."
Freilich gibt es schlechtere Aussichten als die auf einen Platz im Bayern-Tor. Die Krux ist aber: Was passiert mit einem Spitzenmann wie de Gea, sobald Neuer wieder vollumfänglich fit ist? Trainer Thomas Tuchel hat mehrfach betont, dass er mit seinem Kapitän als Nummer eins plant.
Dies war auch der Auslöser dafür, dass Neuer-Ersatz Sommer den Klub nach nicht einmal acht Monaten wieder verlässt. Zuletzt hatten zahlreiche Namen möglicher Kandidaten die mediale Runde gemacht. Neben de Gea galten Giorgi Mamardaschwili (FC Valencia), Bono (FC Sevilla) und Kamil Grabara (FC Kopenhagen) als Alternativen.
Allerdings haben allesamt den berechtigten Anspruch, dauerhaft erste Wahl zu sein. Den Münchnern dürfte es schwer fallen, einen hochklassigen Ersatzmann zu finden, ambitionierte Torhüter setzen sich nicht freiwillig auf die Bank.
Robert Sánchez, der sich bei Brighton & Hove Albion einen Namen gemacht und auf den Notizzettel der Bayern gespielt hatte, zog es vor, zum FC Chelsea zu wechseln. Bei den Londonern stehen die Chancen auf einen Platz zwischen den Pfosten deutlich besser als in München.

3.) Reicht Ulreich?

Nach Neuers Ski-Unfall und dem damit verbundenen Ausfall für die gesamte Rückrunde musste eine Entscheidung her. Sie fiel gegen Ulreich aus. Ganz offensichtlich trauten die Verantwortlichen dem früheren Stuttgarter nicht zu, Neuer über einen derart langen Zeitraum zu vertreten.
Zum Saisonstart könnte Ulreich aber nun zu einer entscheidenden Figur avancieren, dass er im Supercup am kommenden Wochenende gegen Leipzig zum Einsatz kommt, ist höchst wahrscheinlich.
"Ich weiß ja, dass beim FC Bayern oft andere Themen eine Rolle spielen", sagte er zuletzt während der Münchner Asienreise. Er schob nach: "Aber natürlich würde ich mich freuen, wenn ich die Möglichkeit bekomme, mich zu zeigen. 2018 habe ich das, glaube ich, auch schon hervorragend gemacht, als ich Manu vertreten habe."
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Sven Ulreich

Fotocredit: Getty Images

Tatsächlich sprang Ulreich schon mehrfach in die Bresche, löste seine Aufgabe mit Ausnahme eines schweren Patzers im Halbfinal-Rückspiel der Champions League gegen Real Madrid im Mai 2018 stets solide. Insgesamt kommt er in sieben Saisons auf 86 Einsätze für die Bayern.
Aber reicht Ulreich momentan aus? Und was passiert, wenn er sich auch noch verletzen sollte?
Dann könnte Tuchel – Stand jetzt – nur auf die beiden Nachwuchstorhüter Schmitt und Tom Ritzy Hülsmann (19) zurückgreifen. Zu wenig, auch aus Ulreichs Sicht: "Es muss auch weitsichtig entschieden werden. Wenn Yann Sommer gehen sollte, wäre ich alleine", wurde er am Rande eines Fanevents in Singapur vom "kicker" zitiert. "Das wäre eine Situation, die der Verein so nicht lassen könnte. Deswegen ist es auch richtig, dass man sich auf dem Transfermarkt umschaut."
Ganz gleich, wie es weitergeht. Dass der Klub nun in der Bredouille steckt, ist hausgemacht. Natürlich möchten die Bayern ihren langjährigen Rückhalt nicht verärgern, so lange Neuer aber gesetzt ist, ein echter Konkurrenzkampf nicht stattfindet, wird sich an der Zwickmühle nichts ändern.
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