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FC Bayern München - Kommentar zum verbalen Angriff gegen Thomas Tuchel: Uli Hoeneß sucht sich den Falschen aus

Thomas Gaber

Update 28/04/2024 um 13:09 GMT+2 Uhr

Jahrzehntelang sorgte Uli Hoeneß mit verbalen Angriffen im Dienste des FC Bayern München für Unruhe bei den Kontrahenten und lenkte zusätzlich von eigenen sportlichen Problemen ab. Mit seiner komplett unnötigen Kritik an Trainer Thomas Tuchel erweist die "Abteilung Attacke" dem Verein wenige Tage vor dem Champions-League-Kracher gegen Real Madrid allerdings einen Bärendienst. Ein Kommentar.

Tuchel zu Hoeneß-Kritik: "Gibt keinen schlechteren Zeitpunkt ..."

Seit 54 Jahren ist Uli Hoeneß für den FC Bayern tätig. Erst als Spieler, ab 1979 dann 30 Jahre als Manager, gefolgt von zehn als Präsident. Seit 2019 ist er Ehrenpräsident und Mitglied des Aufsichtsrats. In dieser Zeit haben sich viele legendäre Zitate des Bayern-Patrons angesammelt: Humorvolles, Beleidigendes, Meinungsstarkes - es war von allem was dabei.
Doch die am Freitag auf einer Podiumsdiskussion geäußerte Kritik an Thomas Tuchel stellt ein Novum dar. Nie zuvor fuhr Hoeneß einem leitenden Angestellten des FC Bayern derart in die Parade. Dem aktuellen Cheftrainer. In der wichtigsten Phase der Saison. Vier Tage vor Real Madrid (Di., 21:00 Uhr im Liveticker).
Als Manager und Präsident hat Hoeneß viele Bayern-Trainer verbal abgewatscht - aber immer erst nach deren Entlassung. Ein fragwürdiger Charakterzug, aber wenigstens nicht schädlich für den Verein. Wer nicht mehr da ist, kann auch keinen Dreck mehr machen.
Der aktuelle Fall ist gänzlich anders zu bewerten. Hoeneß hat nicht nur Tuchel diskreditiert und dessen Fähigkeiten als Trainer generell infrage gestellt, sondern seinem FC Bayern auch einen Bärendienst erwiesen. Einen ungünstigeren Moment für die Wiederbelebung der "Abteilung Attacke" hätte er nicht wählen können.

Tuchel: Hoeneß-Aussagen "absolut haltlos"

Kommenden Dienstag kommen die Königlichen in die Allianz Arena, das bis dato mit Abstand größte Spiel in einer Saison, die vollgepackt ist mit sportlichen Nackenschlägen. "Es gibt keinen schlechteren Zeitpunkt jetzt für irgendwelche Nebenschauplätze", sagte Tuchel auf der Pressekonferenz nach dem 2:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt.
Zuvor hatte sich der Coach bei "Sky" vehement gegen Hoeneß' Vorwurf, er habe nicht vor, junge Spieler besser zu machen, gewehrt. "Absolut haltlos" sei Hoeneß' Aussage und "meilenweit an der Realität vorbei". Er hätte erst gar nicht darauf reagiert, "wenn es nicht von Uli Hoeneß, von unserem Boss gekommen wäre", versicherte Tuchel, der sich in seiner "Trainerehre verletzt" fühlte.
Was hat Hoeneß da bloß geritten? Was hat ihn dazu veranlasst, Tuchels erfolgreiche Arbeit als Trainer und insbesondere als Talentförderer niederzubügeln? Die Antworten kennt - wenn überhaupt - nur Hoeneß selbst.
Er muss sich der Tragweite seiner Aussagen bewusst gewesen sein, auch wenn er schon länger nicht mehr im operativen Geschäft tätig ist. "Uli Hoeneß hat seit 40, 50 Jahren die größte Reichweite im deutschen Fußball. Seine Worte haben nach wie vor große Wirkung", sagte "Sky"-Experte Lothar Matthäus.

Hoeneß lenkt ab - schießt aber gegen die eigenen Leute

Statt sich vor dem Showdown gegen Real, wie von Matthäus gefordert, als Einheit zu präsentieren, ist der Segen im Hause FC Bayern in Schieflage geraten. Ausgerechnet durch den Mann, dem es über Jahrzehnte gelang, die Widersacher mit verbalen Angriffen zu stressen.
Hoeneß war ein Meister darin, den Fokus auf seine Person zu richten. Ein gewiefter Schachzug, um von eigenen (sportlichen) Problemen abzulenken. Doch es ging stets gegen die anderen. Diesmal stresst Hoeneß die eigenen.
Im Hinblick auf die "nächsten zehn unglaublich wichtigen Tage für uns alle" (Tuchel) bleibt für den FC Bayern die Hoffnung, dass Thomas Müllers Reaktion auf das Tohuwabohu der Wahrheit entspricht. Mit grandiosem Imitationstalent zitierte Müller Oliver Kahn mit den Worten: "Ist mir scheißegal."
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Tuchel stellt klar: "Geht jetzt nur noch um Real Madrid"


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