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FC Bayern enttäuscht auch gegen Union Berlin: Tuchels Mannschaft hat ein Führungsspielerproblem

Thomas Gaber

Update 26/01/2024 um 14:16 GMT+1 Uhr

Statt mit drei überzeugenden Heimsiegen ein Statement zu setzen und Druck auf Bayer 04 Leverkusen auszuüben, ist der FC Bayern München ins neue Fußballjahr gestolpert. Auch beim 1:0-Sieg gegen Union Berlin war nichts zu erkennen von Leichtigkeit und Spielwitz. Die unbestritten hohe Qualität ist nicht permanent auf Knopfdruck abrufbar - doch in schwierigen Phasen zeigt sich Bayerns Hauptproblem.

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In der 72. Minute musste er mal wieder herhalten, der Bayern-Dusel. Union-Stürmer Kevin Behrens kam nach einem Zweikampf mit Konrad Laimer im Strafraum zu Fall und forderte vehement einen Elfmeter ein. Die Pfeife von Schiedsrichter Frank Willenborg bleib jedoch stumm.
Für solche Fälle gibt es aber ja noch den VAR. Doch auch im Kölner Keller war man sich schnell einig, nicht eingreifen zu müssen. Nachvollziehbar, denn hier lag keine eindeutige Fehlentscheidung von Willenborg vor. Und dennoch: Die Bayern hätten sich nicht über einen Elfmeterpfiff nicht beschweren dürfen und sahen das auch ein.
"Wir hatten in dieser Szene sicherlich Glück", sagte Trainer Thomas Tuchel, "das kann man auch als Foulspiel interpretieren." Auch "Übeltäter" Laimer gab zu, "dass man das in beide Richtungen auslegen kann. Ich will zwar gar keinen Kontakt, aber man sieht ihn ja eindeutig. Es kann auch klar Elfmeter sein."
Dass Union-Trainer Nenad Bjelica kurz darauf Leroy Sané zweimal ins Gesicht wischte, weil er sich nach eigener Aussage vom Bayernspieler "provoziert" gefühlt habe und zusätzlich noch "aufgewühlt" war wegen der möglichen Elfmeterszene, war eine unschöne Begleiterscheinung.

Tuchel-Analyse: "Eine sehr seriöse Leistung"

Für die Gemütslage des FC Bayern wiederum ist der nicht gegebene Elfmeter von unschätzbarem Wert. 'Gerade nochmal gut gegangen' steht aus Münchner Sicht über dem Nachholspiel gegen die Eisernen (1:0). Nach dem beschämenden Auftritt gegen Werder Bremen (0:1) ging es in erster Linie um die drei Punkte.
Gleichwohl hatte Tuchel im Vorfeld von seinen Spielern eine "klare Reaktion" eingefordert, schließlich sei seine Mannschaft in die Rückserie nicht ansatzweise auf dem Niveau reingekommen, das den Ansprüchen des Rekordmeisters genügt.
Tuchel will die passende Reaktion erkannt haben. "Wir haben sehr aufmerksam, strukturiert und diszipliniert gespielt. Es war eine sehr seriöse Leistung. Wir haben viel mehr Pässe gespielt und hatten dadurch auch eine ganz andere Geschwindigkeit in unserem Spiel. Zudem waren wir viel aufmerksamer und griffiger bei der Konterverteidigung als in den letzten beiden Spielen", sagte er.

Experte Hitzlsperger sieht erneut "blutleere" Bayern

Tuchels Analyse kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Münchner erneut große Probleme hatten, einen extrem harmlosen Gegner vorzeitig schachmatt zu setzen. "Das ist erneut blutleer, was die Bayern abliefern", sagte "Sky"-Experte Thomas Hitzlsperger nach rund einer halben Stunde Spielzeit.
Der Wille nach dem Bremen-Spiel war vorhanden, von Leichtigkeit und Wow-Effekten im Offensivspiel waren die Bayern jedoch abermals weit entfernt. In aussichtsreichen Positionen wurden die finalen Bälle vors Tor in den meisten Fällen schlampig und unpräzise ausgeführt.
Von Tuchels Plan im Vorfeld der Partie, "den Funken auf die Fans überspringen zu lassen", indem man ein Spiel "mit Lust, Laune und Euphorie" angeht, war allenfalls in den 15 Minuten nach der Pause etwas zu sehen.
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Vakuum bei den Führungsspielern

Dass eine Mannschaft wie der FC Bayern die unbestritten hohe Qualität nicht über eine ganze Saison konservieren kann, ist nicht das Kardinalproblem. In schwierigen Phasen, die man auch den Münchnern zugestehen muss, sind in erster Linie die Führungsspieler gefragt, die Ärmel hochzukrempeln und die Mannschaft durch die Spiele zu navigieren.
Diesbezüglich waren die letzten beiden Auftritte ein Offenbarungseid. Kein Auflehnen gegen die drohende Pleite im Bremen-Spiel, keine Gier, die Partie gegen Union klar zu entscheiden.
Spieler wie Alphonso Davies, Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Leroy Sané oder Kingsley Coman sind schon lange im Verein und qua ihrer Reputation als Titelsammler und Nationalspieler durchaus geeignet, mehr Verantwortung zu übernehmen, als sie auf dem Platz augenscheinlich zeigen.

Positive Entwicklung bei Upamecano

Doch lediglich bei Dayot Upamecano ist in dieser Hinsicht eine positive Entwicklung festzustellen. Doch zu allem Überfluss fällt der Innenverteidiger, dem Tuchel von seinem "Ehrgeiz, seinem Siegeswillen und seiner Körperlichkeit her seit vielen Wochen eine absolute Topform" attestierte, mit einem Muskelfaserriss erneut mehrere Wochen aus. Und auch Laimer wird mit einer Wadenverletzung für einige Spiele fehlen.
Neben Upamecano werden nur der ewige Antreiber Manuel Neuer und Thomas Müller, der aber über seine Rolle als Teilzeit-Startelfspieler nicht hinaus kommt, dem Anspruch eines Führungsspielers auf dem Feld gerecht.
Diese Bayern-Mannschaft ist zu selten in der Lage, spielerisch schwächere Leistungen mit Einsatz auszugleichen und die Spiele entsprechend auf ihre Seite zu ziehen: Siehe Supercup gegen Leipzig (0:3), siehe Pokal-Aus in Saarbrücken (1:2), siehe Klatsche in Frankfurt (1:5), siehe Heimpleite gegen Werder (0:1).
Bereits kommenden Samstag dürfte die Leidensfähigkeit des FC Bayern erneut auf die Probe gestellt werden. Die Reise zum FC Augsburg (Sa., 15:30 Uhr im Liveticker) steht an - laut Goretzka "eines der schwierigsten Auswärtsspiele" in der gesamten Saison.
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